Plankstadt. Seit acht Jahren ist Nils Drescher Verwaltungschef von Plankstadt. Am 7. Juli steht die Bürgermeisterwahl an. Im Interview mit dieser Zeitung spricht Drescher über eine mögliche nächste Amtszeit, warum Menschen wählen gehen sollten und wie es seiner Meinung nach um die Demokratie in Deutschland bestellt ist.
Herr Drescher, treten Sie zur Bürgermeisterwahl 2024 an?
Nils Drescher: Ja. Das habe ich schon frühzeitig gesagt, weil ich niemanden im Unklaren lassen wollte. Und ich habe richtig Lust auf die nächsten acht Jahre und freue mich auf den Wahlkampf. Es gibt ja einige Kollegen, die aufhören. Das kommt für mich nicht in Frage.
Zur Person: Nils Drescher
- Nils Drescher ist 1975 in Heidelberg geboren und lebt seither mit einer kurzen Unterbrechung in Plankstadt.
- Er hat in Plankstadt den Kindergarten und die Grundschule besucht, bevor er am Hebel-Gymnasium Schwetzingen sein Abitur ablegte.
- Seine Laufbahn in der Verwaltung beginnt im Eppelheimer Rathaus. Bis zu seiner Wahl war Drescher zuletzt Kreisverwaltungsdirektor beim Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises in Heidelberg und dort zuständig für den Bereich Wirtschaftsförderung und Verkehrsentwicklung.
- Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Wann ist diese Entscheidung gefallen?
Drescher: Schon vor langer Zeit. Ich bin nicht nur für acht Jahre angetreten, sondern bin gekommen, um zu bleiben. Ich habe mich auch nicht nach anderen Gemeinden umgeschaut. Ich bin in Plankstadt aufgewachsen, hier will ich Bürgermeister sein, das ist mein Traumjob. Den würde ich natürlich gerne behalten.
Weshalb möchten Sie noch einmal antreten?
Drescher: Ich glaube, dass vieles in den vergangenen acht Jahren gut gelungen ist. Wir haben tolle Projekte, die umgesetzt und einige, die fast fertig sind. Ich freue mich zum Beispiel riesig auf die Eröffnung der Kultur- und Sporthallen. Neben den großen Projekten gibt es aber auch viele kleinere Anliegen, die noch nicht umgesetzt sind oder angegangen werden konnten. Wir hatten ja einige Krisen zu bewältigen, zum Beispiel Corona und die Fluchtbewegungen. Oder die Trinkwasserverunreinigung am Anfang meiner Amtszeit, das war eine sehr anstrengende Zeit. Außerdem glaube ich, dass man Plankstadt immer weiter verbessern kann. Ich bekomme viele Anregungen - und für manche war einfach die Zeit nicht da. Wenn die großen Projekte abgearbeitet sind, will ich stärker auch die kleineren angehen. Auch daran habe ich Spaß.
Glauben Sie, dass Sie einen Gegenkandidaten bekommen?
Drescher: Das weiß ich nicht. Und für mich spielt es im Moment auch keine Rolle. Ich bereite mich so auf die Wahl vor, als wenn es einen Gegenkandidaten geben würde. Aktuell arbeite ich an meinem Wahlprogramm, bereite eine Homepage vor und sortiere für mich Themen, die an mich herangetragen werden. Ich rede viel mit den Leuten und Fraktionen, nehme immer Wünsche auf, was man in Plankstadt besser machen kann. Da spielt ein Gegenkandidat keine Rolle. Ich habe schon ein paar Differenzen mit meiner Familie gehabt, weil ich den Wahlkampf ernst nehme und viel Zeit investiere, obwohl schon wenig Zeit für die Familie da ist. Ja natürlich, habe ich gesagt. Es ist völlig egal, ob ich alleine antrete oder es am Ende insgesamt fünf Kandidaten sind. Ich möchte weiterhin Bürgermeister sein.
Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?
Drescher: Ich habe die Ausbildung, also die Qualifikation für den Beruf. Ich denke, es ist schon wichtig, dass jemand in dieser Position ist, der sein Handwerk versteht. Dann glaube ich schon, dass ich die vergangenen acht Jahre ausgleichend gewirkt habe, also vermittelnd zwischen den verschiedenen Interessen in Plankstadt. Und ich bin sehr beharrlich. Wenn ich mir ein Ziel gesetzt habe, dann verfolge ich das auch.
Was macht Plankstadt so besonders?
Drescher: Plankstadt ist für diejenigen besonders, die hier aufgewachsen sind. Die Plänkschder haben einen gewissen Ortsstolz - das habe ich bereits damals in meinem ersten Interview als Bürgermeister gesagt. Das spürt man ja. Früher habe ich Sport für Plankstadt gemacht, hier Tennis und Fußball gespielt. Plankstadt hat einen großen Zusammenhalt und eine große Gemeinschaft. Und die Plänkschder sind sehr stolz darauf, Plänkschder zu sein. So wie in unserem Lied, da gibt es eine treffende Zeile: „Wir leben die Gemeinschaft steh’n füreinander ein, wir wissen, wie man feiert, sind stolz Plänkschder zu sein.“
Für Kinder erklärt: Welche Aufgaben hat ein Bürgermeister
Hallo Kinder, sicher habt ihr den Bürgermeister eurer Gemeinde schon mal auf einer Veranstaltung oder in der Zeitung gesehen. Das liegt daran, dass der Bürgermeister seine Gemeinde nach außen hin vertritt. Bei Stadtfesten oder Eröffnungen hält er eine Rede im Namen der Gemeinde. Weil solche Veranstaltungen öfters vorkommen, kann das ganz schön viel Arbeit bedeuten. Aber was macht ein Bürgermeister sonst noch?
