Plankstadt.. Es ist gar nicht so leicht, die ehemaligen Räumlichkeiten des „Kleinen Plänkschters“ zu erreichen: Vor dem Haupteingang der alten Mehrzweckhalle in der Plankstadter Jahnstraße versperren rot-weiße Baustellenzäune den Weg, außerdem steht dort ein meterhohes Schild, auf dem die Details des großen Neubauprojekts der Sport- und Kulturhalle aufgelistet sind. Bis zum Parkplatz des benachbarten Supermarktes ist der gesamte Vorplatz aufgerissen und nur mit Schotter wieder notdürftig verschlossen worden.
„Das ist jetzt seit Monaten so und trotz vieler Gespräche mit der Gemeinde ist es leider nicht besser geworden. Da ist es doch kein Wunder, dass am Ende kaum noch jemand sehen konnte, dass es uns überhaupt noch gibt - und Feste feiern wollte bei uns wegen dieser Baustellenatmosphäre natürlich auch niemand mehr“, sagt Ingo Stadel sichtlich resigniert.
Das „Herzensprojekt“ der Plankstädter nun am Ende
Zusammen mit seiner Frau Claudia hat er jahrelang den „Kleinen Plänkschter“ betrieben. Doch vor wenigen Wochen mussten die beiden ihr „Herzensprojekt“, wie sie das Restaurant mit junger deutscher Küche noch immer liebevoll nennen, endgültig schließen. Da sie dabei auch Insolvenz anmelden und viele Probleme klären mussten, haben sie erst jetzt die Kraft gefunden, mit unserer Zeitung über die Hintergründe zu sprechen. „Das geht uns doch alles schon sehr nahe“, sagt Claudia Stadel und wirkt sichtlich angefasst.
2016 übernahmen die aus Sandhausen stammenden Eheleute den Betrieb zusammen mit einer Geschäftspartnerin. Ingo Stadel hatte zufällig erfahren, dass der damalige Pächter sein griechisches Restaurant aufgeben wollte. „Ich habe direkt nebenan vereinsmäßig gekegelt, daher meine Verbindung zum Ort. Mit Gastronomie hatten wir bis dahin trotz meiner länger zurückliegenden Kochausbildung keine Erfahrung, aber dank unserer damaligen Partnerin war das kein Problem“, erzählt Ingo Stadel.
Mit anspruchsvoller deutscher Küche und vielen selbst gemachten Zutaten kam das neue Angebot in Plankstadt schnell gut an. 2020 zog sich allerdings die Geschäftspartnerin zurück, sodass die Stadels die Leitung komplett übernahmen - er im Bereich der Buchführung und der Verwaltung, sie im Service. Mit vier festangestellten Mitarbeitern und vier Aushilfen - darunter auch Familienmitgliedern - schmissen sie den Laden abends und an den Wochenenden quasi nebenbei, denn beide haben bis heute hauptberuflich noch andere Jobs. „Das war zwar immer eine gewisse Belastung, rettet uns jetzt aber vor den ganz großen finanziellen Problemen, denn wir können immerhin weiterhin Geld verdienen, auch ohne Restaurant“, erklärt Claudia Stadel.
Für ihre Angestellten sieht es hingegen deutlich schlechter aus. Diese haben nicht nur ihre Jobs verloren, sondern müssen bis zur endgültigen Eröffnung des Insolvenzverfahrens auch noch auf ausstehenden Lohn warten. „Das tut uns ganz besonders leid, denn wir waren hier immer ein super Team, fast schon eine Familie. Dafür möchten wir uns bei unseren Mitarbeitern, die uns bis zuletzt treu geblieben sind, ganz besonders bedanken. Das Gleiche gilt für unsere vielen Stammgäste, die uns jahrelang begleitet haben. Von ihnen erhalten wir immer noch liebe Nachrichten und viel Unterstützung“, betonen die Eheleute.
Finanziell schwierig sei es bereits mit der Corona-Pandemie und den jahrelangen Einschränkungen geworden. Inflation und Wirtschaftskrise taten ihr Übriges, hinzu kam das Auslaufen der Mehrwertsteuerreduzierung für die Gastronomie trotz anhaltender Krisen. „Das hat natürlich alle Betriebe gleichermaßen getroffen. Bei uns kam dann aber noch die lange Baustelle hinzu, deren Auswirkungen immer schlimmer geworden sind. Das hat uns am Ende das Genick gebrochen“, sind Claudia und Ingo Stadel überzeugt.
Kritik an Verwaltung der Gemeinde Plankstadt
Im gesamten Außenbereich - einschließlich des früher so beliebten wie für den Umsatz wichtigen Biergartens - habe es Probleme gegeben. Gäste seien durch das Umfeld abgeschreckt und zahlreiche Feiern ausdrücklich wegen des unschönen Ambientes abgesagt worden. „Natürlich muss die Baustelle sein und sind dadurch Einschränkungen unvermeidlich. Aber die Kommunikation war einfach nicht gut. Und wir haben uns oft sehr alleingelassen gefühlt. Dabei ist doch ausgerechnet die Gemeinde unser Vermieter gewesen. Dort sollte man doch ein Interesse daran haben, dass es ein gastronomisches Angebot wie unseres in Plankstadt gibt“, sagt Ingo Stadel.
Dieses Interesse bestätigt Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher durchaus - und verweist auf die vielen Versuche, das Restaurant entsprechend zu unterstützen. „Zunächst wurde die Pacht bereits 2019 und 2020 in zwei Schritten deutlich gesenkt, sodass die Betreiber zuletzt weit weniger bezahlt hat als noch ihre Vorgänger. Während der Schließungen durch Corona haben wir die Pacht sogar ganz erlassen“, betont Drescher.
Zuletzt habe die Pacht „nur noch 1000 Euro zuzüglich einer minimalen Umsatzbeteiligung“ betragen. Darin enthalten gewesen seien der rund 160 Quadratmeter große und möblierte Gastraum sowie eine ebenso große Küche mit Nebenräumen. „Alles ist voll unterkellert, außerdem gibt es noch Bewirtungsmöglichkeiten in der Kegelhalle mit weiteren über 100 Sitzplätzen. Hinzu kommt unter anderem eine sehr günstige und große Pächterwohnung“, argumentiert der Bürgermeister.
Auch seien vonseiten der Gemeinde in den vergangenen drei Jahren über 100 000 Euro in den Gastronomiebetrieb investiert worden: In eine neue LED-Beleuchtung, eine große Kühlzelle, eine Bierkühlung, einen Fettabscheider und zuletzt in neue Küchengeräte. „Mehr war nicht zu machen, denn die Gemeinde darf einen Betrieb des freien Marktes nicht subventionieren - dieser steht ja im Wettbewerb mit den anderen gastronomischen Betrieben“, betont Drescher.
Große Unterstützung der Gemeindeverwaltung Plankstadt?
Gleichzeitig verweist der Bürgermeister darauf, dass für das Restaurant zusätzliche Einnahmen möglich gewesen wären. So würde seit vergangenem Jahr die von der Gemeinde renovierte Kegelhalle auch von Eppelheimer Clubs genutzt. Große Veranstaltungen - wie beim jüngsten Bundesligaspiel der Plankstadter Damen gegen Bamberg am vergangenen Sonntag - hätten viel Potenzial für ein zusätzliches Angebot der Gastronomen generieren können.
Die Gemeinde selbst habe die Pächter noch weiter unterstützt und viele Feiern und Veranstaltungen im Restaurant ausgerichtet - „beispielsweise Essen nach Seniorenausflügen oder die Klausurtagung des Gemeinderats im letzten Jahr.“ Und so ist das Fazit des Bürgermeisters eindeutig: „Wir bedauern die Insolvenz sehr, die aber aus unserer Sicht im Wesentlichen nicht auf die Gemeinde als Verpächter oder auch den Neubau der Hallen, der ja lediglich den Außenbereich tangiert, zurückzuführen ist“, so Drescher.
Wie es mit der alten Mehrzweckhalle und damit auch dem Restaurantbereich nun weitergeht, stehe noch nicht fest. „Das muss der Gemeinderat entscheiden“, so Drescher. Bislang gebe es lediglich einen Grundsatzbeschluss, laut dem die Halle bis Ende 2025 in Teilen abgerissen und der Rest teilweise saniert werden solle. Die konkreten Pläne würden „noch in diesem Jahr“ dem Rat vorgelegt. „Die Umsetzung ist bei einer sich deutlich verschlechternden Konjunktur und weiter steigenden Baukosten jedoch sicherlich auch eine Frage der Finanzierbarkeit“, erläutert Bürgermeister Nils Drescher.
Davon unabhängig geht es bei Claudia und Ingo Stadel jetzt an die endgültige Aufgabe ihres Betriebs. Noch ist nicht ganz klar, bis wann der Mietvertrag mit der Gemeinde bestehen bleiben und weiter Pacht gezahlt werden muss, da auch Uneinigkeiten über die Kündigung herrschen. „Aktuell räumen wir aber unsere wenigen persönlichen Gegenstände aus und dann putzen wir alles noch einmal komplett durch“, sagt Claudia Stadel. Danach wird ein Insolvenzverwalter die Reste des „Kleinen Plänkschters“ abwickeln.
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