Weihnachtsbaum

Ein Einblick in die Produktion von Bio-Weihnachtsbäumen in Plankstadt

Helge Friedel ist seit über zwei Jahrzehnten in der Weihnachtsbaumproduktion tätig. Seine Tannen und Fichten erfreuen Kunden in Plankstadt. Doch hinter dem idealen Baum steckt eine das ganze Jahr über mühevolle Arbeit.

Von 
Linda Saxena
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Das ganze Jahr über müssen Helge Friedel (l.) und Vater Karl Friedel sich um die beiden Tannenbaumkulturen kümmern. © Potente

Plankstadt. Wie sieht eigentlich der perfekte Weihnachtsbaum aus? „Dicht bis an die Spitze bewachsen und schmal, da nicht jeder Baum in die Wohnung passt“, sagt Helge Friedel. Zumindest seien das die Wünsche der Kunden, die zum Christbaumverkauf nach Plankstadt kommen.

Aufzucht und Pflege beim Plankstadter Weihnachtsbaumerzeuger: Vom Setzling zum Christbaum

Schon seit rund 22 Jahren verkauft Friedels Biohof aus Fahrenbach-Robern Nordmanntannen und Blaufichten für das Weihnachtsfest – mit Helge Friedel bereits in der zweiten Generation. „Mein Vater hat um 1989 die erste Christbaumkultur angelegt“, erinnert sich der 42-Jährige. Schon von Kindesbeinen an sind er und seine drei Schwestern in die Arbeit miteingebunden worden. „Wir haben die Steine vom Acker geholt, damit die Bäume gepflanzt werden können.“

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Zunächst sei geplant gewesen, die Bäume an Endhändler zu verkaufen. Dann aber habe es sich ergeben, die Bäume selbst zu verkaufen. „Das machen wir bei uns auf dem Hof in Fahrenbach-Robern und in Plankstadt.“ Hier hatte bereits ein Cousin von Vater Karl Friedel Bäume verkauft und der Familie den Standplatz in der Schubertstraße abgegeben. Bis der Tannenbaum dann aber im Wohnzimmer steht und geschmückt werden kann, bedarf es an viel Arbeit und Zeit. „Das ganze Jahr über“, sagt er.

Der perfekte Weihnachtsbaum aus Plankstadt: Schafe helfen mit

Acht Jahre braucht ein Baum im Durchschnitt zum Wachsen, bis die optimale Größe von rund zwei Metern erreicht ist. „Wir verkaufen jedes Jahr Bäume, die auf zwei Kulturen wachsen“, sagt Helge Friedel. Angepflanzt werde neben der Colorado- und der Kork-Tanne natürlich auch die Nordmanntanne.

Diese Baumart werde zu 90 Prozent von den Kunden angefragt. Für jeden Baum, der für den Verkauf abgeholzt wird, wird ein neuer Setzling aus der Baumschule eingepflanzt. „Früher hat man im Frühjahr gepflanzt. Aber wegen Trockenheit und Hitze haben wir die Erfahrung gemacht, dass es besser ist, die Bäume im Herbst einzusetzen“, sagt Helge Friedel. „Im Herbst sind die Regenprognosen einfach besser.“ Aufgrund des Wassermangels seien schon so manche Bäume vertrocknet.

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Der Friedel-Hof hat sich der Produktion von biozertifizierten Bäumen verschrieben. Für gewöhnlich werden bei der Züchtung von Weihnachtsbäumen Herbizide und Pestizide eingesetzt. Das versuche der Biohof zu vermeiden. So werden beispielsweise Shropshire-Schafe, welche auf dem Hof gehalten werden, dafür eingesetzt, das Gras zwischen den Bäumen auf den Feldern abzugrasen. „Bei Frost müssen wir aufpassen, weil die Schafe dann doch die Bäume anfressen könnten“, sagt Helge Friedel. Dann müsse von Hand gemäht werden.

Bio-Weihnachtsbäume von Helge Friedel: Kunst des Anbaus

Gerade in den Wachstumsphasen sind die Tannen anfällig für Schädlinge – insbesondere für Läuse. „Die Tannentrieblaus ist ein recht bekannter Schädling“, sagt der 42-Jährige. Ist ein Baum erkrankt oder von Läusen befallen, werden biologische Mittel zur Behandlung eingesetzt. Im schlimmsten Fall müsse der Baum ganz aus der Kultur entfernt werden.

