Plankstadt. Noch Mitte Mai stand beim Verein für Hundezucht und Hundesport im Neurott alles still und Petra Rühle vom Vorstand sagte zu diesem Zeitpunkt: „Wenn wir wollten, könnten wir Einzeltraining machen. Das ist lächerlich. Wenn wir uns mit Maske auf unserem weitläufigen Platz treffen würden, bestünde sicher kaum Gefahr. Am schlimmsten ist der Stillstand für die Hunde, vor allem die jungen, die alles verlernen. Wer sich freut, sind die privaten Hundetrainer, die bis zu 80 Euro verlangen. Das kann sich nicht jeder leisten. Das verstehe, wer will.“
Doch die Lage hat sich geändert und Ende Mai ging es weiter. Die Folgen des Corona-Stopps seien bis heute allerdings deutlich spürbar. Wir besuchten sie beim Teamtraining.
Acht Herrchen und Frauchen trudeln nach und nach zusammen mit ihren Vierbeinern ein. Man begrüßt sich freundlich, die Atmosphäre ist entspannt und es scheint immer noch große Freude in der Luft zu liegen, dass man sich wieder sehen darf. Inzwischen weiß man ja, dass dies, wie vieles, nicht mehr selbstverständlich ist.
„Nur einen Moment noch“, sagt Petra Rühle, nimmt eine Pipette und füttert einen kleinen Vogel. „Ein Spatz, der aus dem Nest gefallen ist, den päpple ich auf“, meint sie lächelnd, während ihr großer Thürner Wolfshund neugierig und bemerkenswert brav dabei zusieht. Die Frau aus dem Vorstand, die selbst fast täglich auf den Hundeplatz kommt, hat eben nicht nur ein Herz für Hunde.
Situationen aus dem Alltag
Unterstützt von Trainerhelferin Rosa Stanislawski findet nun Teamtraining statt - und das Programm hat es in sich. Denn die Gruppe muss viel nachholen, weil in ein paar Wochen ein Verbandsrichter zur Prüfungsabnahme kommt. Im Training werden Alltagssituationen simuliert. Zwei Menschen treffen sich, der eine mit, der andere ohne Hund. Sie unterhalten sich lautstark, fuchteln mit den Armen oder Herrchen und Tier laufen durch eine wilde Gruppe von Passanten, die beängstigend für den Hund sein könnte.
Auch zu Ballspielenden Kindern darf der Liebling natürlich nicht einfach laufen, um sich das verführerische Spielzeug zu schnappen. Erhält der Hund ein Kommando wie „Platz“, muss er sitzen bleiben, bis er gerufen wird, auch wenn sein Mensch sich zehn Meter entfernt. Trainiert wird also alles, was wichtig für ein möglichst reibungsloses Zusammenleben ist.
„Beim nächsten Treffen verlassen wir den Platz und gehen durch Plankstadt. Es soll ja auch im Alltag klappen. Das übt man am besten auch ‚in echt‘“, sagt die erfahrene Trainerin Petra Rühle. Doch dann muss sie einschreiten: „Halt! Was hast du vergessen?“, fragt sie einen Teilnehmer, der ratlos wirkt. „Ihm zu sagen, dass er das fein gemacht hat. Du musst ihn loben. Und jemand hat vorhin ein Leckerli gegeben. Das geht gar nicht, wenn für eine Prüfung trainiert wird“, meint sie, begründet aber auch sofort, warum. „In der Prüfung ist das nicht erlaubt. Denkt immer dran, immer loben, wenn der Hund etwas gut gemacht hat. Das ist auch mehr wert als jedes Leckerli.“
Auf die Frage, was sie gedacht habe, als sie erfahren habe, dass es wieder losgeht, antwortet Teilnehmerin Sabine Tressi: „Yeah!“ „Die Gemeinschaft habe ich sehr vermisst. Ich bin wirklich froh, habe aber mit ,Jette’, meiner Berger-de-Picardie-Hündin, zu Hause trainiert. Aber ich bin schon lange dabei. Das hat bei vielen nicht so geklappt.“, ergänzt sie.
Petra Rühle wird deutlicher: „80 Prozent der Junghunde haben das meiste oder sogar alles verlernt. Jetzt haben wir einen regelrechten Stau. Unsere drei Trainer haben extrem viel zu tun.“ Aber Hilfe naht: Alex Jess, der heute mit seiner dreijährigen Hündin „Zoe“ teilnimmt, verrät: „Ich mache den Trainerschein. Warum? Weil es Spaß macht.“ Hilfstrainerin Rosa Stanislawski betont: „Der Hundeplatz hat mir sehr gefehlt. Das Training ist so wichtig, vor allem wenn jemand noch keine Hunde hatte. Es bringt beide zusammen und man lernt sein Tier ganz anders kennen.“
Von Pfote zu Hand
Julia Pistorius kommt extra aus Heidelberg mit ihrem Mini Australian Shepherd „Timmy“. Er ist noch sehr verspielt und das Gehorchen muss noch geübt werden. „Ich war richtig verzweifelt. Auf einem anderen Hundeplatz hat es gar nicht geklappt. Dann sind wir hierher und der Lockdown kam. Da hat er alles verlernt. Aber jetzt läuft es immer besser“, sagt sie erleichtert.
Danach geben sich „Timmy“ und Julia Pistorius sich ein „High five“ - von Pfote zu Hand. Petra Rühle schmunzelt und ergänzt: „Bei uns darf der Hund noch Hund sein und das Sozialisieren unter den Hunden funktioniert hier so toll wie unter den Mitgliedern.“
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