Plankstadt. Wenn Claudia Huth von ihrem Ehrenamt in der Ukraine-Flüchtlingshilfe spricht, leuchten ihre Augen. Sie erzählt in ihrem Bericht in der jüngsten Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses im Ratssaal von wertvollen Begegnungen, einer „wahnsinnigen Hilfsbereitschaft“ und tollem Zusammenhalt. Genau 80 Flüchtlinge sind derzeit in Plankstadt untergebracht. Darunter sind 47 Erwachsene, 16 Kinder im Alter von elf bis 18 Jahren, sieben Grundschulkinder, fünf Kindergartenkinder und fünf Kinder unter drei Jahren.
Bürgermeister Nils Drescher gibt zunächst einen Einblick in die Statistik: 22 Familien leben derzeit in der Gemeinde, acht Personen sind alleine angekommen, darunter nur drei Männer. 32 Flüchtlinge sind in privaten Wohnungen untergebracht, 47 in von der Gemeinde angemieteten Häusern oder Wohnungen und eine Person lebt derzeit in einer Asylunterkunft. 91 Prozent der Geflüchteten kommen dabei aus der Ukraine, zwei jeweils aus dem Irak und Kamerun, eine Person stammt aus Georgien, eine aus Moldau und eine von den Philippinen. Unter ihnen seien 23 schulpflichtige Kinder, zudem vier Rentner, zwei Studenten, vier Mütter von Kleinkindern, eine Person ohne Arbeitserlaubnis sowie eine Schwangere. „16 Erwachsene haben außerdem bereits eine Arbeitsstelle gefunden“, erklärt Drescher.
2,5 Stellen geschaffen
Der Gemeinderat hat im März die Errichtung von 2,5 Stellen zur Unterstützung der Ukrainer bewilligt. Eine halbe Stelle hat derzeit eine Dolmetscherin inne. Ein 16-Jähriger, der ohne Eltern nur mit seiner Schwester aus der Ukraine kam, ist als Umzugshelfer eingestellt. Beim Bauhof packt ein Mann aus Nigeria mit an, derzeit als Vollzeitkraft. „Er ist wirklich sehr fleißig – wir hoffen, ihn im Anschluss übernehmen zu können“, lobt der Bürgermeister die Arbeit.
Verwaltung und Ehrenamtliche helfen an vielen Ecken und Enden, zum Beispiel bei der Verpflegung und Unterbringung der Menschen, aber auch bei der Versorgung mit Sachgütern, beim Antragstellen oder Behördengängen. Claudia Huth ist eine von vielen ehrenamtlichen Helfern, die unter anderem samstags ein gemeinsames Frühstück für die Flüchtlinge aus der Ukraine organisieren. „Das wird sehr gut angenommen“, freut Huth sich. 25 bis 35 Menschen seien es jeden Samstag. Neben den Informationen, die dann untereinander ausgetauscht werden, sei das Frühstück auch eine Art Seelsorge. Denn die Menschen aus der Ukraine haben Schlimmes gesehen und erlebt und sind teilweise sogar traumatisiert.
Breitgefächerte Unterstützung
Mehrere Deutsch-Sprachkurse werden außerdem für Erwachsene und Kinder angeboten. „Viele sprechen Englisch, aber nicht alle“, erklärt Huth. Die Ehrenamtlichen begleiten die Geflüchteten zudem auf die Ämter, helfen bei Anträgen oder übersetzen bei einem Arztbesuch. Nach Sachgütern werde gezielt gefragt – und bisher habe sich immer ein Spender gefunden. „Wir haben auch schon Arbeitsstellen vermitteln können“, berichtet die Plankstadterin, dass die meisten gerne arbeiten gehen möchten.
Ein Erlebnis ist ihr besonders im Gedächtnis geblieben: Der Großteil der Ukraine hat einen christlich-orthodoxen Glauben. Ostern wird in dieser Kirche eine Woche später gefeiert als bei den Katholiken oder Protestanten. Die Ehrenamtlichen hätten ein Osterfrühstück mit Musik organisiert. Das Besondere: Ein Ukrainer ist Konzertpianist und gemeinsam mit seiner Familie aufgetreten. Die Musik habe alle so sehr gerührt, dass er nun sogar bei den Feierlichkeiten zum 1250-Jahre-Jubiläum spielen wird. Die Ukrainer wollen alle gemeinsam einen Auftritt einstudieren und dann am Familientag gemeinsam die Bühne betreten. Die ersten Termine für die Proben seien bereits gesetzt. „Es macht einfach Spaß“, fasst Huth ihr Ehrenamt zusammen und berührt mit ihrer Erzählung sichtlich auch die Gemeinderäte.
Großes Glück für Gemeinde
„Für uns ist es ein großes Glück, dass so viele Ehrenamtliche uns helfen“, sagt auch Bürgermeister Drescher. Er nennt unter anderem Dr. Kalliopi Eberhardt-Rittmann, der stets Hilfe leiste, und die Übersetzerinnen, auf die man immer zählen könne. Insgesamt müsse Plankstadt 125 Flüchtlinge aufnehmen – wie viele derjenigen, die bereits in der Gemeinde untergekommen sind, letztlich vom Kreis angerechnet werden, könne er nicht noch sagen. Die Verwaltung rechne aber mit weiteren 80 Menschen. „Deshalb sind wir weiterhin auf Angebote von Vermietern angewiesen. Die Gemeinde ist dann der Mieter“, ruft der Verwaltungschef zu Wohnungsangeboten auf. Parallel richte die Gemeinde zusätzlich Gemeindewohnungen her.
In letzter Zeit seien weniger Flüchtlinge gekommen als zu Beginn des Krieges, dauerhaft wieder zurück in ihr Heimatland seien bisher nur zwei Frauen gegangen. Im Moment kann die Kommune noch Geflüchtete vom Kreis anfordern – das hat Plankstadt bisher einmal getan. Ab sechs Monaten werden dann Flüchtlinge vom Kreis zugewiesen.
Der Plankstadter Ausschuss nimmt vom Bericht Kenntnis. Zum Abschluss bedankte sich Viviane Reize von der Grünen Liste Plankstadt (GLP) herzlich bei den ehrenamtlichen Helfern und erntete dafür große Zustimmung von den übrigen Räten.
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