Plankstadt. Wo steht die Gemeinde, welche Herausforderungen kommen auf die Menschen zu und wie sollte man damit umgehen? In unserer Sommerinterview-Reihe können sich die Gemeinderatsfraktionen dazu äußern. Als Zweites ist die Grüne Liste Plankstadt (GLP). Fraktionssprecher Thomas Burger hat die Fragen in Abstimmung mit seiner Fraktion schriftlich beantwortet.
Das neue Rathaus ist im Mai offiziell eröffnet worden. Welchen Aspekt finden Sie besonders gelungen oder was hätten Sie rückwirkend gern anders gehabt?
GLP: Wir sind und waren schon immer für den Rathausumbau und Neubau des Anbaues. Fehlende Barrierefreiheit, nicht ausreichender Brandschutz und veraltete Verkabelung und viele weitere Mängel hatte es mehr als notwendig gemacht, dass Hand angelegt werden musste. Das ist sehr gut investiertes Geld. Lichtdurchflutete Gänge und Büros, verbesserte Arbeitsbedingungen für die Verwaltungsmitarbeitenden und barrierefreier Zugang für unsere Bürgerinnen und Bürger. Das alles und vieles mehr hat uns das neue Rathaus gebracht. Natürlich gibt es viele Meinungen, was man mehr oder weniger hätte machen können, auch wir hatten beim ein oder anderen Thema eine andere Vorstellung. Dennoch können wir sagen, dass das Rathaus sehr gelungen ist.
Das ehrenamtliche Engagement geht immer weiter zurück – deshalb ist unter anderem das Ortsmittefest nicht mehr nur von Vereinen stemmbar. Wie kann die Gemeinde Ihrer Meinung nach das ehrenamtliche Engagement attraktiver machen?
GLP: Eine Gemeinde wie Plankstadt lebt vom Ehrenamt. Wir dürfen froh sein, dass wir immer noch viele Bürger*innen haben, die sich engagieren. Die GLP möchte sich herzlich bei allen Ehrenamtlichen bedanken. Ohne dieses Engagement würde hier vieles nicht mehr sein. Gerade in den Vereinen wird viel für Plankstadt gemacht. Aber ja, die Anzahl an Ehrenamtlichen geht zurück, das hat viele Gründe und ist nicht einfach zu lösen. Hier sollten sich in Zukunft die Vereine mit der Verwaltung und den Fraktionen zusammensetzen und gemeinsam überlegen, was wir tun können, um das Ehrenamt zu unterstützen. Eine Möglichkeit wäre ein Ehrenamtstag, wo Vereine sich vorstellen können und erklären, was Ehrenamtliche so machen können. Ich denke, dass sich viele nicht bewusst sind, wie und wo sie unterstützen können.
Mit großen Schritten steuert Deutschland auf eine Energiekrise zu – Plankstadt hat deshalb sogar eine Taskforce ins Leben gerufen. Welche Maßnahmen können innerhalb der Kommune zum Energie- und Gassparen umgesetzt werden?
GLP: Um diese Frage zu beantworten ist eine Taskforce gegründet worden. Grundsätzlich ist es nichts Neues, dass wir Energie sparen sollten, das war auch schon vor der Gaskrise so. Daher wurden in Plankstadt auch schon einige Maßnahmen umgesetzt. Zum Beispiel wurde bei der Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt und bei der neuen Sporthalle wird sehr ökologisch und energiesparend gebaut. Aber natürlich müssten wir mehr machen, Möglichkeiten sind, Programme aufzustellen, um Photovoltaikanlagen beziehungsweise neue Heizungen zu fördern, regelmäßige Energieberatung anzubieten und die eigenen Häuser und Wohnungen der Verwaltung zu sanieren. Das ist sehr kostspielig und zeitaufwendig – wird aber bei den Folgekosten Geld einsparen.
Immer wieder wird eine Straßenbahnverlängerung von Eppelheim über Plankstadt nach Schwetzingen diskutiert. Wie steht Ihre Fraktion dazu?
GLP: Die GLP hat sich schon immer für die Straßenbahn in Plankstadt ausgesprochen. Die modernen Schienen und Straßenbahnen sind leise und erzeugen keine Erschütterungen mehr. Der Vorteil liegt klar auf der Hand. Plankstadt wäre dann nicht mehr ein schwarzer Fleck im ÖPNV im Rhein-Neckar-Kreis. Direkt nach Heidelberg ohne umzusteigen in einem vernünftigen Takt wäre das Ergebnis. Daher hoffen wir, dass wir bald wieder über die Realisierung einer Straßenbahn reden können. So eine Straßenbahn könnte auch eine mögliche Bahntrasse für Güterverkehr erschweren, da diese sich dann kreuzen würden. Wir sehen auch aktuell, durch das 9-Euro-Ticket, dass der ÖPNV gerne genutzt wird. Dafür müsste aber Plankstadt deutlich besser an den ÖPNV angebunden sein.
Und wo ist die Gemeinde aus Ihrer Sicht gut aufgestellt?
GLP: Gut aufgestellt sind wir in vielen Bereichen. Besonders bei der Kinderbetreuung sieht es gut aus. Kinderkrippen- und Kindergartenplätze sind vorhanden, auch für die Ganztagsbetreuung. Auch gibt es für die Kids viele Freizeitmöglichkeiten. Dass wir eine Bibliothek mit vielen Veranstaltungen und ein Lehrschwimmbad haben, ist dabei besonders hervorzuheben. Solche Einrichtungen werden schnell geschlossen, um Geld zu sparen. Gerade hier setzt sich die GLP besonders für den Erhalt ein. Auch ist die finanzielle Lage der Gemeinde solide aufgestellt, dabei dürfen wir aber nicht vergessen, dass wir noch viele Bauvorhaben in der Pipeline haben, die eine Menge Geld verschlingen werden.
