Tierrettung

Reilinger Siebenschläfer bekommt neues Zuhause

Der Hockenheimer Biologe Uwe Heidenreich und Dieter Rösch vom Naturschutzbund siedeln Kleinsäuger in einen idealen Garten in Reilingen um und retten das Tier somit.

Von 
Andreas Wühler
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Gefangen: Noch schaut der Siebenschläfer skeptisch in die Kamera – er weiß nicht, wohin ihn sein Weg in den gesunden Schlaf führt. © Heidenreich

Reilingen. Er gehört dem Vorstand des Naturschutzbunds Hockenheim (Nabu) und dem Vorstand des BUND-Ortsverbands Hockenheimer Rheinbogen an, ist seit 25 Jahren als ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter für den Rhein-Neckar-Kreis tätig – keine Wunder, dass der Biologe Uwe Heidenreich in der Region kein Unbekannter ist und den einen oder anderen Anruf erhält, mit dem Bürger um Hilfe bitten.

Der Siebenschläfer flüchtet sich in einen Reilinger Heizungskeller

In diesem Fall wurde er per E-Mail von einer Frau aus Reilingen kontaktiert, die bei sich im Haus ein Problem hatte – ein ganz und gar außergewöhnliches Problem, wie es dem Naturschützer in seiner langen Laufbahn noch nicht untergekommen war. Denn in den Heizungskeller der Frau hatte sich ein Siebenschläfer geflüchtet.

Anhand von Exkrementen war die Frau auf ihren Mitbewohner aufmerksam geworden, doch konnte sie nicht näher bestimmen, um wen es sich handelt. Zusammen mit dem Biologen war die Identifizierung schnell vollzogen. Genauso schnell war Heidenreich klar: Das Tier muss zurück in die Natur. Denn im warmen Heizungskeller findet der Siebenschläfer keine Ruhe und wie der Name schon sagt, ist er auf einen ausgiebigen Schlaf angewiesen.

„Der Siebenschläfer ist ein nachtaktives Nagetier aus der Familie der Bilche. Seine Gestalt erinnert an Eichhörnchen und Grauhörnchen, doch ist er deutlich kleiner, hat große, schwarze Augen, rundliche Ohren und einen weniger buschigen Schwanz“, lässt Wikipedia wissen.

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Siebenschläfer werden bis zu neun Jahren alt und erreichen ein Gewicht von 70 bis 160 Gramm. Die Kopf-Rumpflänge beträgt 13 bis 18 Zentimeter, dazu kommt der 11 bis 15 Zentimeter lange Schwanz.

Ferner ist dem Eintrag zu entnehmen, dass das Tier gerne und ausdauernd schläft – meist von Anfang September bis Anfang Mai. Wer nachrechnet, kommt auf acht Monate – von Siebenschläfer also keine Spur. Weshalb das Tier seinen Namen wohl kaum seinen Schlafgewohnheiten verdankt, sondern eher dem Siebenschläfertag, der wiederum der Legende nach einen ganz anderen Ursprung hat. Die Legende handelt von sieben Brüdern.

Die Brüder Johannes, Serapion, Martinianus, Dionysius, Constantinus, Maximus und Malchus flohen der Überlieferung nach vor der Christenverfolgung durch Kaiser Decius 251 nach Christus in eine Höhle bei Ephesus. Dort aber mauerten die Verfolger die Brüder ein. Die sieben fielen daraufhin in einen tiefen Schlaf. Etwa 200 Jahre später – im Jahr 446 – soll die Höhle entdeckt worden und die sieben Brüder sollen aus ihrem Schlaf geweckt worden sein.

Es gibt einen eigenen Tag in Ehren der Siebenschläfer

Womit der Legende nach der Siebenschläfertag, der auf den 27. Juni fällt, auf die Brüder zurückgeht. Allerdings – müsste er dann eigentlich auf dem 7. Juli liegen.

Dem Tier im Reilinger Heizungskeller ist die Herkunft seines Namens mutmaßlich völlig egal, doch der Schlafmangel dürfte es nicht sein, war sich Heidenreich sicher und sann auf Abhilfe. Diese fand er in Form eine Lebendfalle, die er im besagten Heizungskeller aufstellte. Mit Erfolg: Keine 24 Stunden später war das Tier ohne Verletzung eingefangen.

Heidenreich fuhr nach Reilingen, um die Falle samt Tier in Empfang zu nehmen und sich zu überlegen, wohin mit dem Siebenschläfer. Lange brauchte er nicht zu überlegen, denn Dieter Rösch, der Vorsitzende der BUND-Ortsgruppe Hockenheimer Rheinbogen, ist nicht nur Reilinger, sondern auch Besitzer eines Grundstücks, das er dem Siebenschläfer zur Verfügung stellt. „Ein wunderschönes Gelände und der ideale Lebensraum – wie aus dem Lehrbuch“, zeigt sich Heidenreich begeistert.

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Neues Zuhause für Siebenschläfer in Reilingen

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Kaum aus der Falle befreit, suchte sich das Tier im Gehölz eine Höhle und das Grundstück mit seinem alten Bestand an Obstbäumen lässt ihn noch genügend Futter finden, sodass er trotz aller Kapriolen einen guten und gesunden Übergang in seine Schlafphase finden wird, wie Heidenreich versichert.

Allerdings seien solch ideale Voraussetzungen nicht mehr die Regel, weshalb der Druck auf die Tiere, eine geeignete Schlafstätte zu finden, sie verstärkt in die Wohnbereiche drängt. Wovon der Reilinger Siebenschläfer dank des beherzten Zusammenspiels von Dieter Rösch und Uwe Heidenreich verschont bleibt. Und wenn es ihm in dem Garten gefällt, wohl für längere Zeit.

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