Bücherei

Carl Theodor in Plankstadter Bücherei zum Leben erweckt

Mit einer Handpuppe und viel Charme bringt Angelika Zöbeley den kleinen Besuchern der Plankstadter Bücherei die historische Persönlichkeit des Kurfürsten Carl Theodor nahe. Die ehemalige Grundschullehrerin erzählt vom Leben des  Herrschers und lässt die Kinder sogar in seine Rolle schlüpfen.

Von 
Marco Montalbano
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Angelika Zöbeley vermittelt kindgerecht interessante Informationen zu Kurfürst Carl Theodor. In der Plankstadter Bücherei erfahren die jungen Zuhörer natürlich auch, dass der Adelige dieses Jahr seinen 300. Geburtstag gefeiert hätte. © Montalbano

Plankstadt. Rund eine Stunde erfuhren Kinder ab fünf Jahren in der Plankstadter Bücherei mehr über den berühmten Kurfürsten Carl Theodor. Ganz alters- und kindgerecht verpackte Angelika Zöbeley, die rund ein Vierteljahrhundert Grundschulkinder in Plankstadt unterrichtete hat, Informationen zu „Carl“, dem gebildeten und vielseitig interessierten Förderer der Wissenschaft und Kunst, der als vorwärts gewandter Adeliger seiner Zeit weit voraus war, das Leben und die Kunst liebte und dem Volk und dem Gedanken der Aufklärung bemerkenswert nahestand.

Mit einer Handpuppe und viel Freude an der Wissensvermittlung gelang es Zöbeley, die Kinder für die Geschichte der Region und die wichtige historische Persönlichkeit zu begeistern.

Komponist und Mäzen

„Gestatten? Ich bin es, der Carl“, ließ sie ihre Handpuppe sagen, um diese vorzustellen. Darunter ein kleines Aufklapptheater mit wechselnden bunten Illustrationen. Darauf zu sehen: Carl beim Eisessen, das er so gern gehabt habe, wie Sorbet mit Früchten und Honig oder auch als Fürst beim Musizieren. Die gedruckten Zeichnungen stammen von der Pädagogin selbst, sogar ein ganzes Büchlein gibt es (wir berichteten).

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Dann erzählt der Kurfürst: „Ich liebe die Musik und spiele Cello und Querflöte. Ohne mich damit brüsten zu wollen, aber ich komponiere auch und Mozart war dreimal bei mir zu Besuch.“ Dann fragt Zöbeley die Sechs- bis Achtjährigen: „Weiß jemand, was komponieren bedeutet?“ Die Kinder schütteln mit dem Kopf. Die Pädagogin erläutert es und schlüpft sofort wieder in die Rolle des kleinen Carl.

Besonders fortschrittlich

Eine eigene große Bücherei habe er gehabt, im Mannheimer Schloss. Mit ganz vielen Büchern, genau wie die in der Bücherei hier in Plankstadt. „Wie viele Titel waren es hier noch gleich“, erkundigt sie sich bei der stellvertretenden Leiterin Gabi Tagscherer, die gerne Auskunft gibt und sofort antwortet: „25 000“. Die kurfürstliche Privatbibliothek sei an drei Tagen in der Woche für die Bevölkerung zugänglich gewesen. Nur ausleihen habe man die Bücher noch nicht können. „Dass da seine Untertanen rein durften, war damals etwas ganz Besonderes, genau wie, dass sie den Schlossgarten Schwetzingen besuchen konnten. Seine Fürstenkollegen wollten so etwas gar nicht haben“, so die Pädagogin.

Und Carl Theodor sei mit einem sehr klugen Mann befreundet gewesen, dem Franzosen Voltaire. Da der Kurfürst in der Regel Französisch gesprochen habe, so wie im 18. Jahrhundert für den Adel europaweit üblich, sei der Austausch mit Voltaire gar kein Problem gewesen. Aber gelesen, das habe der mehrsprachige Adelige damals schon viel auf Deutsch.

Seine finanzielle Förderung habe die Begründung der modernen Meteorologie ermöglicht, was den Bauern der Region zugutegekommen sei und er habe für Blitzableiter auf seinen Schlössern gesorgt. Er habe auch selbst gerne Experimente gemacht und dafür gesorgt, dass seine armen Frankenthaler Untertanen durch eine Porzellanmanufaktur Arbeit bekamen. Dies und noch mehr habe „Carl“ so besonders gemacht, dass man sich auch 300 Jahr später noch gerne an ihn erinnere.

Mit großem Interesse sogen die jungen Teilnehmer die ansprechend dargebotenen Informationen auf. Am Ende wurde gemeinsam gesungen, sodass es fröhlich durch die Bücherei hallte: „Der Carl, der Carl, der konnte viel, hei hussassa, der konnte komponieren und regieren, liebte die Feste und hatte viele Gäste.“ Und alle sangen mit. Zuletzt durften die Kinder zu deren Freude selbst in die Rolle des Fürsten schlüpfen, von Zöbeley passender Weise in einen edlen Umhang gehüllt, aus deren Leben berichten, bevor am Maltisch mit bunten Stiften Szenen daraus angefertigt wurden. Zum Abschluss gab es für alle ein Bilderheft mit den lustigen und lehrreichen Illustrationen der engagierten Pädagogin.

Schüler Moritz meinte: „Ich habe ihn vorher nicht gekannt. Das war spannend.“ Dian sagte anerkennend: „Der Carl hat echt viel gearbeitet und getan.“ Und Gabi Tagscherer kommentierte: „Angelika Zöbeley, die mit ihrer schönen Infoveranstaltung für die Kleinen hier auch schon in Kindergärten unterwegs war, kontaktierte uns. Wir fanden das eine tolle Idee.“

Freier Autor Freier Journalist. Davor Pressereferent. Studium der Politikwissenschaft.

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