Reilingen. So manche Straße in der Baulast der Gemeinde Reilingen befindet sich in einem desolaten Zustand. Meist muss neben einem schadhaften Straßenbelag auch die im Untergrund verlegte Infrastruktur erneuert werden. Zu den für eine Runderneuerung priorisierten innerörtlichen Verkehrswegen gehört die Ziegelstraße. Die im Gemeinderat schon Mitte vergangenen Jahres diskutierten Vorplanungen wurden den direkt betroffenen Anrainern bei einer Bürgerinfo in der Schulaula vorgestellt. „Bewusst zu einem sehr frühen Zeitpunkt“, so Bürgermeister Stefan Weisbrod. Noch sei die Ausführungsplanung nicht im Detail erarbeitet, könnten sich die Straßenanlieger mit ihren Ideen und Wünschen einbringen.
Auf den ersten Blick sei der 350 Meter langen Wohnstraße der Sanierungsbedarf keineswegs anzusehen, führte Bürgermeister Stefan Weisbrod einleitend aus. Die eigentlichen Problembereiche würden sich im Boden verbergen. Kanalisierung und Wasserleitungen befänden sich in einem desaströsen Zustand, der kein weiteres Zuwarten erlaube.
Ziegelstraße Reilingen: Straßenausbau nach heutigen technischen Regeln
Mit der notwendigen Erneuerung könne zugleich der in weiten Teilen nicht mehr den heutigen technischen Regeln entsprechende Straßenausbau optimiert und der beengte Verkehrsraum neu gestaltet werden. Denn die dortige Parksituation sei unbefriedigend und Gehwege vielfach nicht oder nur sehr eingeschränkt nutzbar.
Zur Finanzierung der Tiefbaumaßnahme seien über zwei Jahre insgesamt 2,1 Millionen Euro vorgesehen, wovon 1,15 Millionen Euro auf den Straßenbau, 450 000 Euro für die Wasserversorgung und eine halbe Millionen Euro für die Abwasserbeseitigung entfallen. Das Land unterstütze die Maßnahme mit 285 000 Euro Zuschuss aus dem Ausgleichstock. Der Gemeinderat habe vorausgehend schon im Dezember die Sanierung des Mischwasser-Hauptkanals beauftragt. Sie werde im sogenannten Inlinerverfahren, also grabenlos und ohne Straßenaufbruch ausgeführt und von Februar bis April andauern.
Ziegelstraße Reilingen: Fahrbahn macht Platz für Gehwege
Der Walldorfer Diplomingenieur Arno König machte die rund 40 Veranstaltungsbesucher mit zwei entwickelten Ausbaukonzepten bekannt, die sich insbesondere bei den Parkierungsflächen unterscheiden. Bei einer Variante werden diese explizit gekennzeichnet und bleiben bei einer Fahrbahnbreite von fünf bis maximal sechs Meter auf etwa 30 Abstellmöglichkeiten begrenzt. In einer optionalen, von Verwaltung und Gemeinderat favorisierten Version, erhält die Fahrbahn lediglich eine Breite von fünf bis fünfeinhalb Meter, wobei sich das Parken im öffentlichen Verkehrsraum allein an den Vorgaben der Straßenverkehrsordnung orientiert.
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Bei großzügiger Auslegung der gesetzlichen Vorgaben könnten so 45 bis 48 Fahrzeughalter eine Parkmöglichkeit finden, hat König überschlägig errechnet. Aktuell ist die Fahrbahn zwischen fünf und 7,25 Meter breit und mit teils verkehrswidrig parkenden Fahrzeugen bis an das oberste Limit ausgelastet. „Unser Ziel ist eine schmalere Fahrbahn zugunsten eines breiteren, auch tatsächlich nutzbaren Gehwegs“, fasste der Planer seine Intention zusammen. Die Durchfahrt werde zwar enger, aber immer noch so breit sein, dass trotz am Straßenrand geparkter Fahrzeuge mindestens 3,50 Meter für Rettungsfahrzeuge, Müllabfuhr und Ähnliches verbleiben. Zugleich machte Arno König deutlich, dass die Wasserversorgung komplett, einschließlich der Knotenpunkte und Hauszuführungen zu erneuern ist. Darüber hinaus müssen neben der Sanierung des Abwasserhauptsammlers noch die abzweigenden Hausanschlüsse neu verlegt werden.
In diesem Zusammenhang vermittelte König hilfreiche Tipps für eine normgerechte Einrichtung des Wasserhausanschlusses. Im Straßenverlauf werden auch Erleichterungen für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, wie beispielsweise Bordabsenkungen ein Thema sein. Dagegen ließen die beengten Platzverhältnisse, wie auch der Lage der Versorgungsleitungen, die Ausweisung von Baumstandorten kaum zu, bedauerte der Straßenplaner.
Die Wortmeldungen der Anwohner galten überwiegend der angespannten Parksituation. Angeregt wurde weiter, im südlichen Zufahrtsbereich Blumenkübel aufzustellen, die Straßeneinläufe in engeren Abständen zu platzieren und auch den Belag der abzweigenden Brandgasse auf Erneuerungsbedarf zu überprüfen. Auf dem Wunschzettel der Teilnehmer standen ferner die Ausweisung von Behindertenparkplätzen und eine zu optimierende Situation an der Hauptstraßenzufahrt.
Ziegelstraße Reilingen: Probleme und Schmutz erwartet
Entkräften konnte König aufkommende Bedenken zur Erreichbarkeit der Grundstücke während der Bauzeit. Eine Zufahrt für Anwohner und Rettungsdienste werde organisiert. „Ohne Erschwernisse, Probleme und Schmutz wird es aber nicht gehen“, warb König um Verständnis.
Einen konkreten Zeitpunkt für einen Baubeginn konnte Bürgermeister Stefan Weisbrod noch nicht nennen. Das soll aber nach Möglichkeit noch im letzten Quartal dieses Jahres der Fall sein.
Zur vollständigen Information gehörte auch sein Hinweis, dass die zu erneuernden Hausanschlüsse für die Anwohner Kosten verursachen. Je nach Längenmaßen könnten 1500 bis 2000 Euro fällig werden, so seine Annahme. Mit dem Straßenausbau selbst würden die Straßenanlieger finanziell nicht belastet, versicherte Weisbrod.
Bürgermeister Stefan Weisbrod zeigte sich abschließend dankbar für den offenen Bürgerdialog, der mit dieser Veranstaltung nicht enden werde. Auf jeden Fall werde man vor dem eigentlichen Baustart nochmals zusammen kommen, um letzte Details zum Bauverlauf gemeinsam mit dem ausführenden Unternehmen und dem verantwortlichen Baupolier zu erörtern. Der Planentwurf werde jetzt fortgeschrieben und voraussichtlich im Februar dem Gemeinderat vorgestellt.
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