Gesundheit

Monika Garmann aus Reilingen: Triumph des Lebens nach Hirnblutung

Monika Garmann überwindet massive Gesundheitsherausforderungen nach einer Hirnblutung und fährt 33.333 Kilometer auf ihrem Dreirad, um ihr Lebensmut zu bewahren.

Von 
Matthias H. Werner
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Die ehemalige Kindergärtnerin Monika Garmann hat mit ihrem Dreirad, mit dem sie bis heute auch den Kirchenbrief austrägt, 33 333 Kilometer zurückgelegt. © lenhardt

Reilingen. Rückenwind hat ihr das Leben in den vergangenen 15 Jahren kaum gegeben, seit sie im November 2017 nach einem trotz akuter Symptome im Krankenhaus unentdeckten Aneurysma eine massive Hirnblutung erlitten hat: Nach Reanimation, schweren Operationen und mehreren Monaten im künstlichen Koma im Kieler Universitätsklinikum wurde die frühere Erzieherin, die zahllose Kinder der Spargelgemeinde im Kindergarten St. Anna betreut und begleitet hatte, mit schlechter Prognose ins Hockenheimer Pflegeheim St. Elisabeth verlegt.

Doch ein eiserner Lebenswille, ein Kreis sehr optimistischer Freunde, deren gemeinsamer Glaube an Besserung und viele „Moni, Du schaffst das schon!“ haben Monika Garmann nicht nur am Leben gehalten, sondern auch dafür gesorgt, dass die heute 67-Jährige trotz weiterhin massiver Einschränkungen auf ihrem Dreirad, das so etwas wie ihr Markenzeichen geworden ist, erst kürzlich den 33 333. Kilometer abgestrampelt hat: auf drei Rädern zurück ins Leben.

„Dein Schutzengel macht dauernd Überstunden – den müssen wir bei Laune halten“, scherzte einst der aus Reilingen stammende Pfarrer Ernst Kneis, der nach seinem langjährigen Dienst in Waldbronn in seine Heimat zurückgekehrt war und die damals noch im Pflegeheim lebende Garmann regelmäßig besuchte. Dabei meinte es das Schicksal nicht eben gut mit seinem Schützling: In der Reha in Oldenburg hatte sich die dreifache Mutter einen Krankenhauskeim eingefangen, der auch noch ihre Hüften so schwer schädigte, dass sie zunächst kaum, später nur mit Hilfe eines Rollators laufen konnte.

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Das war 2009 – als sie drei Jahre später so durch Reilingen zockelte, begegnete sie Reinhold Schröter, dem legendären Fahrradhändler, der damals seinen Laden noch in der Mozartstraße hatte. Der war vom Leid der Frau, die so viele Kinder auf den richtigen Weg gebracht hat, angerührt: „Willst du nicht versuchsweise mal ein Dreirad haben, dann kommst du schneller voran?“

Dreirad ist Symbol der eisernen Lady Garmann

Wie recht der bodenständige Mechaniker haben sollte, konnte damals keiner ahnen, aber tatsächlich hat sich mit dem Dreirad „vom Schröter“ nicht nur Garmanns Aktionskreis deutlich erweitert – das Radl hat auch die Lebensgeister der Frau erneut geweckt: „Das Radfahren hat meinem Gehirn geholfen, wieder in die Welt zu kommen“, so Garmann im Gespräch mit unserer Zeitung. Auch Garmanns Hausarzt Klaus Geng war überzeugt: Radeln ist gut und viel besser als die Diabetes-Medikamente, die Garmann inzwischen ebenfalls einnehmen musste.

Fünf Jahre später hatte das rote Gefährt insgesamt 14 000 Kilometer auf der Kette und war kaputt – ein neues Rad musste unbedingt her, das dann auch in Darmstadt besorgt werden konnte und das Fahrrad-Schröter wieder auf Vordermann gebracht hat.

Dieses weinrote Rad ist so etwas wie ein Symbol für die eiserne Lady geworden: „Es hat mir ganz viel geholfen und ich kann trotz allem wieder viel lachen.“ Mit ihrem Flitzer trägt Garmann heute das katholische Kirchenblatt aus, ist viel unter Menschen und so etwas wie eine frohe Botschaft.

Das Rad und ihre Unterstützer, Menschen, die sich unermüdlich und oft selbstlos für die kranke Frau eingesetzt haben, waren Garmanns Lebenselixier: „Die vielen Reilinger, die mir zur Seite gestanden haben und immer für mich da waren – dass ich überhaupt so weit gekommen bin, habe ich diesen Menschen zu verdanken!“ Einsatz, der in den schnelllebigen Tagen und im um sich greifenden Egoismus keinesfalls mehr selbstverständlich ist, hat einen Schimmer dörflicher Gemeinschaft aufblitzen lassen: Eberhard Hähnel vom „Reha-Point“, der jede Woche die Fitness Garmanns stärkt, Rechtsanwalt Fabian Brandenburger, der sich um die vielen Formalitäten kümmert, Herbert Nehiba, der als Hausmeister die „Kleinen Sterne“ umsorgt und der sie in den Alltagsdingen viel unterstützt sowie Lutz Hoffmann, der Monika Garmann viele Jahre als Wegbegleiter und Mutmacher vorangebracht hat.

Reilingerin Garmann steckt Menschen mit Optimismus an

Gemeinsam haben sie aus einem einstigen Pflegefall eine agile Seniorin gemacht, die ihren Einschränkungen trotzt und von ihrer kleinen Wohnung in der Raiffeisenstraße aus ihrerseits Optimismus und Lebensmut verbreitet – „Melancholie ist mit Radfahren unvereinbar“, sagte einst der amerikanische Forensiker James E. Starrs. Viele wünschen Moni Garmann, dass sie ihren Lebensmut, ihre Freude und ihre Freunde über die nächsten 30 000 Kilometer behält.

Freier Autor Seit Mitte der 1990er Jahre als freier Journalist vorrangig für die Region Hockenheim/Schwetzingen tätig - Fachbereich: Kultur.

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