Faktencheck

Bürger wollen neues Bahnprojekt verhindern

Einwohner gründen eine Interessengemeinschaft für Plankstadt und die Umgebung. Das ist der aktuelle Stand bei der geplanten Güterbahnstrecke.

Von 
Catharina Zelt
Lesedauer: 
Wo heute der Raps wächst und Menschen spazieren gehen, könnte es bald vorbei mit der Ruhe sein, sollte die Bahn ihre neue Güterstrecke hier bauen. © Montalbano

Plankstadt/Eppelheim. Im Zuge ihrer Planungen für die zweigleisige Neu- oder Ausbaustrecke Mannheim-Karlsruhe hat die Deutsche Bahn ja auch das Gebiet zwischen Plankstadt und Eppelheim inklusive der angrenzenden Gemeinden für die finale Trassenführung in die engere Wahl genommen (wir berichteten mehrfach). Weil die Einwohner nicht hinnehmen wollen, dass bald Güterzüge zwischen den beiden Kommunen rollen, haben sie jetzt die „Bürger-Interessengemeinschaft Plankstadt und Umgebung“ gegründet. Im Faktencheck haben wir die Planungen der Bahn und die Informationen über die Interessengemeinschaft zusammengefasst.

Wo soll die geplante Strecke verlaufen?

Zunächst ist wichtig zu betonen: Fest beschlossen ist noch nichts. Es handelt sich bisher um eine Möglichkeit, die nun in die engere Auswahl gekommen ist. Die Schienen würden direkt an Plankstadt und Eppelheim vorbeiführen. Östlich von Plankstadt und westlich von Eppelheim wird dabei die Schwetzinger Straße gequert. Eine weitere Kreuzung ist die Grenzhöfer Straße in der Nähe vom Jungholz. Die mögliche Trasse verläuft durch den Grenzhof vorbei an Plankstadt und Eppelheim und am Patrick-Henry-Village bis runter nach Walldorf. Auch Oftersheim könnte am östlichen Rand seiner Gemarkung betroffen sein.

Wie ist der aktuelle Stand der Planungen?

Nach der Ausarbeitung der Linienkorridore werden nun durchgehende Linienvarianten entwickelt. Dazu werden die Segmente miteinander verglichen. Das Planungsteam setzt dazu auf Basis der Führungsachsen bestimmte Stellen als Gelenkpunkte fest – das sind Bereiche, in denen sich mehrere Linienkorridore treffen, tangieren oder schneiden, heißt es auf der Internetseite des Projektes. Ausgehend von diesen Gelenkpunkten werden dann verschiedene Linienführungen – sogenannte „Segmente“ – zu den jeweils nächsten Gelenkpunkten geprüft.

Wer steckt hinter der „Bürger-Interessengemeinschaft Plankstadt und Umgebung“?

Mehr zum Thema

Geplante Güterbahntrasse

Aufregung um neues Bahnprojekt: „Nur Nachteile“ für Plankstadt

Veröffentlicht
Von
Marco Montalbano
Mehr erfahren
Gemeinsamer Brief

Politiker setzen sich bei Bahntrasse ein

Veröffentlicht
Von
Gemeinsame Erklärung
Mehr erfahren
Bahnlärm

Hockenheimer Bürgerinitiative Stille Schiene will „Stereobeschallung“ verhindern

Veröffentlicht
Von
zg/kso
Mehr erfahren

Verantwortlich sind die beiden Plankstadterinnen Caren Thönnessen-Knoglinger und Alexandra Ulrich.

Was fordert die Interessengemeinschaft?

Die Interessengemeinschaft stellt auf ihrer Webseite mehrere Forderungen an das Bahn-Projektteam. So sollen die Gemeinden nicht zerschnitten und die gewachsenen Ortsstrukturen nicht zerstört werden. Zudem sollen weder die Existenzgrundlage der Landwirtschaft noch die Lebensräume von geschützten Tierarten und Pflanzen zerstört werden. Größtmöglicher Lärmschutz und mögliche Tunnellösungen sollen bereits jetzt berücksichtigt werden. „Wir fordern zusätzliche Gutachten, die von unabhängiger Stelle erstellt werden“, heißt es. Interessenkonflikte innerhalb der Bahn und deren Dienstleister dürften nicht sein und Kosteneinsparungen und Profitdenken nicht zulasten der Bevölkerung gehen.

Was möchten die Mitglieder und Unterstützer erreichen?

Ziel ist es, die Güterbahntrasse an dieser Stelle zu verhindern. Die Verantwortlichen betonen in einer Pressemitteilung, dass es nicht sein könne, bei der Planung ausschließlich wirtschaftliche und planerische Vorteile zugunsten der Bahn in den Vordergrund zu stellen. Aktuellen Überlegungen der Bahn zufolge werde der Lärmschutz ausschließlich auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß reduziert – Tunnellösungen für den zusätzlich dringend benötigten Lärmschutz fänden an dieser Stelle bislang überhaupt keine Berücksichtigung.

Wie agiert die Interessengemeinschaft?

Ein wichtiges Anliegen der Bürger-Interessengemeinschaft ist die enge Zusammenarbeit mit den Kommunen, Parteien, Bürgermeistern und zuständigen Landtags- und Bundestagsabgeordneten, heißt es in der Pressemitteilung. Die Bereitstellung von Informationsmaterial sowie Plakataktionen, örtliche Begehungen der geplanten Güterbahntrasse mit Presseterminen möchte man künftig ebenfalls organisieren.

Wie können Bürger mitwirken und sich engagieren?

Die Bürger-Interessengemeinschaft bittet alle Bürger aus den Gemeinden Plankstadt, Eppelheim, Grenzhof, Oftersheim, Sandhausen und Umgebung sich kostenlos auf der neu eingerichteten Homepage zu registrieren. Insbesondere freue man sich auf freiwillige Helfer zu den Themen „Lärm, Natur, Umwelt“. Ehrenamtliche Unterstützer wie beispielsweise Ingenieure, Planer oder Rechtsanwälte seien natürlich ebenfalls willkommen.

Was sagen die Bürgermeister der betroffenen Kommunen zur geplanten Trasse?

Bürgermeister Nils Drescher, Eppelheims Stadtchefin Patricia Rebmann und Bürgermeister Jens Geiß werden in naher Zukunft eine gemeinsame Stellungnahme zu den Planungen der Deutschen Bahn abgeben – so kündigen sie es an. Wir werden darüber berichten.

Info: Weitere Informationen und eine Unterstützerliste gibt’s unter www.keine-bahntrasse.de

Freie Autorin Frei Mitarbeiterin Print und Online

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung