Strategieprozess

Evangelische Kirche muss künftig vor Ort finanziert werden

Landeskirche will Sparprogramm beschließen und sich teilweise aus der Finanzierung zurückziehen

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anw
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Die Landeskirche muss sparen, was zur Folge haben könnte, dass die Kirchenge-meinde ihr Gotteshaus künftig selbst finanzieren muss. © Lenhardt

Reilingen. Beim Infoabend über den Erstentwurf des Strategieprozesses der Evangelischen Landeskirche im Martin-Lutherhaus erhielten die zahlreichen interessierten Besucher grundlegende Informationen zu den Auswirkungen auf die Reilinger Kirchengemeinde. Es wurde darüber informiert, welche Konsequenzen der Mitgliederschwund bei der Kirche um bis zu 49 Prozent im Jahr 2060 laut einer Freiburger Studie nach sich zieht, die damit verbunden finanziellen Einbußen und Engpässe und was dies speziell für die Reilinger evangelische Kirche bedeutet.

Die Kirche werde auch in Zukunft für viele eine Heimat darstellen, eine Verbundenheit, einen Ort, um Gemeinschaft zu erleben, Begleitung zu erfahren. Gerade deshalb werde es Menschen geben, denen der Erhalt der Kirche im Ort wichtig ist, wie sich auch an diesem Abend widerspiegelte, heißt es in einer Pressemitteilung.

Im Kirchenbezirk Südliche Kurpfalz, der sich über vier Regionen erstreckt, gibt es derzeit 45 Kirchen und Gemeindehäuser. Die Landeskirche Baden unterhält derzeit 2100 Gebäude bei rund 1,1 Millionen Mitgliedern. 1960 waren es bei deutlich mehr Mitgliedern, nämlich 1,3 Millionen, lediglich 1300 Gebäude. Das Geld, um die Strukturen von damals zu erhalten, stehe bei weitem nicht mehr zur Verfügung.

Pfarrstelle soll erhalten bleiben

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Auch hinsichtlich der Pfarr- und Diakonenstellen werde es, abgestuft auf einen längere Zeitraum, Reduktionen geben. Im Horan-Gebiet werde trotzdem überall eine Pfarrstelle als „Gesicht der Gemeinde“ erhalten bleiben.

Mit der derzeitigen Situation umgehend, wurde nun von der Landeskirche ein Schlüssel zur Gebäudequalifizierung erstellt, mit dem die Bauwerke nach Kriterien beurteilt und eingeteilt wurden. Das Hauptaugenmerk lag dabei auf der Zukunftsfähigkeit und vor allem der Klimaneutralität. Der Schlüssel besagt, dass 30 Prozent der Gebäude mit „grün“ bewertet werden dürfen, das heißt, diese Gebäude werden auch in Zukunft mitfinanziert, sie sollen langfristig gehalten, energetisch saniert werden, attraktiv, vielfältig nutzbar und einladend sein. Glücklich schätzte man sich in der Gemeinde, dass das neue Martin-Luther-Haus darunter falle.

Die auf „gelb“ gesetzten Gebäude (40 Prozent) hängen in der Schwebe, spätestens 2050, vermutlich früher, wird entschieden, ob sie „rot“ oder „grün“ werden. Bei den „roten“ Gebäuden gibt es keine weitere Mitfinanzierung. Es muss nach anderen kreativen Ideen und Wegen zur eigenen Finanzierung und Erhalt gesucht werden.

Dies betrifft auch die Reilinger evangelische Kirche, die älteste im Horan-Gebiet, deren 200-jähriges Bestehen man erst vor kurzem gefeiert hatte und die vielen am Herzen liegt. Der evangelische Bau- und Förderverein soll in die weiteren Überlegungen einbezogen werden, da man durch ihn große Chancen der Zusammenarbeit sieht.

Im Anschluss an die Ausführungen sammelte man Ideen und Vorschläge, wie man mit der Situation umgehen kann sowie Fragen und Anregungen, die an die Strategiegruppe weitergegeben werden. Es ist geplant, bei weiteren Veranstaltungen die Gemeindeglieder in den Prozess mit einzubeziehen. Mit vielen anregenden, konstruktiven Gesprächen endete diese erste Infoveranstaltung als Startschuss für weitere Planungen. anw

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