Er ist der Chef im Rathaus und Vorgesetzter von allen Gemeindeangestellten. In das Amt wird er von den Bürgern gewählt. Dafür muss er bei den Wahlen mehr als die Hälfte der Stimmen bekommen und ist dann für acht Jahre Rathauschef. Danach kann er sich noch mal zur Wahl aufstellen.
Auch von den Bürgern gewählt wird der Gemeinderat. Er besteht aus Politikern unterschiedlicher Parteien. Gemeinsam entscheiden sie in Abstimmungen zum Beispiel, ob Geld für den Sportplatz ausgegeben oder neue Häuser gebaut werden sollen. Leiter des Gemeinderats ist der Bürgermeister. Wenn die Gemeinderäte, so nennt man die gewählten Bürger, zu einer Sitzung zusammenkommen, leitet der Bürgermeister sie.
Viele Bürgermeister üben ihren Beruf hauptamtlich aus, sie haben also keine zweite Beschäftigung. Das gilt für alle Gemeinden mit über 2000 Einwohnern. In sehr großen Städten in Deutschland heißen die Chefs im Rathaus übrigens Oberbürgermeister.
Wusstet ihr, dass theoretisch jeder mit dem Bürgermeister sprechen kann? Sie bieten nämlich Sprechstunden an. Die Einwohner können dann ins Rathaus kommen und über Sachen sprechen, die die Gemeinde betreffen. Ist das nicht cool?
Warum sollten Menschen zur Wahl gehen - sei es die Bürgermeister-, die Kommunal- oder Europawahl?
Drescher: Das ist unglaublich wichtig. Demokratie ist ein kostbares Gut. Ich glaube, dass Demokratie die beste Form des Zusammenlebens ist. Wenn man sich im Moment die Welt anschaut, sieht man, wie viele Autokratien sich entwickeln und Diktaturen mittlerweile da sind. Das Wichtigste in einer Demokratie ist, dass die Menschen wählen. Dass man auch bereit ist, ein Wahlamt zu übernehmen. Ich hoffe, dass viele Kandidaten auf den Listen bei der Kommunalwahl zu finden sind. Es ist aus meiner Sicht ein Privileg, die Entscheidungsträger der kommunalen Räte und Parlamente demokratisch wählen zu dürfen.
Wie kann man Leute dazu bewegen, wählen zu gehen? Sehen Sie sich als Bürgermeister in der Pflicht, über die Wahlen zu informieren?
Drescher: Mit Blick auf den 9. Juni, der Tag der Europa- und Kommunalwahlen, sehe ich mich auf jeden Fall in der Pflicht, darüber zu informieren, dass gewählt werden kann. Ich finde es auch gut, dass das Wahlalter heruntergesetzt wurde. Das ist ein wichtiger Schritt. In Plankstadt wird eine Veranstaltung für den Jugendbeirat organisiert. Unter dem Titel „How to Kommunalwahl“ werden Fragen geklärt, wie man überhaupt wählen kann? Außerdem ist ein Speed-Dating mit jeweils drei Kandidaten aller Listen und den Jugendlichen vorgesehen. Hierfür werden alle Jugendliche eingeladen, um sich vor der Wahl eine eigene Meinung bilden zu können. Die aktuelle politische Diskussion in Deutschland trägt zu einem sensibleren Umgang mit dem Thema Wahlen bei. Dabei ist auch das Bewusstsein entstanden, dass Demokratie Arbeit ist. Es ist manchmal anstrengend, in einer Demokratie zu leben. Aber sie ist auf jeden Fall die beste Form des gemeinschaftlichen Zusammenlebens.
In Schwetzingen hat sich am vergangenen Dienstag die AfD zu einem Bürgerdialog getroffen. Auch hat es eine Gegendemo gegeben. Wie beobachten Sie solche Entwicklungen und was ist Ihre Meinung dazu?
Drescher: Ich bin Wahlleiter und alle Parteien, die demokratisch legitimiert sind, dürfen sich zur Wahl stellen. Wir sollten aber die Demokratie wertschätzen. Ich beobachte schon mit Sorge seit der Corona-Zeit ein sogenanntes gesellschaftliches „Auseinanderdriften“. Man spricht nicht mehr miteinander, sondern ist in seiner eigenen Meinung so vorgefestigt, dass sachliche Argumentationen nicht mehr stattfinden können. Es heißt dann immer „Du bist von dem Lager oder von dem Lager und dann rede ich mit dir gar nicht mehr.“ Das ist natürlich Gift für eine Demokratie. Es muss weiterhin der Dialog gesucht werden, um sich sachlich über Themen auszutauschen. Wichtig ist natürlich, dass unser Grundgesetz gilt. Da steht geschrieben, wie wir demokratisch zu arbeiten haben. Es ist festgehalten, dass man sich gegenseitig achten soll, dass jeder seine Meinung haben darf, die Meinungsfreiheit aber Schranken hat. Diese beginnen da, wo beispielsweise falsche Tatsachen behauptet werden.
Wie kann man Menschen dazu bringen, dass sie wieder miteinander sprechen?
Drescher: Eine Gemeinde kann sehr viel dazu beitragen. Ob es jetzt ein Ortsmittefest ist oder eine Jugendbegegnung wie beim Wintergrillen. Da kommen schon mal kritische Argumente oder Themen wie die Flüchtlingskrise - und da ist es auch so, dass man positive Beispiele oder Gegenargumente nennen kann. Generell sollte man Abstand von Pauschalisierungen und Vorurteilen nehmen. Es gilt, Einzelfälle genau zu betrachten, um nicht ungerecht zu werden.
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