Gemeinderat

„Nein“ zu Freiflächen-PV in Plankstadt

Nicht alle 31 Vorschläge des Klimaschutzkonzepts stoßen im Plankstadter Gemeinderat auf Begeisterung.

Von 
Linda Saxena
Lesedauer: 
Auf diesem Symbolbild ist ein Haus zu sehen, dass eine PV-Anlage auf dem Dach hat. Laut Klimaschutzkonzept solle für Plankstadt geprüft werden, auf welchen Dächern und Parkflächen PV-Anlagen installiert werden können. © Freepik

Plankstadt. „Solange das Damoklesschwert Bahntrasse über uns hängt, werden wir nicht über Freiflächen-Photovoltaik sprechen“, sagt Bürgermeister Nils Drescher in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. „Das ist nichts, was man leicht entscheidet.“

Die Gemeinde Plankstadt wolle Solidarität mit den Landwirten zeigen, die angesichts des Bahnprojekts Mannheim-Karlsruhe zu befürchten haben, Land- und Ackerflächen zu verlieren (wir berichteten). Auch die einzelnen Fraktionen im Gemeinderat zeigen Verständnis für die Plankstadter Landwirte.

Das bedeute aber nicht, dass das Thema für immer vom Tisch sei, warnt der Rathauschef am Montagabend den Gemeinderat und die Zuschauer, unter denen Landwirte aus Plankstadt anwesend waren. Auch wenn die Bahntrasse abgewendet werden könne, müsse erörtert werden, ob Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen für Plankstadt überhaupt infrage kommen.

Kein fester Maßnahmenplan

Mehr zum Thema

Gemeinderat

Klimaneutralität bis 2040: Plankstadt plant Maßnahmen

Veröffentlicht
Von
Linda Saxena
Mehr erfahren
Gemeinderat

Plankstadts Bauhof besser beleuchtet

Veröffentlicht
Von
Linda Saxena
Mehr erfahren

Hintergrund der Diskussion ist das Klimaschutzkonzept der Gemeinde Plankstadt, das in der Sitzung von Klimaschutzmanagerin Ulrike Krause vorgestellt wurde. Im Vordergrund steht die Frage, wie die Gemeinde bis 2040 klimaneutral werden kann.

Das Klimaschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg sieht vor, dass Kommunen eine Vorbildfunktion in eigener Verantwortung erfüllen müssen. „Wir sind verpflichtet, ein Konzept zu erstellen“, erklärt Nils Drescher. Auf 142 Seiten ist abgebildet, welche Energie- und CO2-Bilanz die Gemeinde hat und wo es sogenannte „Einsparpotenziale“ gibt. „Ein Konzept ist noch kein Maßnahmenplan“, sagt der Bürgermeister. „Es ist ein Ziel, auf das man hinarbeiten kann.“

Wer verbraucht am meisten?

Bei der Bestandsanalyse fällt dabei auf: In Plankstadt entstehen die meisten Emissionen durch private Haushalte. Immerhin leben hier Stand 2022 rund 10 500 Einwohner – und zwar in 2659 Wohngebäuden. Diese werden laut Konzept vorwiegend mit Erdgas, Heizöl und Strom versorgt.

Hinter den privaten Haushalten folgen der Gewerbesektor sowie die kommunalen Liegenschaften. „Der Verkehr hat in den vergangenen Jahren zugenommen“, sagt Ulrike Krause. Das sei ein Trend, bei dem man ansetzen müsse.

Auf dieser Grundlage werden in dem Klimaschutzkonzept daher 31 Maßnahmen aufgelistet, mit denen Emissionen eingespart werden können. „Das kann auch zu Hause beginnen, bei der Beleuchtung oder auch bei Haushaltsgeräten“, betont sie.

Zehn Hektar kommen infrage

Der Plankstadter Bürgermeister machte deutlich, dass nicht alle 31 Punkte der Maßnahmenliste zeitgleich umgesetzt werden können, „sondern Schritt für Schritt.“ Ein Punkt aus der Liste sei das Erstellen eines kommunalen Wärmeplans. Dieser habe zum Ziel, dass die Wärmeversorgung in Plankstadt klimaneutral werde.

Zurück zu den Freiflächen-PV in der Gemeinde: Im Zuge des Ausbaus von erneuerbaren Energien wäre die „Realisierung des Potenzials von Freiflächen-Photovoltaik“ in Plankstadt möglich, heißt es in der Sitzungsunterlage.

Aktuell gibt es noch keine PV-Anlagen auf Freiflächen in der Gemeinde. Die Potenzialanalyse zeigt, dass „Freiflächen von circa zehn Hektar westlich und östlich entlang der Bahnschienen vorhanden sind, die zur Installation von PV-Anlagen genutzt werden können“, heißt es im Klimaschutzkonzept. Somit könnten 4560 Haushalte versorgt werden. Geeignete Standorte für Freiflächen-Photovoltaik sind gemäß des Erneuerbare-Energien-Gesetzes etwa Flächen entlang von Autobahnen, Bundesstraßen und Schienenwegen. „Wenn die Bahnlinie tatsächlich kommen sollte, werden wir die Flächen nicht auch noch mit PV-Anlagen zubauen“, sagt der Bürgermeister. Er wolle alle Anstrengungen unternehmen, um den Bau der Bahntrasse mit Verlauf entlang von Oftersheim, Plankstadt und Eppelheim zu verhindern.

Das sagen die Fraktionen

Weil Existenzen auf dem Spiel stehen, so Dr. Stephan Verclas, Fraktionssprecher der Plankstadter Liste, spreche sich die Fraktion dafür aus, den Punkt zu den Freiflächen-PV aus dem Maßnahmenkatalog zu streichen. Das hatte Bürgermeister Nils Drescher vor den Stellungnahmen der Fraktionen vorgeschlagen.

Zustimmung erhält dieser Vorschlag auch aus der CDU. Außerdem schlägt Professor Dr. Udo Weis vor, einen Weg zu finden, mehr Bürger an dem Klimaschutzkonzept zu beteiligen. Die Grüne Liste Plankstadt (GLP) drückt Verständnis für die Lage der Landwirte aus, will aber keine Maßnahme aus dem Konzept streichen – „damit die Gesamtmaßnahmen abgebildet sind“, sagt Fraktionssprecher Thomas Burger. „Das Konzept sollte vollständig sein, um zu schauen, was möglich ist.“

Aus der SPD-Fraktion meldet sich Dr. Dr. Ulrich Mende zu Wort: „Wir sind dafür, dass man den Punkt Freiflächen-PV rausnimmt.“

In der Sitzung beschließt der Gemeinderat mehrheitlich die Umsetzung des Klimakonzepts unter Streichung der Maßnahme „Freiflächen-PV.“ Außerdem richtet die Verwaltung ein Klimaschutz-Controlling ein und stellt bis März 2027 eine Vollzeitstelle für eine Klimaschutzmanagerin zur Verfügung.

Im Oktober wird die Verwaltung eine Anschlussförderung beim Projektträger „Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) gGmbH“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) beantragen. „Diese umfasst die Förderung der Stelle der Klimaschutzmanagerin und die Umsetzung von drei Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept“, heißt es in der Sitzungsunterlage. Das bedeutet, dass die Klimaschutzmanagerin Ulrike Krause weitere drei Jahre in Plankstadt beschäftigt sein wird.

Welche Maßnahmen aus dem Konzept wann umgesetzt werden können, müsse der Gemeinderat Punkt für Punkt verabschieden, so Bürgermeister Nils Drescher abschließend.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung