Plankstadt. Auf Initiative des Plankstädter Architekten Edgar Treiber wurde im Spätjahr 2011 in der TSG-Vereinsgaststätte der Arbeitskreis „Runder Tisch – Doomools un‘ jezzard“ ins Leben gerufen. Gründungsmitglieder waren neben Treiber auch Valentin Baust, Ulf-Udo Hohl, Albert Schardt und Helmut Schneider. Außerdem hatte der ehemalige Verwaltungsratschreiber Hans Ochs seine Mitarbeit zugesagt.
Kurze Zeit später kamen Dr. Friedrich Rösch, Heinz Wink, Otto Günther und Werner Engelhardt hinzu. Am 12. Oktober 2012 hat sich der Arbeitskreis schließlich sogar als Verein konstituiert. Als Obmänner wurden Edgar Treiber, Hans Ochs und Ulf-Udo Hohl gewählt. Schatzmeister wurde Helmut Schneider. Zwischen den Vereinsmitgliedern entstand eine echte Freundschaft. „Bedauerlicherweise verstarben inzwischen drei Gründungsmitglieder: Valentin Baust im Mai 2012, Hans Ochs im Februar 2016 und Ulf-Udo Hohl im September 2019. Viel Wissen über die Ortsgeschichte ging dadurch verloren“, bedauert der Verein.
Der wohl größte Erfolg des Vereins war die Herausgabe der Broschüre „Jean Cox – Erinnerungen an einen großen Sänger“ und die dazugehörige Gedenkveranstaltung im Januar 2014 im voll besetzten Sitzungssaal des Gemeindezentrums. Viel Prominenz war anwesend, wie die beiden Cox-Töchter Marsha und Amelia, der ehemals führende Verdi-Bariton am Mannheimer Nationaltheater Michael Davidson, die Landtagsabgeordnete Rosa Grünstein, die Bürgermeister Werner Weick, Wolfgang Huckele und Jürgen Schmitt. Jean Cox wäre am 16. Januar nächsten Jahres 100 Jahre alt geworden. „,Doomools un‘ jezzard’“ will mit einem umfangreichen Pressebericht seiner gedenken“, schreiben die Verantwortlichen des Arbeitskreises.
Ein weiterer Erfolg sei die Ausstellung „Erhaltenswertes Plankstadt“ im September 2015 im Wasserturm gewesen, blicken die Mitglieder zurück. Volker Widdrat schrieb damals in einem Bericht dieser Zeitung: „Die sehenswerte Schau im Wasserturm, die im Beisein zahlreicher Gäste eröffnet wurde, zeigt mit rund 130 Fotografien sowohl das jeweilige Straßenbild als auch Einzelhäuser und Gebäudeensembles der Gemeinde.“
Interessante Details
Eine Reihe interessanter Aspekte wurde dokumentiert. So wurde festgestellt, dass der ältere Teil der Eisenbahnersiedlung mit Rosental, Oberer Gartenpfad und Blumenau eindeutig nach den Prinzipien der Gartenstadtbewegung erstellt wurde oder zwei Häuser in der Wilhelmstraße in roter Backsteintechnik von einem Baumeister namens Clemens Baumeister, der mit seinen Facharbeitern beim Bau der katholischen Kirchen beteiligt war und den Wasserturm erbaute, errichtet wurden.
„Der Verein ist politisch, jedoch nicht parteipolitisch“, betonen die Mitglieder. In das politische Tagesgeschäft mische er sich nicht ein. „Wenn jedoch das Ortsbild verschandelt oder die Landschaft aus zweifelhaften Gründen zersiedelt werden soll, meldet sich ,Doomools un‘ jezzard’ mit Nachdruck zu Wort.“ Bestes Beispiel sei die geplante Verlagerung des Sportgeländes, zunächst an die „Kirschgewann“ in Nähe des Friedhofs und später dann in die Nähe des Industrie- und Gewerbegebiets, gewesen.
Nachdem sich der vom Sportverein vorgeschlagene Standort „Kirschgewann“ als „völlig unsinnig“ erwiesen habe, wurde der Standort „verlängerte Kantstraße“, also in der Nähe des Industrie- und Gewerbegebiets, in Erwägung gezogen. Am 27. Juni 2017 fand in der Mehrzweckhalle ein Bürgerdialog statt, der sehr gut besucht war. Es wurde vom Gemeinderat eine Bürgerbefragung beschlossen. „Doomools un’ jezzard“ war insbesondere wegen des enormen Flächenverbrauchs gegen die Auslagerung und verteilte in ganz Plankstadt Flugblätter mit der Empfehlung, eine Auslagerung des Sportgeländes abzulehnen. Die Auswertung der Befragung am 24. September 2017 ergab ein eindeutiges Resultat: Von 3720 abgegebenen gültigen Stimmzettel sprachen sich 2632 oder 70,75 Prozent gegen eine Verlagerung aus.
Erfolgreiches Bürgerbegehren
Bereits 2013 wurde der Verein aus ähnlichem Grund aktiv. Die Gebäude auf dem „Adler-Gelände“ sollten abgebrochen werden. Auf dem Grundstück sollten ein Einkaufsmarkt, Wohnungen und ein öffentlicher Parkplatz gebaut werden. Dieses Vorhaben war gekoppelt mit dem Bau eines Vollsortimenters bei der Mehrzweckhalle. Dagegen strengten die „Doomools un‘ jezzard“-Mitglieder in Zusammenarbeit mit der SPD und der Grünen Liste ein Bürgerbegehren an.
Im April überreichten Vertreter der SPD, der Liste und „Doomools un‘ jezzard“ Bürgermeister Schmitt die Unterschriftenlisten, in denen sich die Bürger gegen beide Maßnahmen aussprachen. Das nötige Quorum von zehn Prozent der Wahlberechtigten – also knapp 800 – wurde klar überschritten. 1189 Plankstädter sprachen sich gegen den Bau eines Vollsortimenters bei der Mehrzweckhalle und 1142 gegen den eines Einkaufsmarkt mit öffentlichen Parkplätzen auf dem Adler-Areal aus. „Es gab hiernach einen intensiven Rechtsstreit über die Zulässigkeit eines Bürgerentscheids. Letztlich wurde die Angelegenheit von der Verwaltung abgeblasen. Das als Betreiber für die Einkaufsmärkte vorgesehene Unternehmen hatte an den Projekten kein Interesse mehr“, blickt der Arbeitskreis zurück.
Der Verein hat in dieser Zeitung Dutzende Artikel veröffentlicht. „Reine Heimattümelei wird damit vom Verein dabei strikt abgelehnt“, betonen die Verantwortlichen des Vereins. Sie versuchten vielmehr, Vergangenes der Gegenwart gegenüberzustellen. In einer Reihe von Berichten stellten die Mitglieder die Entwicklung in einzelnen Straßen und Gebäudeensembles sowie die Entwicklung der Baustile im Wandel der Zeit dar. Eine weitere Reihe von Berichten befasste sich humorvoll mit der Kurpfälzer und Plänkschter Mundart. Mit einem Blick über den Tellerrand befasste sich der Verein in vier Berichten über die Entwicklung des Nachbarorts Grenzhof und drei Artikel waren dem Handwerker- und Gewerbeverein gewidmet.
Die derzeitige Arbeit des Vereins befasst sich mit der evangelischen Gemeindejugend in den 1950er und 1960er Jahren. Die Herausgabe einer kleinen Broschüre ist ebenfalls in Arbeit. Wie bei vielen anderen Beiträgen wurde der Verein dabei mit Informationen und Fotos von Plankstadter Bürgern unterstützt. sr/zg
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