Plankstadt. „Jetzt weint sogar der Himmel, dass die Kerwe zu Ende geht“, sagt ein kleiner Steppke mit viel Enttäuschung in der Stimme zu seiner Mutter. Die beiden gehören zu einem langen „Trauerzug“ der traditionsgemäß die Kerwe-Schlumbel vom Festgelände zur Gänsweid geleitet.
Und tatsächlich ziehen nach einem wunderschönen Herbstwochenende mit viel Sonnenschein am Dienstagabend dunkle Regenwolken auf. An der Spitze des Zuges sitzt „Narrina die 13. zu Planka“ im Lastenrad und wird unter Aufsicht des Plankstadter Carneval-Clubs (PCC) im Schein von vier Fackeln und zu den Takten von Andrea Bocellis „Time to say goodbye“ zum letzten Akt begleitet.
Vorangegangen war dem traurigen Ereignis jedoch ein Wochenende voller Spaß und mit viel Feierlaune bei herrlichstem Sonnenschein. An alte Traditionen anzuknüpfen, scheint das Erfolgskonzept der Plankstadter Kerwe zu sein. Die herbeigesehnte Eröffnung am Samstag mit der dazugehörigen Versteigerung der Plüschgänse war ein ebenso großer Erfolg wie der neuerliche Auftritt der „Kerweschnatterer“.
Von Mundart bis Autoscooter: Plankstadter Kerwe als gelungenes Dorffest
Ihre diesjährige Performance in Mundart fand ein begeistertes Publikum. Das bunte Treiben auf dem Festplatz mit Autoscooter und Karussells, Zuckerwatte und Langos lockte viele Kinder, Eltern und Großeltern zum Bummeln. Mit Musik, Cocktails und Bier, Kaffee und Kuchen, Weißwurst und Brezen wurde die Kerwe dank des Engagements des PCC und der Handballwölfe sowie der Landfrauen zum rundum gelungenen Dorffest für alle.
Doch auch das schönste Fest ist irgendwann vorbei. So drehte die „Narrina“ zum Schluss auf jedem Karussell eine letzte Runde und gab beim Autoscooter ein letztes Mal ordentlich Gas, bevor sich alle auf den letzten Gang zur ehemaligen Viehweide machten. Hier erwartete die Freiwillige Feuerwehr zusammen mit der Jugendfeuerwehr den Zug.
Dennis Winterkorn, erster Vorsitzender des PCC, fand in seiner kurzen Ansprache die passenden Abschiedsworte. Zuvor galt sein Dank allen fleißigen Helferinnen und Helfern, den Ausstellern und Fahrgeschäften, der Stadt und der Interessensgemeinschaft (IG) Vereine, die gemeinsam diese Tradition möglich machen.
In Anwesenheit von Plankstadts Bürgermeister Nils Drescher und Wolfgang Eichhorn, Vorsitzender der IG Vereine, die auch schon die Eröffnung vorgenommen hatten, wurde die Schlumbel nun für den letzten Akt vorbereitet. Ohne Schuhe und Handschuhe sowie ohne Kopf lag sie schweigend in der Stahlschale, die sie gegen ihren Platz über der Tür am Rathaus getauscht hatte. Ein paar Tropfen Benzin und eine Fackel ließen dann ihren Papierkörper in helle Flammen und dunklen Rauch aufgehen. Mit einem kräftigen Lebewohl und Beifall schlugen die Flammen hoch.
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Eigentlich war die Feuerwehrübung, für welche die Verbrennung genutzt wurde, gar nicht nötig, denn der Regen tat sein Übriges und die Flammen waren im Nu gelöscht. Schnell zerstreuten sich die zahlreichen Schaulustigen. Die Lichter auf dem Festplatz erloschen nach und nach, das Festzelt war schon lange leer. Jetzt heißt es, warten bis zum nächsten Jahr, wenn am dritten Oktoberwochenende bei hoffentlich ähnlich schönem Wetter die Schlumbel wieder zu neuem Leben erweckt wird.
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