Gemeinderat

Reilingen: Die Sicherheit der Bürger hat ihren Preis

Der Bedarfsplan der Feuerwehr zeigt eine Fülle von notwendigen und kostenintensiven Maßnahmen auf, mit denen sich die Verwaltung nun befassen muss.

Von 
Andreas Wühler
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Das Gerätehaus in der Graf-Zeppelin-Straße wurde im Sommer 1979 (Bild) eingeweiht. Seitdem wurde es öfters modernisiert, zuletzt 2004. Seitdem haben sich Vorschriften und Regularien geändert, was den Standort an seine Grenzen bringt. Insbesondere fehlende Parkplätze, schlechte Verkehrswege und Mankos bei der Schwarz-Weiß-Trennung bereiten Sorge. © moosbrugger

Reilingen. Mit einstimmiger Mehrheit hat der Gemeinderat den Feuerwehrbedarfsplan beschlossen und die Verwaltung damit beauftragt, die Vorbereitungen für die Umsetzung der in dem Plan genannten Maßnahmen zu treffen. Ein Vorhaben, das sich mit Sicherheit über einen längeren Zeitraum erstrecken wird, den die aus dem Plan resultierenden Kosten sind nicht einfach zu stemmen.

Bürgermeister Stefan Weisbrod nannte als augenfälligste Maßnahme die Beschaffung eines neuen Löschfahrzeuges für die Wehr – „ich denke, das geht nicht unter einer halben Million Euro“, machte der die finanziellen Dimensionen deutlich. Wie Weisbrod hinzufügte, liegt der Gemeinde schon ein Bewilligungsbescheid über einen Zuschuss von 90 000 Euro vor. Dieser Bescheid ist eine Verpflichtungsermächtigung des Landes, gekoppelt an den Haushalt 2026. Was, so der Bürgermeister, die Zeiträume verdeutlicht, in denen hier gedacht wird.

Akribische Fleißarbeit

Doch der Feuerwehrbedarfsplan ist weit mehr als nur eine Liste der im Laufe der Jahre zu ersetzenden Fahrzeuge, stellte Weisbrod fest und lobte die akribische Fleißarbeit, hinter der er die Schrift von Florian Schulze, dem zweiten stellvertretenden Kommandanten der Wehr ausmachte. Diesen hieß er ebenso willkommen wie den ersten stellvertretenden Kommandanten Michael Malcher und Kommandant Markus Piperno sowie die Aktiven der Wehr, die fast in Mannschaftsstärke zu der Ratssitzung in der Schulaula erschienen waren.

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Weisbrod skizzierte den Plan anhand von drei Stichworten – Katastrophenschutz, Schwarz-Weiß-Trennung samt getrennter sanitärer Anlagen für Männer und Frauen, sowie Ausstattung. Eine Fülle von Aufgaben, die der Rat anhand einzelner Sachdiskussionen im Rahmen der Haushaltsberatungen vertiefen werde.

Sabine Petzold (FW) spendete gleichfalls Lob für das umfassende Werk – „es zeigt uns die Richtung auf“ – wollte wissen, ob es eine Prioritätenliste gebe, definiert sei, welche Aufgaben mit welcher Dringlichkeit in Angriff genommen werden sollten.

Die Antwort, so Kommandant Piperno, falle bei der Ersatzbeschaffung von Fahrzeugen am leichtesten. Hier gebe es einen genauen Plan, wann diese zu ersetzen seien. Er reicht von dem besagten Löschfahrzeug aus dem Jahr 2006, das 2026 durch eine Neuanschaffung ersetzt werden soll – „wir reden hier von Lieferzeiten von bis zu zwei Jahren“, sah Piperno dennoch die Notwendigkeit, schon jetzt für den Kauf zu entscheiden. Mit eines der jüngsten Fahrzeuge im Fuhrpark der Wehr ist ein Gerätewagen aus dem Jahr 2016, der 2036 ausgetauscht t werden soll. Der vor vier Jahren angeschaffte Mannschaftstransportwagen soll 2028 ausrangiert werden.

Die kürzer werdenden Lebenszyklen der Fahrzeuge begründete Kommandant Piperno mit deren immer mehr aus elektronischen Komponenten bestehenden Bauart – die Komponenten seien immer schneller überholt.

Schwieriger zu priorisieren sei hingegen der Bereich des Katastrophenschutzes, wobei der Schwerpunkt auf einem Netz-Blackout liegen soll. Mit anderen Worten – fällt der Strom aus, muss sichergestellt werden, dass die Wehr über einen längeren Zeitraum autark agieren kann. Dazu benötigt sie Ladestationen, Funkgeräte, Handys und vieles mehr müssen aufgeladen werden können, braucht sie Kraftstoffreserven und nicht zuletzt einen Ort, wo die Verpflegung gewährleistet ist.

Bürgermeister Weisbrod nannte dabei spontan die Fritz-Mannherz-Hallen samt der benachbarten Schulmensa. Dort könne ein solcher Zufluchtsort für eine autarke Wehr geschaffen werden. Dennoch, das Feuerwehrgerätehaus wäre gleichfalls eine Option, zumal es ebenfalls laut dem Bedarfsplan ertüchtigt werden muss.

Letztmals wurde das Gerätehaus 2004 modernisiert und entspricht somit nicht mehr den aktuellen Vorschriften und Regularien. Piperno nannte die erforderliche Schwarz-Weiß-Trennung. Diese funktioniert wie eine Schleuse: Am einen Ende kommen die Wehrleute in ihrer kontaminierten Einsatzkleidung an, deren sie sich entledigen, bevor sie im Mittelteil die Dusche aufsuchen und am anderen Ende, „Weiß genannt, ihre Privatkleidung anziehen. Diese Trennung in Schwarz (verschmutzt) und Weiß (sauber) gilt es auch nach Geschlechtern getrennt vorzunehmen – der Frauenanteil in der Wehr wächst ständig.

Alarmstärke tagsüber sichern

Ein anderes Thema, das der Wehr unter den Nägeln brennt, ist die Tagesalarmstärke. Seit die Entfernungslücke zwischen Wohn- und Arbeitsort immer weiter auseinanderklafft, ein großes Problem für die Einsatzbereitschaft tagsüber. In der Nacht und am Wochenende, wenn die Menschen nicht arbeiten, besteht weniger Handlungsbedarf.

Wie dem entgegenzuwirken sei, dafür habe er keine fertigen Antworten parat, stellte Piperno fest, der eine Lösung in der interkommunalen Zusammenarbeit sieht. So würde seine Wehr mit Hockenheim kooperieren, sich Alt- und Neulußheim oder Brühl und Ketsch ergänzen, nannte er als Beispiele.

Piperno bezeichnete den Bedarfsplan als Arbeitspapier, das es gelte, nochmals genau zu durchforsten, auch wegen eventueller Fördermöglichkeiten. Fragen, die er gerne mit dem Gemeinderat ausdiskutieren möchte.

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