Gemeinderat

Hebewerke in Reilingen sind in die Jahre gekommen

Für die Sanierung der 16 Anlagen wird mit einem Investitionsvolumen von rund einer Million Euro gerechnet. Die Arbeiten werden vom Ingenieurbüro in zwei Kategorien eingeteilt.

Von 
Andreas Wühler
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Das Schmutzwasserhebewerk an der Hockenheimer Straße. Aktuell sind zwei der Schmutzwasserschnecken ausgetauscht, die dritte muss wegen der notwendigen Betonsanierung auf trockenes Wetter warten. © Dorothea Lenhardt

Reilingen. Sie verrichten ihre Arbeit im Verborgenen, doch für ein funktionierendes Abwassersystem, insbesondere was das Regenwasser betrifft, sind sie unverzichtbar, die 16 Hebewerke, die die Gemeinde betreibt. Die dienen dazu, das Abwasser aus der Kanalisation zu heben, damit genügend Gefälle für den Weitertransport vorhanden ist.

Nun sind in der Vergangenheit wiederholt Störungen an den Hebewerken aufgetreten, ist es gar zu Ausfällen gekommen. Weshalb das Ingenieurbüro Schulz damit beauftragt wurde, den baulichen Zustand aller Hebewerk zu überprüfen. Was das Büro gemacht hat und so konnte Erich Schulz dem Gemeinderat in der Märzsitzung einen 70 Seiten starken Bericht in geraffter Form vortragen. Die wichtigste Aussage dabei – die Sanierung der in die Jahre gekommenen Anlagen wird die Gemeinde rund eine Million Euro kosten.

Das Regenwasser wird von zwei Schnecken ins Rückhaltebecken transportiert. Schnecken und Becken wer-den in den kommenden Jahren saniert. © Dorothea Lenhardt

Schulz unterschied bei seinem Vortrag grob zwei Sorten von Sanierungsarbeiten: Zum Teil müssen Rohrleitungen getauscht und Pumpen ersetzt werden, an erster Stelle stehe jedoch die elektronische Ertüchtigung der einzelnen Hebewerke. Im Blickpunkt steht dabei die Fernwirktechnik. Kommt es derzeit in einem der Hebewerke zu einem Störfall, so erhält weder die Gemeinde noch der Bauhof eine Benachrichtigung. Weshalb alle Hebewerke mit einer Alarmierungseinrichtung ausgestattet werden sollen. Die Kosten hierfür schätzt Schulz auf rund 300 000 Euro.

Technik der einzelnen Anlagen ertüchtigen

Auch die Elektrotechnik der einzelnen Anlage muss ertüchtigt werden, teils sind die Schaltschränke veraltet, teils muss die Steuerungstechnik erneuert werden. Da diese Arbeiten sicherheitsrelevant sind, sollten sie sofort durchgeführt werden, so der Fachingenieur, der auf ein Angebot der Wartungsfirma Xylem Water Solutions verwies, das die Kosten für alle 16 Hebewerke mit rund 83 000 Euro veranschlagt.

Neben diesen allgemeinen Arbeiten führte Schulz noch einige Sanierungen aus hydraulischer Sicht an. Sprich bei drei Hebewerken, Carl-Bosch-Straße, Alter Rottweg und in der Bürgermeister-Römper-Straße muss die Pumpleistung deutlich erhöht werden, um die Kanäle zu entlasten. So muss die Leistung in der Boschstraße von 160 Litern in der Sekunde auf 320 Litern in der Sekunde gesteigert werden, im Alten Rottweg von 70 auf 160 Liter in der Sekunde und in der Bürgermeister-Römper-Straße von 50 auf 80 Liter in der Sekunde. Die Gesamtkosten für die notwendigen Umbaumaßnahmen beziffert Schulz auf gut 570 000 Euro.

