Jugendgemeinderat

Junge Reilinger fordern Anbindung an die Buslinie 798

Der Reilinger Jugendgemeinderat wünscht sich eine Anbindung der Haltestelle „Rathaus“ an die Buslinie 798, um junge Reilinger mobiler zu machen – doch das wird schwer.

Von 
Volker Widdrat
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In der jüngsten Sitzung des Gemeinderates präsentiert der Jugendgemeinderat seinen Antrag, die Buslinie 798, die vom Bahnhof Speyer „vorbei“ an Reilingen bis zum Bahnhof von Walldorf-Wiesloch fährt, mit der Zusatzhaltestelle „Rathaus“ in Reilingen zu ergänzen. Dies würde nicht nur die Mobilität von Jugendlichen verbessern. Aufgrund des Charakters der Linie als Regiobuslinie sei jedoch kaum von einem Erfolg des Antrages auszugehen, bedauerte die Verwaltung. © freepik

Reilingen. Für die Reilinger Jugendlichen würde ein Anschluss des Busses 798 „einen deutlichen Gewinn bedeuten“. Eine „bewusste ausschließliche Anbindung“ der Haltestelle „Rathaus“ würde ausreichen, analog zur Haltestelle „Am Kreisel“ bei der Buslinie 719. So steht es im Antrag des Jugendgemeinderats, mit dem die jungen Reilinger nun in der jüngsten Gemeinderatssitzung vorsprachen. Famke Kradi, Anthea Reeb und Patricia Daliana Ludvig stellten ihre Idee dem Erwachsenengremium vor.

Reilinger Jugendliche könnten mit der Anbindung das Kino in Walldorf erreichen

Bisher fahre die Regiobuslinie 798 vom Bahnhof Speyer über mehrere Haltestellen im Talhaus an den Hockenheimer Bahnhof und von dort „an Reilingen vorbei“ über mehrere Halte zum Bahnhof Walldorf-Wiesloch. Der Jugendgemeinderat sei mehrheitlich dafür, dass die Buslinie 798 an der Haltestelle „Rathaus“ auch die Reilinger Bevölkerung bedient. Damit wäre es zum Beispiel möglich, ohne „Elterntaxi“ ins Kino in Walldorf-Wiesloch zu kommen oder in deutlich unter einer Stunde an den Heidelberger Hauptbahnhof beziehungsweise mit nur einem Umstieg die Wieslocher Innenstadt zu erreichen.

Die jungen Leute hatten ausführlich recherchiert und ihrem Antrag einen Vergleich der „aktuellen Strecke“ mit der „vorgeschlagenen Strecke“ der Buslinie 798 beigefügt. „Es wäre schön, wenn der Bus freitags bis sonntags ein paarmal fahren könnte“, hieß es bei der mündlichen Präsentation des Antrags.

Nach der erfolgten Prüfung der Verwaltung sollte der Gemeinderat Kenntnis nehmen. In der Beschlussvorlage wurde aber bereits deutlich, „dass eine Verlegung der Regiobuslinie 798 nicht möglich ist“. Aufgrund der Förderrichtlinien des Landes Baden-Württemberg, denn Regiobuslinien dienten „der Verbindung von mindestens Unterzentren“. Bürgermeister Stefan Weisbrod dankte für den Antrag. Die Jugendlichen hätten gleich eines der komplexesten Themen angegangen. Die erste Auskunft sei ein „Nein“, das müsse aber nicht das letzte Wort sein: „Beim ÖPNV sind immer dicke Bretter zu bohren.“ Auf die Schnelle sei aber kein Erfolg zu erwarten.

Eine Anbindung an die Buslinie würde Reilingen an Kosten beteiligen

Die Verwaltung wies in der Sitzungsvorlage ausführlich auf die Bedenken hin. Die Strecke war und ist als Regiobuslinie ausgestaltet und fährt daher nur wenige Haltestellen in Speyer, Hockenheim und Walldorf an. Sie wird durch das Land Baden-Württemberg nach dem Förderprogramm „Regiobuslinien“ gefördert. Eine Verlegung würde, sofern diese überhaupt möglich wird, zur Beteiligung der Gemeinde Reilingen an den Kosten führen. Der vom Jugendgemeinderat vorgelegte Streckenverlauf würde jährlich 35 000 Kilometer mehr betragen. Dadurch würden mindestens 47 000 Euro an Mehraufwendungen anfallen. Selbst wenn eine Verlegung der Regiobuslinie 798 möglich wäre, könne das frühestens mit der Vergabe des entsprechenden Linienbündels ab 2025 eingerichtet werden. Darüber hinaus müsste die Finanzierungsvereinbarung der Gemeinden mit dem Rhein-Neckar-Kreis und der pfälzischen Seite angepasst werden.

Neben den Buslinien 717, 718 und 719 verkehrt in Reilingen auch das Ruftaxi 7921, das durch die Benutzer mindestens 30 Minuten vor Fahrtantritt bestellt werden kann und die Gemeinde zu den Randzeiten mit Walldorf verbindet. Die Linie des Ruftaxis endet in Walldorf auf dem Parkplatz der Heidelberger Druckmaschinen, von dort ist das Kino innerhalb von 15 Minuten zu erreichen. Bereits heute sei es je nach Uhrzeit möglich, unter einer Stunde an den Heidelberger Hauptbahnhof zu kommen und mit nur einem Umstieg das Palatin in Wiesloch zu erreichen.

Patricia Faber (Freie Wähler) befürchtete, „dass wir das nicht entscheiden können“. Es werde wohl negativ ausgehen. Simon Schell (Grüne) gab seiner Hoffnung Ausdruck, „dass der Antrag durchkommt“. Vielleicht könnte die Ruftaxilinie auch „unbürokratischer ausgebaut werden“. Agnès Thuault-Pfahler (CDU) hätte „noch mehr Argumente dazugegeben“. Der ÖPNV müsse ohnehin mehr gefördert werden, nicht nur in Reilingen.

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Der ÖPNV im ländlichen Raum sei ein Problem, ergänzte dazu auch Dieter Rösch (SPD). Es bleibe immer die Frage, „wer das alles bezahlt“. Die Gemeinde habe die Verpflichtung, bei einer solchen Sache abzuwägen. Dr. Stefan Reschke (FDP) dankte den Jugendlichen für den wichtigen Antrag: „Macht noch mehr Lärm, unsere Unterstützung habt ihr.“ Man müsse sich auf die Hinterfüße stellen, um etwas durchzusetzen. Sabine Petzold (Freie Wähler) gab den jungen Frauen noch den Tipp, sich mit konkreten Anträgen direkt an die Landtagsabgeordneten des Wahlkreises zu wenden.

Einen vergleichbaren Vorstoß hatte allerdings der damalige Grünen-Landtagsabgeordnete Manfred Kern schon 2018 unternommen. Die Verlängerung der Buslinie 718, die zum Linienbündel gehört und von Altlußheim nach Walldorf fährt, wurde seinerzeit und auch 2020 sowohl durch den Verkehrsverbund Rhein-Neckar als auch durch das Amt für Nahverkehr des Rhein-Neckar-Kreises abgelehnt.

Freier Autor Volker Widdrat ist freier Mitarbeiter.

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