Mittlerweile haben sich ja der gesamte Gemeinderat, die Landtagsabgeordneten und auch zahlreiche Bürger gegen die mögliche Variante der neuen Bahntrasse zwischen Eppelheim und Plankstadt ausgesprochen. Wie wollen Sie den Bau der Trasse verhindern?
GLP: Die Bahntrasse zwischen Eppelheim und Plankstadt wäre ein harter Schlag für Plankstadt. Dafür gibt es mehrere Gründe. Dabei würde ein Naherholungsgebiet nahezu zerstört, wertvolle Ackerflächen verbraucht, Schulweg und zukünftiger Radschnellweg gekreuzt und Flora und Fauna mit all ihren Tieren gestört. Wir müssen alle bei diesem Thema eng beieinanderstehen. Alle Rechtsmittel müssen ausgeschöpft werden. Wir sind sehr froh, dass es da eine klare Balance gibt. Wir möchten aber klar darauf hinweisen, dass die GLP durchweg Verständnis hat für einen Ausbau der Gütertrasse bei der Deutschen Bahn, nur an dieser Stelle werden gerade von Land und Bund schon etliche Bauvorhaben geplant. Fahrradschnellstraße, Gastrasse, mögliche Geothermie, mögliche Straßenbahn. Vorhanden sind schon die Stromtrasse und ein Schulweg, neben den vielen Äckern, Pflanzen und Tieren. Wo bitte soll da noch eine Gütertrasse hin, fragen wir uns.
Beim Bau der neuen Kultur- und Sporthalle sind die Kosten derzeit eine unbekannte Variable. Unter welchen Umständen würden Sie das Projekt abbrechen beziehungsweise pausieren?
GLP: Das ist wirklich eine sehr schwierige Frage, denn je nachdem wie man agiert, folgen als Reaktion darauf andere Dinge. Ein Beispiel: Die alte Mehrzweckhalle müsste kernsaniert werden, wenn die neue Kultur- und Sporthalle nicht gebaut werden würde. Auch da sind erhebliche Kosten zu bedenken. Würde man gar nichts machen, könnte die alte Halle geschlossen werden und der Hallensport würde in Plankstadt zum Erliegen kommen. Das bedeutet, egal, an welchem Rädchen man dreht, eröffnet sich ein anderes Problem. Dennoch müssen wir auf die Kosten achten – und das tun wir auch. Wir haben eine sehr gute Planung und Betreuung des Projekts. Wir hoffen und beobachten genau, dass wir in unseren Möglichkeiten bleiben. Aber die Kosten werden in der Zukunft nicht günstiger und wir brauchen eine Halle in Plankstadt, damit unser Breitensport weiter funktioniert.
Vor welchen Herausforderungen steht die Gemeinde Ihrer Meinung nach?
GLP: Wir haben im Wesentlichen zwei großen Herausforderungen: Zum einen müssen wir ein Verkehrskonzept in Plankstadt erstellen. Dies liegt uns schon lange auf dem Herzen. Dabei geht es darum, den Verkehr ruhiger und sicherer zu gestalten – für Autofahrende, Fahrradfahrende und Fußgänger*innen. Wo können Einbahnstraßen den Verkehr beruhigen, wo könnten Fahrradstraßen und Spielstraßen eingerichtet werden? Wo werden Fahrradstellplätze benötigt? Wie gehen wir mit der Parkplatzsituation um? All diese Fragen und viele mehr müssen intensiv diskutiert werden und sollen dann in einem Verkehrskonzept enden, das dann auch zügig umgesetzt wird.
Dafür wurden schon etliche Anträge der GLP gestellt. Aktuell hat sich auf Antrag der GLP die Gemeinde für ein Fußgänger-Check des Landes Baden-Württemberg beworben. Wir hoffen, dass wir den Zuschlag bekommen werden. Des Weiteren müssen wir uns energetisch verbessern. Unsere Fraktion stellte schon den Antrag, dass sich auch Plankstadt an das Pariser Klimaabkommen koppelt und Maßnahmen erarbeitet, um den CO2-Ausstoß zu reduzieren.
Auch müssen mehr Investitionen getätigt werden, um Energie einzusparen und um Energie zu erzeugen. Beispiele dafür wären Dächer von Gemeindehäusern mit Photovoltaik zu bestücken, Häuser zu dämmen, Strom von erneuerbarer Energie zu beziehen und vieles mehr. Auch das Wassersparen wird immer mehr ein Thema. Wo könnte Regenwasser eingesetzt werden, wo könnte der Wasserverbrauch reduziert werden? Das sind und werden immer mehr dringliche Themen sein.
Die Kosten steigen und in die vielen Projekte in Plankstadt fließt viel Geld. An welcher Stelle würden Sie nicht sparen wollen?
GLP: Nach unserer Ansicht ist die Gemeindeverwaltung zusammen mit dem Gemeinderat sehr umsichtig mit Ausgaben. Sparen wollen wir definitiv nicht, wenn es auf Kosten der Kinder oder der Umwelt geht. Denn diese Kosten kommen früher oder später doppelt so hoch wieder zurück.
Welches Projekt ist für Ihre Fraktion besonders wichtig?
GLP: Wenn wir von aktuellen Projekten sprechen, ist der Bau der neuen Kultur- und Sporthalle ein sehr wichtiges Projekt. Das fordert viel Aufmerksamkeit und Zusammenarbeit. Bei zukünftigen Projekten ist uns das Verkehrskonzept sehr wichtig. Da können wir viel Lebensqualität erzeugen und gleichzeitig Energiesparen, wenn mehr Menschen zu Fuß oder mit dem Fahrrad sich in Plankstadt fortbewegen.
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