Und dann gibt es noch das Hebewerk Sandweg, an das der Gemüsebetrieb Großhans angebunden ist. Dieses ist für 20 bis 30 Personen ausgelegt – in der Hochsaison sind bis zu 250 Erntehelfer auf dem Hof, ist die Anlage weit über ihren Kapazitätsgrenzen. Die Ertüchtigung, unter anderem mit Schlammfang und Fettabscheider und Materialzerkleinerer schätzt das Büro auf 170 000 Euro.

Eine Prioritätsliste für die Arbeiten

Bei Gesamtkosten von gut einer Million Euro ist klar, dass nicht alle notwendigen Arbeiten sofort durchgeführt werden können, auch deshalb nicht, weil sie bei laufendem Betrieb erfolgen müssen, manche Hebewerke komplett auszutauschen sind. Weshalb Schulz dem Rat eine Prioritätsliste vorschlug. Nach dieser soll mit der Erneuerung der Elektrotechnik begonnen werden, anschließend soll der Neubau Pumpwerk Großhans erfolgen – der mit dem Betrieb noch besprochen werden muss, auch wegen der Finanzen – sodann könnten die Alarmierungseinrichtungen in Angriff genommen werden, bevor sukzessive die genannten drei Hebewerke aufdimensioniert werden. Was vom Rat zur Kenntnis genommen wurde, wobei die sicherheitsrelevanten Arbeiten, sprich an der Elektrotechnik, sofort in Auftrag gegeben wurden.

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Allerdings hatten die Gemeinderäte durchaus ihre Fragen an den Fachmann. Sabine Petzold (FW) erkundigte sich, ob bei der Ertüchtigung des Hebewerkes Wersauer Hof schon die Ansiedlung eines Betriebs am Herrenbuckel berücksichtigt sei, was Schulz verneint, hier lägen noch keine Pläne vor. Peter Geng (FW) erkundigte sich, ob die Arbeiten bei laufendem Betrieb durchgeführt würden, was Schulz bejahte, sie müssten, schon wegen der Regenfälle permanent in Betrieb sein. Doch die genauen Abläufe würde erste die Ausführungsplanung aufzeigen.

Dieter Rösch (SPD) knüpfte an die Regenfälle an und wollte wissen, ob die Leistung der Hebewerke an die im Zuge des Klimawandels zu erwartenden Starkregenereignisse angepasst, sprich ob diese für den Worst Case aufgerüstet würden. Was Schulz wiederum verneinte. Die Förderleistungen würden sich nach dem Generalentwässerungsplan richten, für Katastrophenregen seien Hebewerke nicht gedacht.

Womit der Ingenieur auf das zentrale Schmutzwasserhebewerk an der Hockenheimer Straße zu sprechen kam, von wo das Abwasser in Richtung Kläranlage Hockenheim gepumpt wird und das zurzeit saniert wird. Wie Schulz ausführte, ist das Hebewerk zweigeteilt, einmal für Mischwasser, zum anderen für Regenwasser. Aktuell sind zwei der Schmutzwasserschnecken saniert, die dritte folgt, wenn es wieder trockener wird.

Finanzierung der Sanierung über Gebühren

Dann gibt es noch die Regenwasserschnecken, über die Niederschläge in ein Regenrückhaltebecken transportiert werden. Und bei Starkregen, so Schulz, sei entscheidend, wie groß der Stauraum im Becken ist. Diese Schnecken sollen im kommenden Jahr erneuert werden und 2026 das Rückhaltebecken. Gleichzeitig müsse die Hebeleistung von 5400 Liter in der Sekunde auf 8000 gesteigert werden. Obendrein empfiehlt Schulz die aktuellen Dieselaggregate stillzulegen und durch elektrische zu ersetzten.

Letztlich, so Bürgermeister Stefan Weisbrod, gelte es die komplette Sanierung sowohl in den 16 Hebewerken als auch im Schmutzwasserhebewerk an den Möglichkeiten zu orientieren. Wobei er insbesondere die finanziellen im Blick hat, denn die Maßnahmen werden gebührenfinanziert.

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