Plankstadt. „Gehwegparken ist hier ein Problem“, sind sich Jan Hauenstein und Raphael Domin einig. Die Verkehrsplaner von der „Planersocietät“ mit Sitz in Karlsruhe führen die zweite Begehung des Fußgängerchecks in Plankstadt durch. Sechs Stationen sind es dieses Mal, „in der Ortsmitte und im Westen von Plankstadt“, sagt Jan Hauenstein.
Bereits der Laufweg hin zu den ausgesuchten Knotenpunkten in der Gemeinde sorgt für erhebliche Herausforderungen. Weil die Autos rechts und links in der Ehehaltstraße mit jeweils zwei Reifen auf dem Bordstein parken, muss Waltraud Wettstein mit dem Rollstuhl auf der Straße fahren. „Es parken zu viele Autos auf dem Gehweg“, findet Sigrid Schüller, die am Fußverkehrs-check teilnimmt. Auch die Jahnstraße, einer weiteren Station, kann Wettstein nicht ohne Hilfe passieren. „Alleine komme ich die Bordsteinkante nicht hoch“, sagt sie. Mithilfe von Götz Junk, der den Rollstuhl schiebt, wechselt sie die Straßenseite.
Parkprobleme in der Gemeinde: Gehwegparken als Hauptanliegen
Dass die Bordsteinkante zu hoch ist, merken auch die Verkehrsplaner an. Alexander Riss vom Planungsbüro notiert sich alle Äußerungen der Teilnehmer. Zu gewissen Stoßzeiten herrsche in der Jahnstraße Hochbetrieb, ist eine Erkenntnis an diesem Abend. Eltern bringen ihre Kinder zum Sporttraining oder holen danach ihren Nachwuchs ab – zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto.
Das kann schnell zu einer chaotischen Situation kommen, wie die 20 Teilnehmer des Fußverkehrschecks mit eigenen Augen beobachten können. „Hier bietet sich an, Gehwegnasen auf der Straße anzubringen“, sagt Raphael Domin. Damit können Fußgänger sicherer die Straße überqueren, weil zum einen der Weg verkürzt werde und sich zum anderen alle Verkehrsteilnehmer besser sehen könnten. Auf Nachfrage von Bürgermeister Nils Drescher bestätigt Verkehrsplaner Raphael Domin: „Die Verkehrsnasen können in einer Tempo-30-Zone installiert werden.“
Für viele Gemeinden stellt das Verkehrsrecht eine Herausforderung dar. „Es ändert sich ständig etwas in der Gesetzgebung“, sagt Dr. Andre Baumann, Staatssekretär im Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft und Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Schwetzingen. Er begleitet den Fußgänger-Check zum ersten Mal, nachdem er sich für die Förderung des Projektes in Plankstadt eingesetzt hatte.
Verkehrschaos vor Schulen: Optimierung des Bring- und Abholverkehrs
Extra aus Stuttgart angereist ist Elke Zimmer. Die Staatssekretärin im Verkehrsministerium von Baden-Württemberg freut sich, vor Ort dabei sein zu können: „Und dass so viele gekommen sind.“
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Der Bring- und Abholverkehr vor der Sporthalle in der Jahnstraße erinnert an den morgendlichen Verkehr vor der Humboldtschule im Antoniusweg. „Für einen kurzen Zeitraum herrscht ab 7.30 Uhr ein echtes Verkehrschaos“, sagt Yvette Weber, die Konrektorin an der Humboldtschule. „Wir weisen bei jedem Elternabend darauf hin, dass die Kinder lieber zu Fuß zur Schule laufen sollen.“ Nichtsdestotrotz würden viele Eltern ihren Nachwuchs mit dem Auto vor der Schule absetzen. „Am liebsten direkt vor der Tür.“
Sicherheitsverbesserungen im Fokus: Ampelzeiten und Querungshilfen
Es gebe erste Versuche, auch in anderen Bundesländern, die Straßen vor Schulen für eine kurze Zeit abzusperren, so Jan Hauenstein. „Man könnte die Autos am Vogelpark oder in der Schubertstraße abstellen und die Kinder laufen lassen“, nimmt der Verkehrsplaner die Vorschläge der Teilnehmer auf.
Für die Schüler problematisch sei auch die Ampel an der Kreuzung Gutenbergstraße und Jahnstraße. Nach einem Test vor Ort fällt auf: Die Grünphase dauert nur rund sieben Sekunden. „Das ist zu kurz für eine ganze Schulklasse“, sagt Yvette Weber. Die Schule nutze die Ampel zum Überqueren der Straße, etwa bei einer Feueralarm-Übung. Die Zeit reiche allerdings nur für die Hälfte der Klasse.
Mögliche Lösungsansätze: Gehwegnasen und Mittelinseln zur Straßensicherheit
Die Schubertstraße auf Höhe von Apotheke, Bäcker und den Geschäften zählt auch zu den „Problemstellen“ in Plankstadt. „Wenn hier zwei Autos gleichzeitig ausparken und sich nicht sehen, kann das schon gefährlich werden“, sagt eine Teilnehmerin.
Außerdem, so die Einschätzung von Jan Hauenstein, sei in der ersten und zweiten Befragung des Fußverkehrschecks angeklungen, dass viele Passanten dort die Straße überqueren, wo sie gerade sind oder wo ihr Ziel liegt. „Zur Apotheke oder zum Bäcker“, sagt er und fragt in die Runde: „Wird der Zebrastreifen überhaupt genutzt?“ Das verneint die Gruppe nicht. Eine mögliche Lösung für diese Straße, bei der sich Fußgänger, Radfahrer und Autos öfters begegnen, könne eine Insel in der Mitte der Straße sein. „Dort kann man beim Überqueren der Straße einen Zwischenstopp einlegen“, sagt Raphael Domin.
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