Reilingen. Mit einem feierlichen Gottesdienst, musikalischen Höhepunkten und Ehrungen hat der evangelische Kirchenchor Reilingen in der katholischen St.-Wendelin-Kirche sein 150. Jubiläum gefeiert. Gegründet im Jahr 1875, zählt der Chor zur ältesten institutionalisierten Gemeinschaft Reilingens. In all den Jahrzehnten war er nicht nur fester Bestandteil vieler Gottesdienste, sondern beteiligte sich auch an Festen der evangelischen, katholischen und der politischen Gemeinde. Sein Repertoire reichte dabei stets über klassische Choräle hinaus – auch neue und zeitgemäße Lieder fanden ihren Platz.
Der Jubiläumsgottesdienst wurde musikalisch von Bezirkskantor Paul Hafner an der Orgel gestaltet, von der CVJM-Band und dem Chor selbst unter der Leitung von Michael Leideritz. Auf dem Programm standen dem Anlass entsprechend ausgewählte Lieder, die der Chor im Wechsel mit der Gemeinde anstimmte. Aus dem evangelischen Gesangbuch erklangen etwa „Lob Gott getrost mit Singen“, „Dir, dir, o Höchster, will ich singen“, „Ich singe dir mit Herz und Mund“. Zwischendurch erfüllte ein warmer, voller Chorklang den Raum der Kirche mit Liedern wie „Du bist da“, „Dass dein Wort in meinem Herzen Wurzeln schlägt“ oder „Die Gott lieben, werden sein wie die Sonne“. Auch inhaltlich spiegelten die Texte das zentrale Anliegen des Chors wider: das Wort Gottes, in Liedern zu verkünden.
Gemeinsam entsteht im Ensemble etwas Großes
Eröffnet wurde der Gottesdienst durch mitreißende Songs der CVJM-Band. In ihrer Begrüßung hob Pfarrerin Eva Leonhardt die Bedeutung des Chors für die Gemeinde hervor: „Wir feiern heute in dieser wunderbaren Kirche einen Gottesdienst, der viele Stimmen vereint – und einen Chor, der seit 150 Jahren zu Ehren Gottes singt.“ Sie erinnerte an das 125. Jubiläum vor 25 Jahren, bei dem der Chor ein Passionsspiel aufführte. Vieles habe sich seither verändert – eines sei jedoch gleich geblieben: das Singen zur Ehre Gottes. „Denn Gott ist anwesend und begleitet die Gemeinde wie auch die Chorgemeinschaft – als deren lebendigen Teil“, sagte sie.
Die Geehrten
- 65 Jahre: Inge Vögele
- 60 Jahre: Liesel Eichhorn
- 55 Jahre: Hannelore Astor, Marliese Bräuninger, Doris Herrmann, Hilde Marker, Christel Reinhardt
- 50 Jahre: Ursula Powik
- 40 Jahre: Frank Powik
- 25 Jahre: Manfred Astor, Walter Dorn, Margit Zimmermann
Ausgehend von der Lesung aus dem 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther, in dem die Gemeinde als „Leib Christi“ beschrieben wird, entfaltete Pfarrerin Leonhardt in ihrer Predigt das Bild eines Organismus mit vielen Gliedern – jedes einzigartig, doch aufeinander angewiesen. So bestehe auch die Gemeinde aus verschiedenen Begabungen und Funktionen, die alle für das Funktionieren des Ganzen notwendig sind. „Das Auge kann nicht ohne die Hand, das Haupt nicht ohne die Füße sein“, zitierte sie sinngemäß und betonte: Auch scheinbar schwächere Glieder seien notwendig und wertvoll. Dieses Bild lasse sich, so die Pfarrerin, auf den Chor übertragen: So unterschiedlich die Sänger auch seien – sie seien aufeinander angewiesen, um gemeinsam etwas Ganzes, etwas Vollkommenes entstehen zu lassen.
Ein von einem Lehrer gegründet
Langjährige Sänger ehrten Monika Noe und Powik Frank, die zweite und der erste Vorsitzende des Chors, und überreichten ihnen ein kleines Präsent mit Urkunde. In ihren Dankesworten würdigten sie die Treue und das Engagement der Geehrten – eine Treue, die in bewegten Zeiten wie diesen nicht mehr selbstverständlich sei: „Umso schöner, dass es Menschen wie Sie gibt. Unser Dank und unsere Wertschätzung können nicht hoch genug ausfallen.“
Wie groß diese Wertschätzung ist, zeigte sich auch an den Glückwünschen der Vertreter der Kirchenmusik und der politischen Gemeinde. Bezirkskantor Hafner lobte die kontinuierliche Arbeit des Chors und seines Leiters im Dienste der kirchenmusikalischen Gestaltung der Gottesdienste und wünschte ihnen, dass sie noch viele Jahre die Freude am Singen bewahren.
Den Gruß der politischen Gemeinde überbrachte Bürgermeister Stefan Weisbrod, der die bewegte Historie der ältesten Gruppierung der Spargelgemeinde kurz Revue passieren ließ. „Es gäbe viel über die Geschichte des 150-jährigen Vereins zu erzählen“, sagte er. „Sieht man sich die Chronik an, so ist besonders erwähnenswert, dass es kein Pfarrer, sondern ein Lehrer war, der 1875 den Chor ins Leben gerufen hat mit dem Ziel, Trauerfeiern musikalisch zu begleiten. Mit besonderer Freude habe er in der Chronik gelesen, dass bedeutende Familiennamen wie Georg Flick, Karl Weißbrodt, Johann Dorn und Peter Brandenburger dem Chor zu Ansehen verhalfen. Als Geburtstagsgeschenk überbrachte das Gemeindeoberhaupt einen Kuchen und einen Briefumschlag, „bei dessen Inhalt dem Kämmerer Tränen in die Augen traten“, wie er augenzwinkernd hinzufügte.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-150-jahre-evangelischer-kirchenchor-reilingen-feiert-jubilaeum-_arid,2319372.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen.html