Plankstadt. Jede Menge tote Wellen- und Nymphensittiche. Totenstille in der Australiervoliere. Aufgeplusterte und müde da sitzende Vögel. Auf dem Boden Brotreste, die wohl ursächlich für dieses Schreckensszenario sind. Rund einen Monat ist es her, dass die Mitglieder des Plankstadter Vogelparks dieses Bild vorfanden. Inzwischen kann der Vorsitzende des Vogelvereins, Sven Berlinghof, das gesamte Ausmaß erfassen: Der Vorfall hat insgesamt 70 Tiere das Leben gekostet.
Damals hatte er eine Art verschimmeltes Weißbrot in der Voliere gefunden, sagt er gegenüber dieser Zeitung und tut sich selbst schwer mit der Beschreibung des Gesehenen: „Es hatte eine sehr komische grüne, braune und gräuliche Färbung.“
Vergiftete Vögel in Plankstadt: Rätselhafte Ursache und traurige Folgen
In Gesprächen mit Tierärzten und Veterinärämtern hat Berlinghof erfahren, dass die Schimmelpilze Gifte bilden, die Leber und Nieren der Tiere angreifen. So kamen zu den vielen sofort verendeten Wellen- und Nymphensittichen in den anschließenden Tagen und Wochen noch zahlreiche hinzu, die an den Folgen verstarben. Außerdem fanden mehrere Jungvögel den Tod, weil sie von ihren älteren Artgenossen nicht mehr gefüttert wurden, schildert der Vorsitzende.
„Ein paar Tiere konnten wir retten, weil wir gleich mit verschiedenen Arzneimitteln entgegengewirkt haben“, blickt Berlinghof zurück. Dadurch sei das Immunsystem gestärkt worden. „Bei einigen hat das geholfen, aber leider nicht bei allen.“
Ob die Brotreste im Vorfeld in eine giftige Substanz getaucht wurden oder verschimmelt waren, bleibt unklar. Einen offiziellen toxikologischen Befund hat der Vogelverein nicht anfertigen lassen. „Der Aufwand macht die Tiere auch nicht wieder lebendig“, meint Berlinghof, der zudem die hohen Kosten eines solchen Befunds anführt.
Vergebliche Rettungsversuche und Ermittlungshindernisse
Ebenfalls ungewiss bleibt, wer die Tiere in der Australiervoliere verbotenerweise mit den Brotresten gefüttert hatte. Der Verein erstattete bei der Polizei zwar Anzeige gegen Unbekannt, Augenzeugen habe es laut Berlinghof aber keine gegeben. Nach dem damaligen Aufruf erreichten den Verein dankenswerterweise Hinweise über vermeintlich auffällige Besucher, weitergeholfen haben diese aber nicht. „Die Anzeige wird mit Sicherheit eingestellt“, ist der Vorsitzende wenig optimistisch.
Dass Vögel trotz Verbots immer wieder von Besuchern gefüttert werden, ist ein dauerhaftes Ärgernis für die Betreiber des Vogelparks. Hinweisschilder sind allerorts gut sichtbar aufgestellt. Nach dem Zwischenfall seien sie gereinigt und zusätzlich weitere aufgestellt worden, beschreibt Berlinghof die Maßnahmen und appelliert an die Zivilcourage der Besucher, beim Füttern beobachtete Personen zu ermahnen. „Wir erwischen immer noch Leute, die genau vor dem Schild stehen und trotzdem füttern. Das ist einfach ein No-Go“, zeigt er Unverständnis.
Das leidige Thema Füttern ist nicht das einzige Fehlverhalten auf dem frei zugänglichen Gelände. Der Vorsitzende beklagt verbotenes Radfahren, nicht entfernter Kot von Hundehaltern und wiederkehrenden Vandalismus an Halloween oder Silvester. „Wenn die Leute uns immer mehr Steine in den Weg legen, wird es für uns immer schwerer“, mahnt Berlinghof in Bezug auf den Betrieb des Vogelparks an. „Ich bin froh, dass wir überhaupt noch genug Leute sind, um den Betrieb weiterzuführen.“ Schließlich wird der Vogelpark ausschließlich von Ehrenamtlichen geführt. „Da ist dieses Verhalten einfach schade.“
Dringender Appell an die Besucher und Herausforderungen für den Vogelpark Plankstadt
Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen sind in dem Park allerdings schwer umzusetzen. Eine Kameraüberwachung etwa sei kaum möglich, da es sich um öffentliches Gelände handle, erzählt Berlinghof. Es gebe jedoch die Überlegung, den Park komplett einzuzäunen. Aktuell wird er nach Einbruch der Dunkelheit zwar abgeschlossen, an manchen Stellen, wo er nur von einer Hecke begrenzt wird, ist der Eintritt – bei entsprechendem Willen – aber trotzdem möglich. Eines der Probleme dabei ist jedoch die Gaststätte innerhalb des Geländes, die auch außerhalb der Öffnungszeiten des Vogelparks zugänglich sein muss.
In der Australiervoliere bleibt es bis auf Weiteres wenig lebendig. Neue Tiere werden nicht angeschafft. Stattdessen wartet der Vogelverein auf den natürlichen Nachwuchs und die Zugänge von Züchtern und Privathaushalten.
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