Plankstadt. Schnelles Internet gehört heute zur grundlegenden Infrastruktur wie Strom oder Wasser. Denn ohne Anbindung an das weltweite Netz sind nicht nur zahllose Alltags- und Freizeitaktivitäten stark eingeschränkt, seit Filmeschauen, Musikhören oder Zeitunglesen immer stärker online ins Digitale wandern. Auch das Arbeiten ist ohne Internetzugang für viele Menschen kaum noch möglich, sind die meisten Prozesse inzwischen doch grundlegend vernetzt. Und mit den weiteren Entwicklungen rund um KI und immer anspruchsvollere Datenmengen wird der Hunger nach Bandbreite in Zukunft noch deutlich ansteigen.
Deshalb ist eine leistungsstarke und zuverlässige Anbindung mittlerweile für die meisten Menschen essenziell. Leider hinkt Deutschland bei diesem Thema aber deutlich hinterher: Während in anderen europäischen Ländern wie Frankreich oder Spanien die Quote von Glasfaseranschlüssen bereits bei bis zu 85 Prozent liegt, dümpelten wir 2023 noch bei traurigen elf Prozent herum.
Eine Ursache für diesen Zustand benannte Bürgermeister Nils Drescher bei der Auftaktveranstaltung in Plankstadt trotz seiner Freude über die Deutsche Giganetz als vielversprechendem Partner ganz direkt: „Unser Ausbaumodell ist ein volkswirtschaftliches Desaster!“ Denn die Kommunen sind durch Vorgaben des Bundes dazu gezwungen, die Errichtung der dringend benötigten Infrastruktur komplett dem freien Markt zu überlassen.
Das Ergebnis sind die bekannten Horrorgeschichten über abgehängte Orte, die für Ausbauunternehmen schlicht nicht wirtschaftlich attraktiv sind, über möglichst kostengünstig durchgeführte Baustellen mit Schäden an den Straßen und über einen nur schleppenden Ausbau insgesamt. Das betrifft auch unsere Region: Während es in Plankstadt jetzt losgeht, müssen Schwetzingen, Hockenheim, Oftersheim und Ketsch noch weiter warten, obwohl alle fünf Kommunen einen gemeinsamen Ausbauverbund geschlossen haben. Der freie Markt hat eben viele Vorteile – doch bei der grundlegenden wie flächendeckenden Infrastruktur stößt er dann doch schnell an seine Grenzen.
Nur ein schleppender Ausbau
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Schwetzinger Zeitung Plus-Artikel Kommentar Freier Markt stößt bei Glasfaserausbau an Grenzen
Benjamin Jungbluth über Probleme beim Glasfaserausbau in Deutschland.