Open-Air-Party

Beim Reilinger Straßenfest ist die Welt noch in Ordnung

Die Reilinger Dorfgemeinschaft zeigt sich von ihrer besten Seite und sorgt für Wohlfühlatmosphäre. Bürgermeister Stefan Weisbrod sieht den Ruf der „Partygemeinde“ bestätigt.

Von 
Stefan Kern
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Ausgelassene Stimmung im Publikum beim Auftritt der „Zap-Gang“ im Feuerwehrgerätehaus auf dem Reilinger Straßenfest. © Dorothea Lenhardt

Reilingen. Es sind nüchtern betrachtet ein paar hundert Meter Straßenfest im alten Ortskern Reilingens. Aber eigentlich, so Bürgermeister Stefan Weisbrod, sei es eines der mächtigsten Instrumente gegen die gesellschaftliche Spaltung. Die Menschen kämen zusammen, tauschten sich aus und festigten dabei über alles Trennende hinweg die Gemeinschaft. Ohne solche Feste sind Orte nur Orte. Mit diesen würden sie zur Heimat - und zwar für alle. Gerade hier in Reilingen, wo alles ehrenamtlich gestemmt würde, sei das für die Menschen und deren „Savoir-vivre“ unschätzbar wertvoll.

„Solch ein Straßenfest rechnet sich garantiert nicht, aber es zahlt sich ohne Ende für die Menschen aus.“ Und dann mache es natürlich einfach Spaß. Gutes Essen, feine Weine und Bier, Kuchen von den Landfrauen, Spiel und Spaß für die Kinder und abends dann Party. Mit der, so der Bürgermeister, die Gemeinde ihrem Ruf als Partygemeinde mehr als gerecht werden wird. Ein Versprechen, so viel vorab, das abends bis tief in die Nacht mit den drei Gigs von „DJ Dagi“, der Band „Jaycee“ und der „Zap-Gang“ klar und eindeutig gehalten wurde.

Der „Zap-Gang“ heizt im Reilinger Feuerwehrgerätehaus die Stimmung zuverlässig auf. © Dorothea Lenhardt

Reilinger Geselligkeitsgen schenkt unbeschwerte Stunden

Los ging es um 11 Uhr mit der offiziellen Begrüßung durch die Ehrenvorsitzende und den Vorsitzenden der Kultur- und Sportgemeinschaft, Sabine Petzold und Mike Supper, sowie Bürgermeister Weisbrod. Und schon hier zeigte sich dieses Reilinger Geselligkeitsgen. Die kurzen Begrüßungsworte, der Schützenverein, der die Eröffnung des Straßenfestes mit seinen Böllerschüssen ziemlich lautstark unterstrich, plus der Lieder durch die Kinder der Kita „Haus der kleinen Hasen“ und schlussendlich der Fassbieranstich verwandelten das Dorf in wenigen Minuten in einen Wohlfühlort.

Und das, so Weisbrod, liege eben vor allem an dem alles dominierenden ehrenamtlichen Geist über diesem Straßenfest. Im Land herrsche ja eine vermeintlich schwierige Stimmung. Hier, so Weisbrod gegenüber unserer Zeitung, könne man sehen und spüren, dass dies längst nicht die ganze Wahrheit sei.

Voll dabei an der Bühne beim Franz-Riegler-Haus: Die Zuhörer lassen ihre Smartphone-Taschenlampen leuchten für „Fräulein Hedi und die alten Jungs“ leuchten. © Dorothea Lenhardt

Eine Sicht, die hier von vielen geteilt wurde. Die Französin Francoise Miege, die heute in Ketsch lebt und wegen ihrer in Reilingen lebenden Tochter das Straßenfest schon mehrfach besucht hat, empfindet das Fest als eine sehr persönliche Angelegenheit. „Hier scheint jeder jeden zu kennen, es ist beinah familiär und das ist doch sehr schön.“ Worte, die ihre Tochter Valerie Askani unterschreiben würde. Ihr Straßenfest-Erfahrungsschatz reicht über 20 Jahre zurück und ihr Urteil ist eindeutig: „Schöner geht’s nicht“. Die Reilinger, so Askani, seien einfach „ein sehr besonderes Völkchen“, das es verstehe, dem Leben ein Fest zu bereiten.

Oldies but Goldies: "Fräulein Hedi & die alten Jungs" legen auf der Bühne beim Franz-Riegler-Haus los. © Dorothea Lenhardt

Und das zeigte sich schon tagsüber. Los ging es am frühen Nachmittag mit dem Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr. Schlag auf Schlag ging es weiter mit dem Musikverein Harmonie, dem Hohner-Akkordeon-Orchester, dem Männerchor MGV, einer „Käskuche“-Tanzeinlage und einer Einladung zum Tanz mit Fabricio De Lima. Und bevor mit noch viel mehr Musik das Abendprogramm an die Stimmung anknüpfte, übernahmen „Fräulein Hedi und die alten Jungs“ und entführte die Besucher in die Zeit der Oldies.

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Highlights vom Kinderprogramm bis zur Fotoausstellung

Ein ganz wichtiger Baustein in diesem „dem Leben ein Fest bereiten“ war das Kinderprogramm. Von einer Bastelstation über Gartenschach und Kinderkarussell bis zum Torwandschießen und der Feuerlösch-Aufgabe war viel geboten. Und vor allem bei den beiden letztgenannten hatten Eltern alle Mühe, ihre Kleinen wegzulocken. Ein etwas anders gearteter Magnet war die Fotoausstellung „Menschen unserer Heimatgeschichte“ in der Alten Friedhofstraße. Viele blieben vor dieser kleinen Bilderwand stehen und schweiften für kurze Zeit in die Vergangenheit. Auch das ist ein Baustein in diesem gemeinschaftsbildenden Prozess. Eben nicht nur im Ort, sondern auch in der Zeit dieses Ortes.

Beim Auftritt der Band „Jaycee“ reicht der Platz für die Zuhörer kaum aus. © Dorothea Lenhardt

Für Margit Christ, die als Floristin in Reilingen arbeitet, ist das Ganze am Ende einfach nur ein Moment für Menschen. Alles, was einem an Stress und Ärger um die Ohren fliege, sei hier irgendwie weg. „Man trifft nette Menschen und verbringt eine tolle Zeit.“ Und das mit der tollen Zeit bewahrheitete sich, genau wie es der Bürgermeister versprochen hat, mit den drei nächtlichen musikalischen Gigs. Musik und Stimmung explodierten in einem gemeinsamen Brillantfeuerwerk. Die Reilinger sind in den Augen Askanis ein besonderes Völkchen und man kommt als Gast kaum umhin, in diesen Worten viel Wahres zu finden.

Fester Bestandteil beim Reilinger Straßenfest: Die Band "Jaycee" mit Charly Weibel (v. .l), Lukas Kolb und Jens Penther spielt in der Graf-Zeppelin-Straße. © Dorothea Lenhardt

Freier Autor Stefan Kern ist ein freier Mitarbeiter der Schwetzinger Zeitung.

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