Reilingen. Die Freien Wähler (FW) hatten erstmalig zur „Weinprobe mit ½ Dubbeglas-Brieder“ eingeladen und dazu den bekannten Pfälzer Musiker Willi Brausch in die Bürgerbegegnungsstätte geholt. Was sicher nicht jeder weiß, ist, dass der Frankenthaler auch Kultur- und Weinbotschafter seiner Heimatregion ist und somit nicht nur gute Laune und Musik, sondern auch jede Menge Weinfachwissen mitbringt.
Kein Platz war mehr frei, als er zusammen mit Sabine Petzold von den FW vor das gespannt wartende Publikum trat. Neben rund sechs Qualitätsweinen eines Weingutes aus Kirrweiler und humorvoll verpackten Erläuterungen dazu standen auch kleine, deftige Speisen auf dem Programm sowie Pfälzer Gute-Laune-Lieder von Brausch. Doch dieser Abend stand nicht nur im Zeichen der guten Laune und des Genusses, sondern auch im Zeichen der Nächstenliebe, denn alle Einnahmen sollen einer noch zu bestimmenden Organisation, die im Bereich der Ukraine-Hilfe tätig ist, zukommen, wie FW-Chefin Sabine Petzold bekannt gab.
Besucher gehen auf Kuschelkurs
So voll hatte man die Bürgerbegegnungsstätte durch Corona in den vergangenen zwei Jahren nicht mehr erlebt. „Patricia Faber und ich würden euch gern etwas auf Kuschelkurs bringen. So ein bisschen geht ja wieder – a little bit“, meinte Sabine Petzold launig. Willi Brausch, den viele nicht nur in der Hasengemeinde als eine Hälfte des „Dubbeglas-Brieder“-Duos unter anderem von seinen Auftritten beim traditionellen Weinfest in der Scheuer im Herbst kennen werden, betonte humorvoll: „Mich gibt es auch solo“ und ergänzte: „Ich bin auch Kultur- und Weinbotschafter der Pfalz.“ Diese Bezeichnung dürfe man erst nach 13-monatiger Ausbildung führen. Voller Stolz ergänzte der Hobbywinzer: „Seit zwei Jahren produziere ich mit einem Partner erfolgreich eigenen Wein.“
Rund sechs gute Tropfen standen auf dem Verkostungsprogramm, vom Riesling über Scheurebe, Grauburgunder und Spätburgunder Rosé bis hin zum Pinot Noir Blanc de Noir, der als Weißwein aus roten Trauben gekeltert wird – allesamt vom Weingut Hartmann, denn man habe noch in einer heißen Corona-Phase geplant, wodurch man sich lieber auf eine Anlaufstelle konzentriert habe.
Vom besten Sommelier
Der Weinbotschafter lieferte dazu auch gezielt Fachwissen. Gelangweilt hat sich dabei gewiss niemand, denn der Urpälzer würzte seine Erläuterungen mit so viel Humor, dass nicht nur der Wein ein Genuss war. „Sie wissen nicht, welcher Wein zu Ihrem Essen passt? Da gibt es einen einfachen Trick – lassen Sie einfach das Essen weg“, betonte er und hatte das Publikum im Laufe des Abends immer mehr im Griff und die Lacher auf seiner Seite. Auch stellte er klar: „Der beste Sommelier der Welt, wissen Sie wer das ist? Das sind Sie selbst. Denn im Grunde gibt es nur zwei Sorten Wein: Der, der Ihnen schmeckt und der, der Ihnen nicht schmeckt. Und was du heute kannst entkorken, das verschiebe nicht auf morgen.“ Wie man einen guten Wein beurteilen könne, dazu gebe es einen bekannten Spruch: „Color, Odor, Sapor“(lat.), also Farbe, Geruch und Geschmack – eine bis heute gültige Regel, die der römische Dichter Quintus Horatius Flaccus, besser bekannt als Horaz, schon vor über 2000 Jahren aufgestellt hat.
Die Laune des Publikums stieg im Laufe des Abends in immer neue Höhen, befeuert von den Liedern, die Willi Brausch zum Besten gab. Darunter die von Kurt Dehn, dem „Bob Dylan der Pfalz“, der nach zu viel Weinschorle das Schlüsselloch seiner Haustür nicht mehr findet oder bei Brauschs Eigenkomposition in der er singt: „Die Sunn scheint schee uf der Tschernau“, wofür er extra Sprachunterricht genommen habe, um das Idiom des Mannheimer Stadtteils besser nachahmen zu können.
So löste der Musiker bei den Anwesenden regelrechte Lachflashs aus. Unter diesen befanden sich auch die Reilinger Matthias Kahnt und seine Verlobte Christina. „Ein toller Abend, es tut wieder richtig gut, so etwas zu erleben“, meinten sie begeistert.
Freude über Spenden
Sabine Petzold freute sich: „Die Idee zu der Veranstaltung entstand im letzten Herbst, als Willi Brausch und ich uns auf einer Feier trafen. Wir kennen uns ja schon mehr als 20 Jahre. Toll, wie viel Unterstützung es gab. So wurde das Essen, wie Knoblauchbutter, Leberwurst, Schwartenmagensalat und mehr gespendet. Das Brot ebenfalls, das von der Bäckerei Lummerland aus Neckarau für den guten Zweck beigesteuert wurde.“ Angesichts des vollen Saals betonte Patricia Faber: „Damit, dass die Bürgerbegegnungsstätte am Gründonnerstag noch frei war, hatten wir wirklich Glück.“ Und Silvia Vögtle, ebenfalls von den FW und an diesem Abend Teil des ehrenamtlichen Service-Teams, freute sich: „Politik lebt auch von Bürgernähe. Das war nun die ganze Zeit nicht mehr richtig möglich. Dass das wieder geht, dass man sich wieder persönlich und ohne Maske begegnen kann, ist fantastisch.“
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-freie-waehler-reilingen-sammeln-bei-weinprobe-fuer-die-ukraine-_arid,1940267.html