Plankstadt. Dr. Markus Weber ist Kennern der Kleinkunstszene schon lange ein Begriff. Früher Mitglied der bekannten Kabarettgruppe „Die Spitzklicker“, ist der promovierte Altphilologe, Romanist und Apotheker inzwischen seit gut sieben Jahren solo unterwegs und machte dabei schon mit seinen Programmen „Hiwwe und Driwwe“ und „Iwwerleije se mol“ von sich reden.
Nun kehrte er zurück nach Plankstadt, wo er zuletzt schon mit dem Kabarettensemble war. Mit seinem neuen Programm „Glaawe ses?“ hielt er vor ausverkauftem Haus im Gemeindezentrum einen besonderen Sprachkurs für „Roigeplaggde“ ab, an dem auch die „Eingeborenen“ ihren Spaß hatten. Lustvoll stellte er perfektes Hochdeutsch der Mundart gegenüber, verriet sprachwissenschaftliche Details und erheiterte dabei das Publikum aufs Beste.
Kurpfälzisch auf Kompetenzstufe A: Weber im Plankstadter Gemeindezentrum
Weber sprach über die „Kurpälzer“ Mundart und ging, beginnend bei „Kompetenzstufe A“, auf Alltagssituationen ein, in die ein „Roigeplaggder“, also jemandem, der von außerhalb der Kurpfalz stammt, geraten könne. So begrüße sich die Urbevölkerung gerne mit knappen Worten wie „Un wie?“, was so viel wie „Hallo, wie ist das werte Befinden?“ bedeute, worauf die Antwort in der Regel „Joo“ laute. Damit sei alles gesagt und „Joo“ sei grundsätzlich positiv. Denn einem typischen Ureinwohner der Gegend ginge es ja nie gut. Die Antwort laute aber, sollte es dem Angesprocheen tatsächlich schlecht gehen: „Gut wär übertribbe, b’schisse wär geprahlt“ („Gut wäre übertrieben. Ganz schlecht wäre geprahlt.“)
Doch niemals sollte von Zugezogenen der Fehler begangen werden, danach ein aufforderndes „Unn?“ folgen zu lassen. Denn dann würde sämtlicher „Unmuß“, also Verdruss, folgen, den man sich dann auch anhören müsse.
Kabarett in Plankstadt: Begrüßung und Essen in der Kurpfalz
So arbeitete sich Weber genussvoll bis zur „Kompetenzstufe C“, beginnend mit der „hohen Kunst der Begrüßung“ bis hin zur „Kurpfälzer Liasion“, bei der zum Beispiel aus der im Hochdeutschen fünf Wörter umfassenden Frage in einem Geschäft „Was darf es denn sein?“ ein für den Eingeborenen akustischer Hochgenuss aus einem Wort entstehe: „Wasderfsdennsoi?“
Die deutsche Hochsprache hingegen, angewandt im Dialekt, werde als latent bis offen aggressiv wahrgenommen, wie in dem Fall, wenn die Frau den Mann rufe, da das Essen fertig sei. Käme er dann nicht schnellstens, wäre es kalt. Riefe die Dame des Hauses also: „S’Esse wird kalt. Wenn’d net gloi kumsch, isch sag der’s, do is ebbes los“, und ihr Gatte antworte „J-a-a“, sei dies ein Zeichen großer Aggressivität.
Lachen ist in Gemeindezentrum in Plankstadt garantiert
Zeichen größten Unmuts in einer Warteschlange an der Kasse sei der Ausdruck „Hammasball?“, wenn es vorne nicht schnell genug ginge. „Das ist keine neue Ballsportart, sondern heißt so viel wie ‚Sind Sie endlich fertig?‘. Auswärtige sollten dann höchste Vorsicht walten lassen“, so der Rat des Experten.
Mit lauten Lachflashs reagierten die Zuschauer auf die humorvollen Ausführungen. Darunter vieles, was so manchen frisch Zugereisten in die Verzweiflung treiben könne, etwa wenn die Kassiererin frage, ob man denn gern „a Tütt oder a Tittsche“ haben möchte.
Warum der Dialekt gepflegt werden sollte
Dabei sei der gestandene Kurpfälzer im Grunde freundlich. Denn er fordere nicht, er frage. „Darum sagen sie auf keinen Fall in einem Laden, wenn Sie hier neu sind ‚isch will‘ oder ‚isch bekomm‘, sondern ‚isch hätt gern‘ – spüren Sie den Unterschied!“ Weber betonte: „Die Dialektforschung hat festgestellt, dass, wenn eine Mundart eine eigene Grammatik und Lautlehre besitzt, es sich um eine eigene Sprache handelt. So auch beim Kurpfälzischen.“
Mundart sei schön, darum solle man sie pflegen, damit sie erhalten bleibe, appellierte Weber.
Besucher Dieter Ochsler aus Kirrlach gefielt das Programm, der meinte: „Großartig, besonders die ‚Kurpfälzer Liasion‘“, und die Heidelbergerin Andrea Horn gab zu Protokoll: „Toll, wie man auf Dialekt so viel auch mit wenigen Worten sagen kann.“
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