Plankstadt. Gartenbaumeister Rolf Simianer hat wirklich vieles versucht: Seit es die ersten Corona-Schnelltests gab, hat er sich und seine Mitarbeiter mehrmals die Woche abgestrichen. Seit die 3G-Regeln am Arbeitsplatz gelten, testet er seine Mannschaft jeden Tag zusätzlich – auch alle Geimpften, wie seine Frau und sich selbst. Seit Beginn der Impfkampagne hat er außerdem unzählige Gespräche mit seinen Angestellten geführt, um sie von der Sinnhaftigkeit einer Immunisierung zu überzeugen. Doch von seinen rund zehn Mitarbeitern haben sich trotzdem nur wenige die Spritze geben lassen.
„Da bewahrheitet sich wohl tatsächlich die Erkenntnis, dass die Osteuropäer bei dem Thema deutlich skeptischer sind: Fast alle meine Mitarbeiter kommen aus der Region und viele wollen sich partout nicht vom Impfen überzeugen lassen“, sagt Rolf Simianer leicht resigniert. Mit seinem inhabergeführten Betrieb im Gewerbering steht er indes nicht alleine da: Alle Unternehmen müssen inzwischen die 3G-Regel anwenden. Arbeiten darf nur noch, wer geimpft, genesen oder nachweislich getestet ist. Was der Pandemie-Bekämpfung helfen soll, ist gerade für kleine Unternehmen eine Herausforderung.
Rolf Simianer und seine Frau Sabine Schmitt nehmen das Thema sehr ernst, haben extra vor einigen Wochen ihren Vorrat an Selbsttests aufgestockt und wollen eigentlich auf Nummer sicher gehen. Neben den offiziellen Vorgaben stellen sie deshalb allen Angestellten kostenfrei Tests zur Verfügung und kontrollieren die Ergebnisse exakt. „Ich führe ein Protokoll, so dass wir sicher sein können, dass keiner von uns infiziert ist“, erklärt Schmitt.
Mehr Ablehnung bei Zweiflern
Mit einem Schreiben, das jeder Angestellte gegenzeichnen musste, hat ihr Mann noch einmal auf die aktuellen Regeln hingewiesen und erneut für die Impfung geworben. „Aber die Reaktionen waren sehr zurückhaltend. Ich habe das Gefühl, dass die verschärften Maßnahmen bei Leuten, die sich nicht impfen lassen wollen, eher zu noch mehr Ablehnung führen. Sie fühlen sich gegängelt und gehen wohl in die Opposition“, sagt Rolf Simianer.
Für seinen kleinen Gartenbaubetrieb sind die Vorgaben eine ziemliche Herausforderung. Zum einen sind die Preise für Tests in den vergangenen Wochen sprunghaft angestiegen. „Da machen wieder einige das große Geschäft, so wie schon bei den Masken. In einer solchen Notlage muss da doch der Staat eingreifen und solche Entwicklungen verhindern. Stattdessen sind die Tests inzwischen zum Teil sogar ausverkauft“, beklagt Gartenbaumeister Rolf Simianer.
„Wir wollen etwas gegen die Pandemie tun und werden auch gesetzlich dazu verpflichtet, aber die Politik schafft es gleichzeitig nicht, die Voraussetzungen zu schaffen.“ Momentan hat er noch einen kleinen Berg an Selbsttests gehortet – doch wenn er in den nächsten Wochen keine neuen nachkaufen kann, wird der Vorrat spätestens an Weihnachten aufgebraucht sein.
Etwas einfacher ist die Lage bei größeren Betrieben in Plankstadt. Die Welde-Brauerei kann auf ein umfassendes Corona-Konzept und merklich größere Ressourcen zurückgreifen. „Wir sind die Situation ja schon seit bald zwei Jahren gewohnt, da sind die neuen Testpflichten keine große Sache mehr“, sagt Welde-Sprecherin Susanne Schacht.
Externer Dienstleister im Einsatz
„Viermal die Woche wird ein externer Dienstleister bei unseren ungeimpften Mitarbeitern einen Test durchführen, für den fünften Tag müssen die Kollegen dann auf die öffentlichen Bürgertests zurückgreifen. Der Anteil der Ungeimpften dürfte bei uns allerdings nicht sonderlich hoch sein, weshalb wir da keine Probleme erwarten“, fügt sie hinzu.
Bei den 55 Mitarbeitern habe es bislang keinen einzigen Corona-Fall gegeben, was sicherlich auch an den Maßnahmen seit Beginn der Pandemie liege.
„Unser Geschäftsführer Max Spielmann und die ganze Inhaberfamilie haben das im vergangenen Jahr sehr schnell, pragmatisch und mit der nötigen Zuversicht umgesetzt: Seitdem sind die Schichten in der Produktion entzerrt, so dass sich die Mitarbeiter möglichst wenig begegnen. Die Verwaltung ist größtenteils im Homeoffice, und wer doch ins Büro kommen muss, der kann sich bereits seit langem testen lassen – unser Vorrat an Selbsttests ist entsprechend noch groß“, erklärt Susanne Schacht.
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