Reilingen. Dieser Tage ist ein für die Gemeinde bedeutendes Energieprojekt angelaufen. Im Ortsgebiet werden im Verlauf der nächsten vier Monate rund 1.100 konventionelle Straßenleuchten auf smarte LED-Technologie umgestellt. Ausgenommen bleiben lediglich die neueren Wohnbaugebiete „Herten II“ und „Am Rathaus“. Die gängigen Koffer- und Pilzleuchten werden durch im Design ähnliche Leuchten ersetzt. Optisch gleichwertig erneuert werden auch die das Ortsbild prägenden, historischen Bega-Leuchten. Die Arbeiten führt die MVV Netze, die Netzgesellschaft des Mannheimer Energieunternehmens MVV, aus. Der Kostenaufwand liegt bei knapp einer halben Million Euro. Den kommunalen Eigenanteil mindern rund 200.000 Euro an Bundesmitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative. Ingenieurtechnisch begleitet wird der Umstellungsprozess vom Reilinger Ingenieurbüro für Elektrotechnik Peter Kneis.
Für Bürgermeister Stefan Weisbrod ist die überfällige Umrüstung ein wichtiger Schritt zur Energieeffizienz und Nachhaltigkeit, der perspektivisch gesehen zudem die Gemeindekasse entlaste. „Wenn wir unseren Energiebedarf bis zum Jahr 2040 vollständig aus erneuerbaren Quellen decken wollen, müssen wir effizienter mit Energie umgehen“, stellt er fest. Die Straßenbeleuchtung sei ein gutes Beispiel, „dass wir dabei keinen Komfort einbüßen“. Denn die LEDs würden den Verkehrsraum bei deutlich vermindertem Energieverbrauch besser ausleuchten. Bewahrheite sich die angestellte Prognose, könne der seitherige Stromverbrauch um bis zu 75 Prozent abgesenkt werden, was etwa 250.000 Kilowattstunden im Jahr entspreche. Das bedeute zugleich einen Rückgang der CO₂-Belastung um jährlich 110 Tonnen.
Bestmögliche Ausleuchtung bei höchstmöglicher Energieeinsparung
Die neuen Leuchten sind darauf vorbereitet, dass sie später mit Sensoren ausgestattet werden können, um smart auf Verkehrsfluss, Wetterdaten et cetera zu reagieren. „Unser Ziel ist es, die Straßen einerseits bestmöglich auszuleuchten und gleichzeitig eine höchstmögliche Energieeinsparung zu erzielen“, erklärt Diplomingenieur Peter Kneis. Sein von ihm entwickeltes Beleuchtungskonzept sieht vor, wo es möglich ist, das Beleuchtungsniveau in einem Zeitfenster von 23 bis 5 Uhr um bis zu 50 Prozent abzusenken, was kaum bemerkbar sein werde, aber Energiekosten einspare.
Dennoch könne es vorkommen, dass die neue Beleuchtung von einigen als dunkler empfunden werde. Grund dafür sei der Wegfall des Streulichts, das bisher Vorgärten, Einfahrten oder sogar Schlafzimmer mit erhellt habe. Mit den modernen LED-Leuchten werde das Licht gezielt nach unten gerichtet, wo es seine eigentliche Beleuchtungsaufgabe erfülle.
Erfüllt werde mit dem LED-Licht ebenso eine naturschutzrechtliche Forderung, bis zum Jahr 2030 das Straßenlicht insektenfreundlich umzustellen, also die Lichtfarbe auf maximal 3.000 Kelvin zu beschränken. Fauna und Flora profitierten von einem geringeren Blauanteil und der kontrollierten Lichtführung. Das sei gut für Insekten und vermindere zudem eine etwaige Lichtverschmutzung.
Schrittweise Umstellung
Die Umstellung auf LED erfolgt schrittweise und soll voraussichtlich bis Oktober andauern. Die MVV-Monteurteams gehen die Ortsstraßen in alphabetischer Reihenfolge an, jedoch abhängig davon, wie die Leuchten bei MVV im Lager eintreffen. Die Verkehrsteilnehmer müssen sich auf Behinderungen einstellen, wenn die Hubsteiger im Einsatz sind. Auch wird es immer wieder vorkommen, dass die Leuchten tagsüber zu Prüfzwecken angeschaltet werden.
Anzeigen über den Ausfall einzelner Straßenlampen nimmt das Bauamt unter der Telefon 06205/952213 oder per E-Mail an bauamt@reilingen.de entgegen. Dabei sollte möglichst die Nummer der schadhaften Lampe mitgeteilt werden, die auf Augenhöhe in Form eines Aufklebers auf dem Laternenmast zu finden ist.
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