Reilingen. Die Gemeinde betreibt seit Jahren ein Schmutzwasser- und Regenwasserpumpwerk an der Hockenheimer Straße, am Weg zwischen Kleingartenanlage und Achat-Hotel gelegen. Mit der langen Lebensdauer häuften sich die Defekte und nun muss die Anlage saniert sowie modernisiert werden. Was sich in der jüngeren Vergangenheit auch durch Geruchsbelästigungen bemerkbar machte.
Bürgermeister Stefan Weisbrod nutzte die im Gemeinderat anstehende Auftragsvergabe zur Sanierung der Maschinentechnik, nochmals darauf hinzuweisen, dass es sich bei dem Werk um ein Hebewerk handelt. Nach seiner Fertigstellung war es kurzfristig als Klärwerk in Betrieb, doch ist dies schon Jahrzehnte her. Seitdem reinigt das Klärwerk Hockenheim die Abwasser der Gemeinde. Das Werk selbst dient seitdem als Hebewerk – Schmutzwasser und Regenwasser wird gesammelt und mittels drei Schneckenpumpen über einen Hauptsammler zum Hockenheimer Klärwerk transportiert. Eine vierte dient dazu, das Regenüberlaufbecken zu entleeren.
Neue Schnecken fürs Hebewerk in Reilingen: Sanierung soll Geruchsbelästigungen beheben
Durch den Defekt an den Pumpen kam es in der Vergangenheit unter anderem zu den Geruchsbelästigungen, weshalb dies nun in einem ersten Schritt saniert werden sollen. Bei den Schnecken handelt es sich um eine eingehauste Spindel, die nach dem Prinzip der archimedischen Schraube funktioniert, das sich seit Jahrtausenden bewährt hat.
Die entsprechenden Arbeiten waren vom Ingenieurbüro Schulz ausgeschrieben worden, vier Angebote gingen ein, drei davon mit einem Nebenangebot. Womit es kompliziert wurde. Denn die Preisspanne lag zwischen 475 000 und knapp 600 000 Euro, unter Einbezug der Nebenangebote zwischen 430 000 und gut 500 000 Euro.
Neue Schnecken fürs Hebewerk in Reilingen: Nebenangebote zugelassen
Wie Ingenieur Erich Schulz ausführte, liegt die Differenz in der Ausführung. Nach der traditionellen Bauweise wird die Spindel eingepasst und mit Beton hintergossen, sodass sie in einem eigenes errichteten Trog ihre Arbeit verrichtet. Mittlerweile gibt es von diesem Prinzip verschiedene Abstufungen, eines davon bot die Firma Kuhn aus Höpfingen an: Die Spindel ruht in einem eigenen Stahltrog, die Betonarbeiten entfallen, was einer Kostenersparnis von etwas mehr als 110 000 Euro entspricht. Wie Schulz anmerkte, sind Rohrschnecken der Firma Schulz in St. Leon-Rot verbaut und verrichten dort seit acht Jahren reibungslos ihren Dienst.
Wieso nicht gleich so, wollte Bürgermeister Weisbrod wissen und zielt damit auf die Ausschreibung. Weil, so Schulz, es europaweit nur wenige Anbieter gebe, die meist über eigene Patente verfügen. Weshalb die Ausschreibung nicht zu spezifisch sein durfte und man sich dazu entschlossen habe, Nebenangebote zuzulassen und damit die Firmen einzuladen, eigene Ideen einzubringen.
Womit das einhellige Votum des Gemeinderates auf die Firma Kuhn aus Höpfingen entfiel, die unter Würdigung des Nebenangebotes mit 430 000 Euro die billigste Bieterin war. Gemeinderätin Patricia Faber (FW) erkundigte sich nach dem zeitlichen Rahmen, immerhin bestehe ein dringlicher Bedarf, das Problem beim Hebewerk in den Griff zu bekommen. Wie Schulz erwiderte, würden die Pumpen speziell angepasst, mit einer Lieferzeit von bis zu sechs Monaten müsse gerechnet werden. In seinen Augen kein Problem, da vor dem Einbau der Rohrschnecken noch Vorarbeiten zu leisten seien, die witterungsbedingt erst im Frühjahr beginnen könnten, sodass ein nahtloser Fortgang der Arbeiten möglich sei.
Neue Schnecken fürs Hebewerk in Reilingen: Seit 60 Jahren in Betrieb
Dieter Rösch (SPD) wollte mit Bezug auf den „günstigsten Bieter“ wissen, ob es Erfahrungen mit der Laufzeit solcher Schnecken gebe. Egal, welcher Typ, so Schulz, die Laufzeiten seien extrem lang. Das Reilinger Werk sei gut 60 Jahre alt und die Schnecken würden immer noch laufen. Hätte man sich für Pumpen fürs Hebewerk entschieden, diese hätten eine Laufzeit von maximal 15 Jahren. Und die neuen Schnecken seien obendrein wartungsfrei, beschied Schulz eine entsprechende Frage von Jens Pflaum (FDP) nach den Unterhaltskosten.
Wie Bürgermeister Weisbrod anmerkte, seien für die Sanierung des Hebewerkes rund 1,2 Millionen Euro veranschlagt. Zur Finanzierung des ersten Bauabschnitts war ein Kredit eingeplant, der nun nicht benötigt wurde, da im Haushalt der Abwasserbeseitigung noch ein Gewinnvortrag vorhanden sei, der die Schneckensanierung trage.
URL dieses Artikels:
https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/reilingen_artikel,-reilingen-neue-schnecken-fuers-hebewerk-in-reilingen-gemeinde-vergibt-ersten-auftrag-_arid,2030491.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.schwetzinger-zeitung.de/orte/hockenheim.html