Heraldik

Das Wappen von Plankstadt: Lilienkreuz und rote Rosen

Mit der Heraldik, also der Wappenkunde, lässt sich viel über die Geschichte eines Ortes herausfinden - auch in Plankstadt. So lässt sich die Wahl der Farben leicht erklären.

Von 
Loreen Apel
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Das Wappen der Gemeinde Plankstadt geht manchen Bürgern sogar unter die Haut. © Gemeinde Plankstadt

Plankstadt. Jedes Gemeindewappen hat seine eigene Geschichte. Diese Reihe zeigt, welche Theorien die Symbole mitbringen und gibt Einblicke in die Wappenkunde, auch Heraldik genannt. In der Heraldik ist der Fachbegriff für die detaillierte Beschreibung die Blasonierung. Die von Plankstadt lautet wie folgt: „In Blau ein geschliffenes silbernes (weißes) Lilienkreuz, belegt mit einer grünbesamten roten Rose mit grünen Kelchblättern und bewinkelt von vier fünfstrahligen goldenen (gelben) Sterne.“

Das Lilienkreuz und die Rosen gehören zusammen mit allen Lebewesen und Gegenstände in der Heraldik zu den „gemeinen Figuren“. Auf der Gegenseite stehen „Heroldsbilder“ – geometrische Figuren, welche bis an den Rändern erstrecken.

Plankstadts ältestes Siegel und der Einfluss des Deutschen Ordens

Das Dorf „Blanckenstat“ wurde erstmals 711 urkundlich erwähnt. Wappen basieren häufig auf Siegeln. Vergleichsweise früh führte das Plankstadter Ortsgericht ein eigenes Siegel, mindestens seit dem Siegeldatum 1487. Es ist damit, soweit bekannt, das älteste Gemeindesiegel der Region und sofort als Ortswappen zu erkennen, da es dem heutigen Gemeindewappen als Vorlage diente. Seit dem 12. Jahrhundert stand der Ort unter der pfälzischen Herrschaft, bei der das Kloster Schönau die Ortsherrschaft innehatte. Doch schon um 1300 kam es zu ersten Konflikten zwischen dem Volk und den Interessen des Klosters.

Das Kreuz im Siegel oder Wappen wurde zu damaligen Zeiten fast ausschließlich von kirchlichen Institutionen wie Klöstern oder Bistümern geführt. Vermutlich spielte die Präsenz des Deutschen (Ritter-)Ordens bei der Gestaltung des Siegelwappens eine Rolle.

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Der verstorbene Plankstadter Heimatforscher Eugen Pfaff weist zur Entstehungsgeschichte des Siegelwappens auf eine Ähnlichkeit mit dem alten Siegel von 1572 und dem heutigen Wappen der Stadt Bad Mergentheim hin, dem Sitz des Deutschen Ordens seit 1526. Eine oft geübte Praxis von Siegelgemeinden war, Siegelbilder von einem frühen Siegelberechtigten zu übernehmen. Leider ist der Siegelstempel von 1640 – die Vorlage des Gemeindewappens – nicht mehr in Gemeindebesitz. Auf dem Weg zwischen Gemeinde und Residenz ist er verschollen.

Das Gemeindewappen – die Entwicklung bis heute

Die Jahre vergingen, die Schreibweise des Ortsnamens und die Siegelformen änderten sich. Im Zusammenhang mit dem Bau eines neuen Schulhauses wandte sich die Gemeinde Plankstadt im Jahr 1896 an die nächsthöhere Behörde, das Bezirksamt in Karlsruhe. Am Haupteingang der neuen Schule, heute Friedrichschule, sollte stolz das Gemeindewappen prangen.

Diese amtliche Auskunft ist der Ursprung des Gemeindewappens in seiner heutigen Form, hervorgegangen aus dem mittelalterlichen Gemeindesiegel. Das Sitzungsdatum des 6. Mai 1896, in der sich der Gemeinderat der Vorstellung des Generallandesarchivs zustimmte, ist also die Geburtsstunde des Plankstadter Gemeindewappens.

Die Farben Blau und Silber (Weiß) beziehen sich auf die bayrisch-wittelsbachischen Grundfarben der Pfälzer Kurfürsten. Der Ursprung des Motivs ist nicht abschließend geklärt. Es handelt sich nicht um ein Fleckenzeichen – denn die Grenzsteine aus dem 18. Jahrhundert zeigen überraschenderweise ein Hufeisen. Eine Vermutung ist, dass eine Verbindung zum Zisterzienserkloster Schönau geschaffen wird, da die Lilien und Sterne Symbole der Muttergottes sind. Allerdings gibt es Zweifel daran, da es viele Konflikte zwischen der Gemeinde und dem Kloster gab.

Im Jahre 1987 stiftete ein ortsansässiger Steinmetzbetrieb anlässlich des 500-jährigen Jubiläums ein stark vergrößertes Relief des Siegels in Sandstein. Es ziert mit einer Bronzeplakette die linke Seite des Rathauseingangs und symbolisiert die 400-jährige Eigenständigkeit und den Behauptungswillen der Gemeinde. In seinen blau-silbernen (weißen) Grundfarben schmückt es heute wie damals öffentliche Gebäude (Wasserturm, Schule, Rathaus), Gemeindefahnen, Schriftstücke und Publikationen.

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