Plankstadt. Ein halbes Jahrhundert ist es her, als die letzte Straßenbahn der alten Linie 11 (neu Linie 2) am 5. Januar 1974 vom Schwetzinger Schlossplatz zum Heidelberger Bismarck-Platz fuhr – ein Ereignis, das der Erinnerung zum jetzigen 50-Jahre-Jubiläum wert ist.
Wahrscheinlich haben viele Plänkschder das alte Foto vom 9. April 1927 schon mal gesehen, als die erste Straßenbahn von Heidelberg kommend, Plankstadt erreichte. Ein findiger Plänkschder Bürger hatte kurzerhand zwei Pferde besorgt und an der Haltestelle Rathaus für ein Foto vor der Straßenbahn positioniert und das ganze mit dem Spruch versehen „Was brauche mer ä Schdrooßeboahn – mer hewwe Gail!“
Die 'Schdrooßeboahn' und ein findiger Schnappschuss
Was damals als Gag und findige Geschäftsidee durch den Foto-Verkauf gedacht war, wurde dann oft als Protestaktion der Plankstadter Landwirte gegen die Straßenbahn kolportiert und als Technik- und Fortschrittsfeindlichkeit der Plänkschder aufgefasst – ein Irrtum der Geschichte, der sich aber lange hielt.
Dieses Bild hat der Schwetzinger Maler Heinz Friedrich (1924-2018) wirkungsvoll in Szene gesetzt. Das Bild schmückte eine Wand im Flur des oberen Stockwerks des Rathauses. Bei der Rathaus-Sanierung konnte das Bild aber am alten Platz nicht erhalten werden. Zum Glück fand sich an der Wand der Remise im Heimatmuseum eine geeignete Fläche, wohin es dann fachmännisch wieder angebracht wurde und seither in voller Pracht zu sehen ist.
Über 47 Jahre also war Plankstadt perfekt an den Personennahverkehr angeschlossen und viele regelmäßige Nutzer der Straßenbahn konnten sich ein Ende gar nicht vorstellen – und doch schlug am 5. Januar 1974 die letzte Stunde für die Bahn. Der zunehmende Individualverkehr mit Autos machte der Heidelberger Straßen- und Bergbahn AG zu schaffen und verlangte Maßnahmen zur Kostendämpfung.
Das Ende einer Ära: Abschied von der Straßenbahn
Ab Januar 1974 verkehrt nun also die Buslinie 713 zwischen dem Bahnhof Schwetzingen und der Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 22 in Eppelheim. Dort muss dann seither umgestiegen werden, um weiter nach Heidelberg zu kommen.
In den Jahren 2012 und 2014 flammte die Straßenbahnfrage wieder auf, als ernsthafte Überlegungen im Rahmen des „Mobilitätskonzeptes Heidelberg“ zur Wiedereinführung der alten Strecke diskutiert wurden. Die Diskussionen wurden in der Gemeinde Plankstadt teils sehr emotional geführt und führten zur Spaltung der Plankstadter Bevölkerung in Befürworter und Gegner.
Ein Umstand, der auch dem damals sehr angespannten Verhältnis zwischen den Gemeinderatsfraktionen geschuldet war. Ein Bürgerentscheid machte 2014 der Diskussion ein Ende, als sich 70,5 Prozent der Teilnehmer gegen die Wiedereinführung aussprachen – eine richtungsweisende Entscheidung, die bis heute bei auswärtigen Beobachtern auf Unverständnis stößt.
Aber auch danach wurde dieses Abstimmungsergebnis durch die Art der Fragestellung heftig moniert – aber zu diesem Zeitpunkt war es dann zu spät.
Betreiber verbessert
Inzwischen sind die Diskussionen natürlich abgeflaut, die Plankstadter haben sich an den Bus gewöhnt. Immer wieder gab es auch Verbesserungen für die Fahrgäste seitens des Betreibers.
Ganz wesentlich dabei auch die Tatsache, dass nun einmal pro Stunde das Neuenheimer Feld mit Uni-Kliniken, Instituten, Universitätseinrichtungen und dem Zoo ohne Umsteigen vom Schwetzinger Bahnhof und Plankstadt aus erreichbar ist.
Dazu kommt noch die zusätzliche Buslinie, die den Bahnhof Schwetzingen mit dem Industriegebiet Plankstadt verbindet – ganz wichtig für die Berufspendler.
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