Plankstadt. Schon nach den ersten Tönen, die Lars Quincke beim Gottesdienst am Keyboard spielte, hatte man das Gefühl, dass er eine Schale aufknackt und auf diese Weise den Kern bekannter Melodien zu neuem Leuchten verhilft. Kein Zweifel, diese Kühnheit kam bei den Besuchern des Gottesdienstes am Sonntag sehr gut an und sie passte auch zum Konzept der Pfarrerin Christiane Banse, Neues zu wagen, insbesondere im Bereich der Kirchenmusik.
Die Zuhörer durften ganz nach ihrer Laune mitsummen, mitsingen und auch sonst all das machen, was bei einem Live-Konzert üblich ist. Lars Quincke, der an der Pop-Akademie in Mannheim studiert, interpretierte die Kirchenlieder so, dass sie zeitgemäß, manchmal elegisch, aber auch fröhlich und munter, klangen. Unüberhörbar waren dabei die Anleihen beim Jazz und bei der Popmusik.
Gottesdienst in Plankstadt: Aufbrüche wagen
„Aufbrüche – das haben wir heute gewagt mit der neuen Reihe im Gottesdienst“, sagte die Pfarrerin in ihrer Begrüßung, und sie dankte damit zugleich dem jungen Musiker, dass er gemeinsam mit der Gemeinde den Start gewagt habe. Mit Liedern wie „Der Lärm verebbt“, „Gottes Weg mit uns“, „Nimm du mich heiliger Atem“ oder „Weites Land“ gelang ihm der Spagat zwischen nachdenklichen und unterhaltenden Klängen.
Einen starken Eindruck hinterließen auch die Psalme, die Gebete sowie die Segnung der neuen Kirchendienerin Brigitte Stieger, die seit dem ersten Februar als Kirchendienerin ihre Tätigkeit begonnen hat, begleitet vom Gesang der Gemeinde „Gottes Segen behüte dich nun“.
Ihrer Predigt zum Thema „Aufbruch = Abbruch?!“, das als Motto für den Gottesdienst gewählt wurde, legte die Pfarrerin den Text der Lesung nach Moses 12, Verse 1 bis 4, und nach Lukas 5, 1 bis 11, zugrunde, wo es um die Berufung Abrahams beziehungsweise der ersten Jünger Jesu ging.
„Wie wir im Bibeltext gehört haben, ist es nie zu spät aufzubrechen“, sagte sie. „Abraham war 75 Jahre alt, als er sich aufgemacht hatte, seine Heimatstadt zu verlassen. Und er machte sich auf in ein Land, dessen Namen er nicht einmal kannte.“
Aufbrüche könnten vielfältig sein, erklärte sie, es gebe kleinere oder größere Aufbrüche, innere oder äußere. „Von welchem Aufbruch würden Sie mir erzählen, wenn ich Sie fragen würde, was für einen Aufbruch Sie in der letzten Zeit erlebt haben?“, wandte sich die Pfarrerin an die Gottesdienstgemeinde.
Und sie forderte die Gläubigen auf, sich einen Moment Zeit zu nehmen, um darüber nachzudenken. Für manche Menschen könne Aufbruch eine Wende im Leben sein, für andere, Mut, Neues zu wagen. Aufbruch setzte aber immer auch Abbruch voraus, führte Banse aus, denn „breche ich auf, breche ich mit etwas ab“.
Gottesdienst in Plankstadt: Eng aneinander geknüpft
Auf- und Abbrüche seien eng aneinander geknüpft. Aufbrüche seien daher nicht immer leicht. Auf Gottes Wort hin sei Abraham schließlich direkt aufgebrochen, sein Land zu verlassen. Diese Entscheidung setze ein ziemlich großes Vertrauen in Gottes Wort voraus, denn, macht man sich auf einen neuen Weg auf, könnte so manches auch schiefgehen.
Um Aufbruch geht es auch im Evangelium nach Lukas, nicht nur um einen, Pfarrerin Banse hat gleich vier gezählt. Den ersten Aufbruch sieht sie bei Jesus, der aus der Menge ausbrach und zum Boot ging. Den zweiten Aufbruch vollzog Simon Petrus und seine Fischerkollegen. Sie hatten den Mut, von neuem in die See hinauszufahren, ihre Netze auszuwerfen.
Gottesdienst in Plankstadt: Über Methoden nachdenken
In Simon Petrus Eingeständnis, dass er ein sündiger Mensch sei, sieht Banse den dritten Aufbruch und den vierten, dass die Fischer als erste Jünger Jesus alles zurückließen und ihm folgten. Verbindung zu diesen Aufbrüchen formulierte Banse einige Denkanstöße, die sie den Gottesdienstbesuchern mit auf den Weg gab: Denk über deine Methode nach, funktioniert sie nicht, dann ändere sie; habe keine Angst davor, was Neues zu beginnen; habe keine Angst vor dem Scheitern, probiere es noch einmal; verabschiede dich vom Wunsch, alles allein schaffen zu wollen, vertraue auf Gott; lass los, was dich einengt. Nach dem Gottesdienst waren alle Besucher eingeladen, sich beim anschließenden Kirchenkaffee über das Gehörte auszutauschen.
Am Eingang stand zudem eine entsprechende Box bereit, in die jeder seine individuellen Liederwünsche einwerfen konnte. Auch das wird für mehr Vielfalt im Gottesdienst sorgen.
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