Plankstadt/Oftersheim. Die Oftersheimer Künstlerin Stephanie Kolb malt aus und mit Leidenschaft. Wie ihre Bilder mit großer Farbstrahlkraft entstehen, zeigen unter anderem Schritt-für-Schritt-Aufnahmen, die in der aktuellen Ausstellung, die am Samstag, 19. März, beginnt, zu sehen sind – etwa die Entstehung des bunten Plankstadter Wasserturms, den man von den Plakaten zur 1250-Jahr-Feier kennt, hat die Künstlerin in Einzelaufnahmen festgehalten.
Stephanie Kolb ist während der Ausstellungszeiten im Wasserturm und beantwortet gerne Fragen zu ihrem künstlerischen Ausdruck und den Motiven, die jeweils ihre eigene Geschichte haben. Ihren spannungsreichen Weg hin zum aktuellen Stil, der den Wechsel zwischen realistischen und ungegenständlichen Darstellungen beibehält, surreale und traumhafte Elemente beinhaltet, liefert die Ausstellung.
So beschreibt „bunt“ als Metapher für vielfältig Stephanie Kolb bestens, gibt ihre vielschichtigen, detailgefüllten Bilder in einem nur oberflächlich lapidar wirkenden Wort wieder. Schwierig ist die eindeutige Zuordnung zu einem gängigen Stil, „Intuitives Malen“ ist der passendste. Eine Vision, ein Gefühl im Kopf, im Herzen und „es muss raus, sofort“, wie Kolb sagt, dann hält sie nichts, sie greift zu Leinwand, Farbe, Pinseln.
Von Frida Kahlo inspiriert
Das tat sie bis vor Kurzem im Wohnzimmer, „aber es gab recht viele Spritzer überall“, verrät sie schmunzelnd, weshalb ihr Refugium jetzt in einem Raum im Untergeschoss ist, das man vorbei an einem farbenfroh ausgestalteten Stuhl mit fantastischen Mustern in der Bemalung und im Bezugsmuster erreicht. Optisch, immer wenn es um ihre Passion, die Malerei geht, gleicht sie Frida Kahlo, die sie sehr inspiriert, fast wie ein Ei dem anderen. Die mexikanische Malerin, deren Werk nationales Kulturgut in ihrer Heimat ist, trug häufig einen Blumenschmuck im Haar, so tut dies auch die Oftersheimerin mit Hamburger Wurzeln. Zur Familie gehören die neun Jahre alte Tochter Pia und Ehemann Martin.
Kolb sagt von sich selbst sagt, sie sei eher eine vorsichtige Natur, gehe gern auf Nummer sicher. Wäre da ein geläufigerer Kunststil als diese „Intuitive Malerei“ nicht sicherer, was das Gefallen und die Platzierung am Kunstmarkt anbelangt? Stephanie Kolb lacht: „Genau das habe ich zu Anfang gemacht, aber man hat mich in meinen damaligen Bildern nicht erkannt.“
Heute hat sie Fans, die ihre Werke betrachten und sagen: „Das bist du, das ist genau dein Stil.“ Ein schöneres Kompliment kann es für keinen Künstler geben. Wie sie zur Kunst kam, erklärt Stephanie Kolb so: „Im frühen Kindesalter habe ich das Interesse für alles Bildnerische und Kreative entdeckt, so wie das bei vielen Menschen der Fall ist.“ Sie beschreibt: „Zeichnen und Malen nahmen einen großen Teil meiner Zeit ein.“
Sie war zarte 16 Jahre jung, als sie Pastellzeichnungen, die Ölmalerei und Aquarelltechniken kennenlernte. Beeinflusst von René Magritte, Salvador Dalí und eben Frida Kahlo ging es um surreale Kontexte in Kombination mit naturgetreuem Malen. Das Studium – Grundschullehramt mit Hauptfach Kunst, dazu Deutsch und Mathematik – begann sie mit 20 Jahren in Gießen. „Wie noch öfter in meinem Leben habe ich alles zurückgelassen, neu angefangen“, blickt Kolb zurück. Der Fotorealismus Gerhard Richters inspirierte die Pinselstriche zu dieser Zeit.
Zweigleisig entwickelte sich die heute 49-Jährige mit farbenfrohen, abstrakten Werken, die mit Rakeln und Spachteln in Öl und Acryl entstanden, sowie den gegenständlichen Bildern in Aquarell. „Einen persönlichen Stil fand ich nicht.“
Es platzt der Knoten
„Ich hatte alle Techniken ausprobiert von Akt bis Stillleben alles gemalt“, unterstreicht die Künstlerin, „inzwischen ist mir völlig egal, was die bildenden Künstler sagen, was Kunst ist. Aber dafür musste ich wohl erstmal so alt werden.“ Malen geht sie nur, wenn sie nicht verliebt oder aufgewühlt sei. Ganz ohne eine Art des künstlerischen Ausdrucks ging es dann doch nicht, das Ventil dieser Schöpfensetappe waren genähte Taschen und Accessoires. Eine Phase, in der sie ihren Mann kennenlernte, nach Oftersheim zog und Tochter Pia bekam. Seit 2011 lebt die Kreative jetzt hier, unterrichtet an der Theodor-Heuß-Schule.
Nachdem der Knoten 2018 geplatzt war, sollte das Jahr 2020 das Jahr des Durchstartens werden, Corona bremste das Vorhaben aus. In der Pandemie sei das Malen aber ihre Freiheit, Flucht und ihr Energielieferant. „Ich bin seit drei Jahren im Dauerflow und habe über 100 Bilder gemalt“, berichtet Stephanie Kolb.
Aber warum malt sie so gerne Tiere? „Weil Tiere mich berühren und ich mich ihnen schon immer extrem nah gefühlt habe. Sie lösen bei mir Wohlbefinden aus.“ zg/gvp
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