Plänkschter Geschichte(n) - Bisher kein Denkmal für das Plankstadter Original

Das traurige Leben des in Plankstadt geborenen „Blumenpeter“

Meist wird Peter Schäfer, der „Blumenpeter“, als bekanntes Mannheimer Original beschrieben. Witzbücher und Anekdoten zeichnen ein stark verfälschtes Bild von Peter Schäfer.

Von 
Ulrich Kobelke
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Peter Schäfer ist in Mannheim als „Blumenpeter“ bekannt. Geboren wurde er 1875 aber in Plankstadt. © Gemeindearchiv

Plankstadt. Meist wird Peter Schäfer, der „Blumenpeter“, als bekanntes Mannheimer Original beschrieben. Einer, der ungefragt zur Witzfigur wurde, dem unzählige lustige und auch weniger lustige Geschichtchen zugeschrieben wurden, den früher jedes Kind und jeder Erwachsene sowieso durch die vielen kursierenden „Blumenpeter“-Witze kannte, die jedoch von jeglicher Wirklichkeit weit entfernt waren.

Und dabei war er kein Mannheimer, sondern ein Plänkschder! Am 5. April 1875 als uneheliches Kind im Waldpfad 67 mit dem Familiennamen Berlinghof geboren, erhielt er durch seinen späteren Adoptivvater den Familiennamen Schäfer. Geistig behindert zog er, der nie eine Schule besuchen konnte – der Begriff der Inklusion war damals wahrscheinlich noch gar nicht erfunden –, mit seinen Eltern nach Mannheim, wo er von geschäftstüchtigen Menschen unter die Fittiche genommen wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg verbrachte er den Rest seines Lebens in den Heil- und Pflegeanstalten Weinheim und Wiesloch. Er starb am 15. Juni 1940 im Wieslocher Krankenhaus.

„Kaaf mer ebbes ab“

Sie machten ihn in der Zeit der Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert zu dem, was wir heute noch unter dem „Blumenpeter“ verstehen: ein kleinwüchsiger, geistig behinderter Junge, dem lustige Schlagfertigkeit angedichtet wurde und der in Mannheimer Lokalen kleine Blumensträußchen verkaufen musste, immer mit seinem bekannt gewordenen Spruch „Kaaf mer ebbes ab“.

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Von
Volker Widdrat
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In Plankstadt haben bislang alle Vorstöße des Gemeindearchivars, an ihn zu erinnern, immer ins Leere geführt. Eine Straßen- oder Platzbenennung scheiterte, ebenso Vorschläge, ihm im Ort ein kleines Denkmal zu setzen. Wir alle wissen, dass die Mannheimer damit keine Probleme hatten: Das kleine Denkmal auf den Kapuzinerplanken ist ein deutlicher Beweis, ebenso die häufige Erwähnung, wenn er bei besonderen Ordensverleihungen, im SWR Mannheim oder in den Theatern auf ihn verwiesen wird.

Es ist ein großer besonderer Verdienst des Journalisten Eberhard Reuß, der in zwei Büchern und Filmbeiträgen das wahre Leben des Peter Schäfer akribisch recherchiert und so in der Öffentlichkeit einiges über den „Blumenpeter“ zurechtgerückt hat: „Erinnerungen an den ,Blumepeter’: Peter Schäfer – Ein Mannheimer Schicksal“ und „Kaaf mer ebbes ab . . .“. Die Wirklichkeit des Lebens war nämlich eine andere als in Witzbüchern und Anekdoten dargestellt.

Eberhard Reuß: „Als im Jahr 2011 die RNF-Sommertour in Plankstadt Station machte und Plankstadt den Sieg unter sieben Gemeinden des Verbreitungsgebietes davontrug, wurde die Inszenierung des ,Blumenpeter’-Auftritts sehr beklatscht – Hans Brixner in der Rolle des Peter Schäfer – unschlagbar!“

Doch zurück zur Ausgangsfrage: Warum gibt es bis heute keinerlei sichtbare Erinnerung an die Figur des „Blumenpeters“ in der Gemeinde? Stehen wir mittlerweile nicht längst über althergebrachten und längst überholten Ressentiments gegenüber einem Behinderten? Würde eine Erinnerung an ihn dem Ansehen der Gemeinde wirklich schaden, wie früher argumentiert wurde? Würde es sich nicht gehören, ihn der Vergessenheit zu überantworten?

Unscheinbar und doch bekannt

Ein eigentlich unscheinbarer Mensch, dessen Leben tragisch verlief und dessen angebliche Scherze früher in aller Munde waren. Wäre es so schwierig, eine geeignete Straße zu finden, die seinen Namen tragen könnte? Wir kennen ja aus alten Akten die oft haarsträubenden Diskussionen im Gemeinderat, wenn es um Straßenbenennungen ging.

Wäre nicht auch ein kleines Plätzchen wie zum Beispiel der neu gestaltete Platz an der Ecke Schwetzinger Straße/Waldpfad, der ja in unmittelbarer Nähe seines Geburtshauses liegt, das inzwischen der Gemeinde gehört, eine geeignete Lokalität? Und ein kleines Denkmal dazu würde die Erinnerung dauerhaft abrunden. Vielleicht wäre sein 150. Geburtstag am 5. April 2025 eine gute Gelegenheit, die Erinnerung an den „Blumenpeter“ etwas aufzufrischen und wachzuhalten.

Das Projekt ist mit Bürgermeister Nils Drescher bereits abgesprochen und findet seine volle Unterstützung. Auch der Verwaltungschef ist der Meinung, dass es Zeit wird für eine bleibende Erinnerung an den „Blumenpeter“. Derzeit finden entsprechende Vorgespräche statt – denn gut Ding will ja bekanntlich Weile haben und so ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis auch in Plankstadt der „Blumenpeter“ öffentlich präsent wird.

Freier Autor

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