Aufpassen müssen die Weihnachtsbaum-Produzenten besonders im Zeitraum von Ende April bis Anfang Mai, wenn die Weihnachtsbäume blühen. „Die Tannen bekommen keine Blüten“, erklärt Helge Friedel diese Redewendung. „Oben an der Spitze des Baums bilden sich zum Beispiel neue Zweige, die eine hellgrüne Färbung haben. Später entstehen daraus die einzelnen Zweige an einem Baum.“

Waltraut Zimmermann kann ihren kleinen Weihnachtsbaum mit dem Auto nach Hause transportieren. Verkäufer Manuel Rupprecht hilft beim Einladen. © Andreas Gieser

Auch während der Wachstumsphasen muss die Familie ein Auge auf die Kulturen haben. Damit der Baum viele Zweige hat und dicht bewachsen ist, gebe es Tricks, wie das Wachstum von der Höhe in die Breite verlagert werden kann. „Man verletzt die Rinde am Vorjahrestrieb, damit der Saftstrom unterbrochen ist und der Längenzuwachs des Baumes in diesem Jahr reduziert wird.“ Stressig wird es besonders im Dezember, wenn die Bäume vom Feld geholt werden müssen. „Dieses Jahr haben wir an Nikolaus geschlagen“, sagt Helge Friedel. Er bemerke immer wieder, dass seine Kundschaft ihre Weihnachtsbäume viel lieber schon früher kaufen möchte. „Viele wollen schon in der Adventszeit einen Baum haben.“

Die richtige Pflege des Weihnachtsbaums: Tipps vom Experten aus Plankstadt

Gemeinsam mit seinem Schwager Manuel Rupprecht verkauft der 42-Jährige die Bäume in Plankstadt. Dabei geben die Experten auch Tipps, wie der Baum in der Wohnung gepflegt werden sollte. Nach dem Kauf sollte die Tanne erst einmal zwischengelagert werden. „Damit der Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen nicht so groß ist“, sagt Helge Friedel. „Also einfach einen Tag in die Garage oder in den Hausflur stellen.“

Bevor der Baum dann in den Christbaumständer eingesetzt werde, sollte eine ganz dünne Scheibe des Stammes abgesägt werden. Der Stamm sei nach der Abholzung „verharzt“. „Das ist wie bei Schnittblumen: Frisch angeschnitten kann der Baum besser Wasser aufnehmen“, sagt er. Außerdem empfiehlt der Experte, den Weihnachtsbaum nur mit Wasser zu gießen. „Gerade am Anfang kann der Baum einiges an Wasser ziehen. Deshalb jeden Tag gießen.“

Biohof verkauft bis zum 23. Dezember Weihnachtsbäume in Plankstadt

Bis zum 23. Dezember verkauft der Biohof seine Bäume in Plankstadt. „Von den übrigen Bäumen suchen wir uns dann noch den Schönsten aus“, sagt Helge Friedel, der mit seiner Frau und den zwei Kindern in Heidelberg lebt. „Ich bin persönlich ein Fan von jede Menge Glitzer und goldenen Kugeln, aber das gefällt meiner Frau nicht.“

Für die beiden Freundinnen Fatma (l.) und Serap liegt der Weihnachtsbaumverkauf günstig, sie haben es nicht weit und können deshalb ihren Weihnachtsbaum nach Hause tragen. © cheesy

Daher werde der Baum traditionell mit roten Kugeln und echten Kerzen geschmückt. Hier sollte man darauf achten, dass der Baum „etagiert“ ist, „damit der Abstand zu den Zweigen da ist und keine Brandgefahr besteht“, rät der Experte.

Die restlichen Bäume, die nicht verkauft werden, werden als Grünabfall auf der Deponie entsorgt. Um die Müllproduktion einzudämmen, nutze der Biohof statt der herkömmlichen Plastiknetze nun Material aus Baumwolle, um die Bäume für den Transport einzupacken. „Das kommt gut bei den Kunden an“, sagt er. Die Baumwollnetze seien zwar deutlich höher in der Anschaffung, können aber im Hausmüll oder auf dem Kompost entsorgt werden.

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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