Caritas Altenzentrum St. Maria

Plankstadt: Warum junge Menschen in der Pflege arbeiten

Im Caritas Altenzentrum in Plankstadt arbeiten viele junge Menschen aus der ganzen Welt. Sie verraten, warum der Job in der Altenpflege glücklich macht.

Von 
Linda Saxena
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Im Caritas Altenzentrum berichten Mitarbeiter, warum sie in der Pflege arbeiten: Yasmina Karamani (v.l.), Bewohnerin Renate Schmidt, Heimleiterin Martha Trautwein, Simone Herold, Tetjana Smutok, Robin Peter. Hinter dem Snozzel-Wagen stehen die beiden ehemaligen Praktikanten Jakob-Ridderbusch (l.) und Malik Ben Ali. © Linda Saxena

Plankstadt. Körperliche Arbeit, schlechte Bezahlung und Fachkräftemangel: Pflegeberufe haben in unserer Gesellschaft ein schlechtes Image. Was bewegt aber junge Menschen dazu, einen Job in der Pflege zu ergreifen? Ganz schön viel, wie ein Besuch im Caritas Altenzentrum St. Maria in Plankstadt zeigt. Und die Wege in den Beruf können unterschiedlicher nicht sein. Da wären zum Beispiel Jakob Ridderbusch (16) und Malik Ben Ali (17) aus Plankstadt. Beide gehen auf die Elisabeth-von-Thadden-Schule in Wieblingen und haben ihr Sozialpraktikum im CAZ absolviert.

Zwei Wochen lang durften sie den Alltag im Altenzentrum miterleben. „Du warst im Wohnbereich eins und du im Wohnbereich zwei“, erinnert sich Simone Herold, Teamleiterin der Betreuung und Ansprechpartnerin für die Praktikanten. Die beiden Jungs wurden nicht in der Pflege, sondern in der Betreuung der Bewohner eingesetzt. „Ein paar Tage habe ich schon gebraucht, um die Scheu abzulegen“, gesteht Jakob Ridderbusch. Was anfangs Mut und Überwindung gekostet hat, zahlt sich am Ende aus: „Man baut eine Bindung zu den Bewohnern auf und das in relativ kurzer Zeit“, sagt er. Auf eine Gruppe älterer Menschen zu treffen, sei ebenso herausfordernd, wie auf eine Gruppe sehr junger Menschen zu treffen, sagt Heimleiterin Martha Trautwein. „Damit sind die wenigsten in ihrem Alltag konfroniert.“

Praktikum im CAZ Plankstadt: „Es ist ein super wichtiger Job“

Dabei haben die beiden Jungs sich viel mit den „Gästen“, wie die Bewohner im CAZ genannt werden, beschäftigt, Spiele gespielt und sich lange unterhalten. Beide waren beeindruckt von den einzelnen Geschichten und der Lebenserfahrung der Seniorinnen und Senioren. Malik Ben Ali hat eine interessante Beobachtung gemacht: „Leute, die anfangs in sich gekehrt waren, sind nach einiger Zeit aufgetaut und haben von ihrem Leben erzählt.“ Das alles beeindruckt die beiden Schüler, die froh darüber sind, ihr Praktikum in einem Altenzentrum gemacht zu haben. „Man sollte aber schon sozial interessiert sein. Es ist ein super wichtiger Job“, sagt Ridderbusch. Eine Ausbildung in der Pflege streben aber beide nicht nach dem Schulabschluss an. „Meine Interessen liegen einfach woanders“, erklärt Malik Ben Ali.

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Dass Praktikanten eine gute Erfahrung machen und während ihres Einsatzes gut angeleitet und abgeholt werden, ist dem Team um Leiterin Martha Trautwein und Teamleiterin Simone Herold sehr wichtig. „Es kann zum Beispiel passieren, dass demente Bewohner den Praktikanten als Enkel bezeichnen. Mit solch einer Situation muss man natürlich erst Mal umgehen können. Und da wollen wir unsere Praktikanten auch nicht alleine lassen“, sind sich die beiden sicher. Im Durchschnitt sind die Seniorinnen und Senioren im Altenheim über 86 Jahre alt. „Da prallen schon Welten aufeinander, alleine schon wegen dem Altersunterschied“, sagt Trautwein.

Aber wenn beide Seiten mutig sind, dann klappe das Zusammensein gut - für beide Seiten. „Man sollte sozial, freundlich, zugänglich und empathisch sein“, beschreibt Simone Herold einige Eigenschaften, die Mitarbeiter in der Pflege brauchen. Die einzelnen Konstellationen in den Wohnbereichen sind aber keinesfalls dem Zufall überlassen. Die Heimleiterin achtet darauf, dass Bewohner und Mitarbeiter zueinanderpassen und auch Vorurteile ausgeräumt werden.

