Mut und Ausdauer

Tränen der Dankbarkeit: Anita Osakue gelingt Neustart in Plankstadt

Die alleinerziehende Mutter ist angekommen: Anita Osakue hat sich in Plankstadt ein neues Leben aufgebaut. Geholfen hat ihr dabei die Integrationsbeauftragte Isabel Tratberger.

Von 
Jörg Runde
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Anita Osakue (l.) hat Isabel Tratberger von der Gemeinde Plankstadt viel zu verdanken. © Jörg Runde

Plankstadt. Bei der Verabschiedung bricht es auch Anita Osakue heraus. Tränen fließen, als sie die Integrationsbeauftragte der Gemeinde Plankstadt, Isabel Tratberger, umarmt. Es sind Tränen der Dankbarkeit einer Frau, die einen langen und steinigen Integrationsweg in Deutschland hinter sich hat. Elf Jahre ist es her, dass die 42-Jährige aus Nigeria nach Deutschland gekommen ist. Heute lebt sie als alleinerziehende Mutter in Plankstadt und fühlt sich angekommen. „Ich habe drei Kinder, fünf, sieben und zehn Jahre alt, und wir wohnen hier zusammen in unserer Wohnung“, erzählt sie.

Neues Leben in Plankstadt: Viele Partner ziehen an einem Strang

Mit viel Durchhaltevermögen, Unterstützung durch verschiedene Institutionen und nicht zuletzt ihrem eigenen Willen hat sie den Sprung in ein neues Leben geschafft. „Anita kenne ich seit 2020. Die ganze Familie ist schon lange in Betreuung. Anita hat sich Stück für Stück in ihrem Leben hochgearbeitet“, sagt Tratberger.

Zentral für Osakues Fortschritt war laut Tratberger, dass viele Kooperationspartner an einem Strang gezogen haben: Familienhilfe, Kindergarten, Schule, das Jobcenter und nicht zuletzt der neue Arbeitgeber. „Das wollten wir einfach mal hervorheben: Es ist wichtig, dass alle Institutionen zusammenarbeiten, um Integration zu schaffen. Das Jobcenter hat zum Beispiel ganz tolle und unbürokratische Arbeit geleistet. Dadurch ging alles sehr viel schneller“, berichtet Tratberger.

Reinigungsfirma in Hockenheim gibt ihr einen Job

Die Reinigungsfirma Metz in Hockenheim gab ihr schließlich den erhofften Job. „Der Arbeitgeber ist da sehr offen eingestellt und gibt Bewerbern wie Anita, auch wenn sie alleinerziehend ist und keine perfekten Sprachkenntnisse besitzt, eine echte Chance“, sagt Tratberger.

Osakue arbeitet heute flexibel als Reinigungskraft. Möglich gemacht wird das auch durch die Hilfe einer Kollegin, die sie täglich von zu Hause abholt und zu den Reinigungsobjekten bringt. So kann Anita nach der Arbeit auch rechtzeitig wieder bei ihren Kindern sein.

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Dass der Weg dorthin nicht einfach war, wird schnell deutlich. Osakue musste sich das Leben in Deutschland mühsam Stück für Stück erarbeiten. „Sie war Analphabetin, sie musste zuerst lesen und schreiben lernen“, beschreibt Tratberger die Herausforderung. „Sie hat dieses Chancenaufenthaltsrecht genutzt, mit großem Fleiß Sprachkurse besucht und so den nötigen Test bestanden.“

Trotz vieler Rückschläge und bürokratischer Hürden hat Osakue nie aufgegeben. Gerade auch die Vereinbarkeit von Arbeit und Kinderbetreuung war eine große Hürde. „Die Arbeitszeiten passten oft nicht. Das war schwierig. Aber ich wollte unbedingt arbeiten“, sagt Anita Osakue. Schließlich setzte sich das Jobcenter ein und vermittelte den Kontakt zur Firma Metz.

Aus der Zeit in Nigeria hat Osakue, die sich vor fünf Jahren von ihrem Mann trennte, noch immer starke familiäre Bindungen. Ihr Vater ist stolze 102 Jahre alt, ihre Geschwister leben noch in ihrer Heimatstadt Benin City. „Ich habe per Handy regelmäßig Kontakt zur Familie“, sagt sie. Gesehen hat sie ihre Liebsten seit elf Jahren nicht mehr.

Die Kinder haben in Plankstadt Freunde und gehen hier zur Schule

Und doch ist ihr Lebensmittelpunkt heute in Plankstadt: „Meine Kinder sind in der Schule, im Kindergarten und im Sportverein. Sie sind integriert und haben hier ihre Freunde“, sagt Osakue und strahlt.

Ihr Aufenthaltstitel wird bald verlängert, ein wichtiger Schritt in eine sichere Zukunft. „Jetzt wird das Chancenaufenthaltsrecht umgewandelt in ein Aufenthaltsrecht wegen guter Integration, das ist dann immer befristet – zwischen ein und drei Jahren. Aber sie hat jetzt wieder etwas Luft“, erläutert Tratberger weiter.

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Auch deshalb blickt Osakue optimistisch nach vorne: „Das Jobcenter plant, dass ich einen Führerschein machen kann, um noch unabhängiger zu sein.“ Für sie steht fest: „Ich will hierbleiben und meine Kinder auch, sie sind hier verwurzelt.“

Das Beispiel Anita Osakue zeigt, dass Integration kein Selbstläufer ist, sondern ein langsamer, gemeinsamer Prozess. „Das muss man einfach nochmal sagen: Integration geschieht nicht in einem Jahr, sondern Schritt für Schritt mit der Verzahnung vieler Stellen. Es braucht Kommunikation, Wille und das Zusammenspiel vieler Kompetenzen“, so Tratberger.

Und Bürgermeister Nils Drescher fügt an: „Integration ist ein sensibles Feld, zu schnell werden hier Geflüchtete pauschal behandelt und auf ein Schema festgelegt. Im Fall von Anita Osakue ist Integration in Verbindung mit echtem Ankommen in der Gesellschaft gelungen, weil Eigenintiative sowie individuelle Begleitung funktionierten.“

Es ist Osakues Erfolg, aber auch das Ergebnis eines langen Atems – von ihr selbst und von allen Beteiligten. „Jetzt läuft es wirklich richtig gut“, sagt Tratberger. Osakue selbst bestätigt das nickend – mit einem stolzen Lächeln.

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