Plankstadt/Schwetzingen. Es tut sich etwas in Sachen Radverkehr in Plankstadt. Als Vorbereitung für das Großprojekt des Radschnellweges Schwetzingen-Heidelberg hat die Gemeinde im Bereich der möglichen künftigen Trasse erste Gehwege abgesenkt und hinderliche Poller entfernt, damit die Fahrradfahrer bereits jetzt einfacher und sicherer unterwegs sein können.
„Das ist nur ein erster Schritt, den wir schnell umsetzen konnten und der auch ohne die Festlegung auf eine spätere Wegführung Sinn macht. Die Planungen für den Schnellweg laufen gleichzeitig auf Hochtouren, sind aber sehr komplex“, sagt Bernhard Müller, der im Rathaus unter anderem für die Bereiche Klima- und Umweltschutz sowie den Öffentlichen Nahverkehr zuständig ist.
Seit Längerem schon gibt es konkrete Überlegungen, eine direkte Verbindung vom Schwetzinger Schlossplatz zum Heidelberger Zentrum zu bauen. Dabei bietet sich die historische Maulbeerallee an. Diese führt schnurgerade von der kurfürstlichen Sommerresidenz zum kurfürstlichen Hauptsitz oberhalb des Neckars und liegt gleichzeitig auf der Sichtachse zwischen den beiden höchsten Bergen der Region, dem Königstuhl in Heidelberg und dem Kalmit beim Hambacher Schloss. Das Problem: Die ehemals wichtige Verbindungsstraße ist heute in weiten Teilen nur noch ein Feldweg und an mehreren Stellen durch moderne Straßenzüge unterbrochen.
Im Bereich von Plankstadt sorgt gleich zu Beginn die B 535 für eine Trennung. Radfahrer und Fußgänger müssen den Schlenker über den Tunnel nehmen, um sie zu überwinden. Für den Radschnellweg ist hier direkt das größte und teuerste Bauwerk geplant: Mit rund vier Millionen Euro – bei zwölf Millionen Euro Gesamtkosten – wurde eine Brücke an dieser Stelle bei den ersten Planungen geschätzt. Aktuelle Preissteigerungen im Baugewerbe und die fast schon obligatorischen späteren Kostenerhöhungen bei öffentlichen Bauprojekten sind dabei freilich noch nicht eingerechnet.
„Es gibt strenge Vorgaben bei der Förderung des Landes, die hier eine Brücke wohl alternativlos werden lassen: Ein Radschnellweg soll, wie der Name schon sagt, eine möglichst schnelle und direkte Verbindung herstellen, damit er auch für Pendler attraktiv ist und eine Alternative zum Auto darstellen kann. Jeder Umweg wäre deshalb ein Problem“, erklärt Bernhard Müller.
Die derzeitige Wegführung sei außerdem für Ortsfremde schwer nachvollziehbar, weil die Sichtachse eben von Plankstadt direkt zum Schwetzinger Schloss führe – nur unterbrochen von der vierspurigen Bundesstraße. Gleichwohl hat insbesondere die Plankstadter CDU in der Vergangenheit die hohen Kosten der Brücke als Argument gegen die Planungen angeführt. Vonseiten der Plankstadter Liste, der SPD sowie der Grünen kam hingegen zum allergrößten Teil Zustimmung zum Projekt. „Unabhängig von diesem schwierigen Teil der Gesamtplanung müssen wir in Plankstadt vor allem die Übergänge an der Ortsumgehung klären“, sagt Bernhard Müller. Im Bereich des Netto-Marktes seien schon kleine Verbesserungen umgesetzt, doch die Kreuzungssituation sei komplex. „Da benötigen wir Ampeln und neue Wegführungen, damit alle Verkehrsteilnehmer gleichermaßen zurechtkommen. Das müssen wir aber wiederum mit der Gesamtplanung des Radschnellwegs abstimmen – und dafür ist Schwetzingen verantwortlich“, verweist Müller auf die Nachbarstadt.
Warten auf Förderbescheid
Dort ist Wolfgang Leberecht federführend. Beim Leiter des Amtes für Klimaschutz, Wirtschaft und Bauordnung laufen alle Fäden des Projekts zusammen, das bis zur konkreten Genehmigungsplanung von den betroffenen Gemeinden verantwortet wird. Dann wird das Regierungspräsidium Karlsruhe übernehmen, so die pragmatische Lösung der öffentlichen Institutionen.
„Wir sind weiter an dem Projekt dran, gerade auch im Bereich von Plankstadt: Im Herbst haben wir ein externes Projektleitungsbüro aus Karlsruhe beauftragt, das zusammen mit uns jetzt die nächsten Schritte angeht“, führt Wolfgang Leberecht aus. Bald könnte auch der Förderbescheid des Landes in Schwetzingen eintreffen: Dann könnten die Verantwortlichen mit konkreten Zahlen an die Planungen gehen.
Wichtig sei beim weiteren Vorgehen, dass die potenziellen Interessenskonflikte gelöst werden. „Natürlich ist für uns eine möglichst direkte Wegführung wichtig, denn nur dann wird man die Strecke schnell und bequem fahren können. Aber das hat gleichzeitig Auswirkungen auf die Landwirte, die weiterhin ihre Felder erreichen müssen und denen die Radler nicht vor den Traktor fahren dürfen. Wir haben diese verschiedenen Sichtweisen im Blick und werden Lösungen finden, die für alle Beteiligten gut sind“, verspricht Wolfgang Leberecht.
Im Bereich von Plankstadt würde eine Trassenführung entlang der Kurfürsten-Route wohl den Aufkauf angrenzender Flächen notwendig machen, um die geforderte Breite des Schnellwegs zu erreichen. Bernhard Müller kann noch nicht sagen, ob die betroffenen Eigentümer dabei mitmachen. „Dafür ist es noch zu früh, wir müssen jetzt erst einmal den Förderbescheid des Landes abwarten“, erklärt der für Plankstadt Verantwortliche. Bis schließlich mit dem Bau des Radschnellwegs begonnen werde könne, würden sicherlich noch mehrere Jahre vergehen.
„Damit bis dahin aber schon erste Verbesserungen umgesetzt werden können, haben wir eine Art Pop-up-Radweg im Blick, also eine kurzfristig umsetzbare Zwischenlösung. Noch ist das nicht spruchreif, aber die ersten Maßnahmen bei den Gehwegen und Pollern haben bewiesen, dass wir mit kleinen Schritten doch schon einiges verbessern können“, sagt Bernhard Müller.
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