Robin Peter aus Indien hat sich für eine Stelle in Plankstadt entschieden

Das ist zum Beispiel der Fall, wenn Pflegekräfte aus dem Ausland kommen. Robin Peter stammt aus Indien und ist seit 2021 in Deutschland. Hier hat er eine dreijährige generalistische Ausbildung zur Pflegefachperson gemacht. Eine große Herausforderung, wie er schildert. Nicht nur die Lerninhalte und die wechselnde praktische Einsätze sind neu für ihn, sondern auch die Sprache und die Kultur. Dennoch sei es eine bewusste Entscheidung gewesen - immerhin hat der 28-Jährige einen Bachelorabschluss in der IT-Branche gearbeitet und auch als Tauchlehrer mit Touristen zu tun und damit schon einige Berufserfahrung gesammelt.

Praktische Erfahrung sammeln

  • Im CAZ Plankstadt gibt es jedes Jahr einen Tag der offenen Tür . Dabei können Interessierte auch an einem Pflegeparcours teilnehmen.
  • Über das Jahr hinweg bietet die Einrichtung Praktikumsplätze an, etwa für das Sozialpraktikum, das Berufsorientierungspraktikum oder für Weiterbildungen
  • Im Durchschnitt gibt es bis zu 10 Praktikanten in Pflege und Betreuung
  • Außerdem sind in Plankstadt auch FSJ und Bundesfrewilligendienste möglich.
  • Auch Quereinsteiger seien willkommen.
  • Weitere Informationen gibt es unter www.caritas-rhein-neckar.de.

„Die neue, generalistische Ausbildung befähigt die Auszubildenden zur Pflege von Menschen aller Altersstufen in allen Versorgungsbereichen“, schreibt das Gesundheitsministerium auf seiner Internetseite. Nach Stationen in der Krankenpflege im Krankenhaus, in der Kinderkranken- und Altenpflege hat sich der 28-Jährige für die Arbeit im Plankstadter Heim und somit für die Langzeitpflege entschieden. „Hier kannte ich die Abläufe schon aus der praktischen Zeit“, sagt er. Im Gegensatz zu der Kurzeitpflege schätzt er es, immer auf dieselben Menschen im Arbeitsalltag zu treffen. Als Fachkraft sei er aber auch vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen konfrontiert. „Diese Aufgaben zu lösen ist mein Benzin“, sagt er schmunzelnd. Die Arbeit mit Menschen sei ihm wichtig.

Neu ist er auch in seiner Rolle als Pate für Praktikatin Yasmina Karamani. Die 18-Jährige besucht die Erhard-Schott-Schule in Schwetzingen und wird im Oktober eine einjährige Ausbildung zur examinierten Altenpflegehelferin beginnen. Robin Peter und die junge Afghanin verbindet dieselben Herausforderungen: Neue Sprache und Kultur. „Ich weiß, wie es ihr geht und kann so besser helfen“, sagt Peter. Zunächst war die 18-Jährige in der Hauswirtschaft im Altenheim tätig, bevor sie dann einen praktischen Teil in der Pflege eingelegt hat. „Das hat mir besser gefallen, weil ich so mit vielen Menschen arbeite“, sagt sie. Sich um Menschen zu kümmern und helfen zu können, sei ihre Motivation für den Beruf. „Gell, du bleibst uns erhalten“, sagt Bewohnerin Giesla Schmidt fröhlich zu der zukünftigen Auszubildenden, die sich bereits nach kurzer Zeit gut ins Team integriert hat.

Konflikte und Missverständnisse zwischen Mitarbeitern, Bewohnern und Angehörigen vermeiden

Damit alle Mitarbeiter gleichermaßen im Team ankommen und im Arbeitsalltag keine Konflikte oder Missverständnisse mit Bewohnern und Angehörigen entstehen, setzt das CAZ auf Kommunikation. „Es gibt Fallbesprechungen, direkte Absprache und Ansprechpersonen“, schilder Martha Trautwein. Sie selbst versuche immer wieder ins Gespräch zu gehen und Hilfestellungen zu geben. Das CAZ sei wie alle Altenpflegeeinrichtungen vom Fachkräftemangel betroffen. Abhilfe schaffe Personal aus dem Ausland, die hier eine Ausbildung beginnen oder bereits absolviert haben. „Wir haben fünf Fachkräfte aus Indien“, sagt die Leiterin. Die Mitarbeiter kommen aber auch aus anderen Ländern und sind nicht immer fachfremd.

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Seit einigen Monaten neu im Team ist Tetjana Smutok. Die 44-Jährige war in ihrem Heimatland, der Urkaine, als Arzthelferin in der Anästhesie tätig. Zusätzlich zu ihrem erlernten Beruf macht sie gerade die einjährige Ausbildung zur examinierten Altenpflegehelferin. „Zuerst musste ich Deutsch lernen, dann hat das mit der Ausbildung geklappt“, sagt sie. Im Gespräch mit dieser Zeitung erzählt sie, dass erst heute ein Praxisbesuch stattgefunden habe. „Es lief alles gut, ich bin jetzt aber sehr kaputt“, sagt sie erleichtert. Sie mag ihren Job und fühle sich im Altenzentrum in Plankstadt wohl. Ihre Motivation sei, für Menschen da zu sein und weiter zu lernen.

Redaktion Linda Saxena ist Print- und Online-Redakteurin in der Lokalredaktion der Schwetzinger Zeitung/Hockenheimer Tageszeitung und zuständig für Plankstadt und Eppelheim.

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