Reilingen. Ein Satz über den Zustand des Waldes blieb den Gemeinderäten am Montag im Gedächtnis haften: Dem jungen Wald, so Forstbezirksleiter Philipp Schweigler, habe das feuchte Jahr gutgetan, dem alten Wald habe es kaum geholfen, er sei zu stark geschädigt, sein Sterben gehe weiter. Schweigler war zusammen mit Revierförster Achim Freund zur Oktobersitzung des Rates in die Aula der Schillerschule gekommen, um wie stets im Herbst über den Zustand des Waldes zu berichten und sich vom Rat den Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2025 genehmigen zu lassen.
Rund 140 Hektar groß ist die Fläche des Reilinger Gemeindewaldes und auf ihr, wie auch im Staatswald, kränkelt der Wald weiter vor sich hin. Zumal, so Schweigler, 2024 ein Maikäferflugjahr gewesen sei, was so niemand auf dem Schirm gehabt habe. Der Blätterfraß durch die Käfer könne dabei vernachlässigt werden, so der Forstmann, die Bäume würden sich davon schnell erholen. Nein, die Gefahr lauere im Boden. Denn ein Maikäferflugjahr bedeute im Umkehrschluss eine hohe Eiablage und damit ein neues Engerling-Problem, das auch den Wald zukommt.
Engerlinge bereiten Sorge
Was dies konkret bedeutet, konnte Revierförster Freund anhand der Eichelhähertische aufzeigen. Derzeit würden die Eicheln gesammelt, um sie auf den „Tischen“ vor Wildschweinen und anderen Tieren zu schützen, die sich gerne an ihnen laben. Nein, sie sollen einzig dem Eichelhäher dienen, der damit zur Verbreitung der Eichen mit beiträgt. Ob die jungen Pflanzen dann dem Fraß durch die Engerlinge entkommen können, sei die entscheidende Frage.
Neben dieser Art der Eichenverjüngung greife der Forst auch auf das Mittel der Aussaat zu, betonte Freund. Verschiedene Flächen seien hierfür schon vorbereitet worden, um streifenweise die gewünschten Bäume in den Wald einbringen zu können. Aktuell werde versucht, die Pflaumeneiche aus dem Mittelmeerraum in den hiesigen Breiten, deren Klima sich immer mehr dem mediterranen annähere, heimisch werden zu lassen.
Überwiegend Schadholz
Wie Schweigler anmerkte, sei der Einschlag von Schadholz in der Vergangenheit schwankend gewesen. Doch seit 2014, seit einem Jahrzehnt, liege er bei 100 Prozent. Ziel sei es dabei, so die Forstexperten, die Bäume aus dem Wald zu holen, solange sie noch verwertet werden können und bevor sie endgültig absterben. Dieser Einschlag an Schadholz belaufe sich im aktuellen Forstwirtschaftsjahr auf über 1300 Festmeter. Was die Kalkulationen bei einem geplanten Einschlag von gut 600 Meter schnell über den Haufen wirft.
So sieht der Nutzungsplan für das kommende Forstwirtschaftjahr einen Einschlag von 650 Festmetern Holz vor – das könne sich jedoch schnell ändern, fügte Freund mit Blick auf die Schadholzentfernung hinzu. Kalkuliert wird mit Einnahmen durch den Einschlag von rund 31 000 Euro, dem Kosten hierfür von 22 500 Euro gegenüberstehen, so dass der Gemeinde ein Überschuss von 8500 Euro verbleibt.
Angesetzt sind weiterhin Ausgaben für den Waldschutz, 2000 Euro, neue Kulturen, 7100 Euro, für Bestandspflege, 3000 Euro, und Erschließung, 5000 Euro, sodass unterm Strich ein Defizit von 8850 Euro steht, das die Gemeinde zu tragen hat.
Peter Geng (FW) konnte den Ausführungen zwar insofern zustimmen, als dass der Wald nicht mehr die Sparbüchse der Gemeinde sei, wollte jedoch wissen, ob es nicht möglich sei, die Bodenqualität zu erhöhen. „Wir müssen die Flächen nehmen, wie sie sind“, stellte Förster Freund fest. Im Wald gebe es nicht die Möglichkeit, wie in der Landwirtschaft, Böden „vorzubereiten“.
Jochen Lochner (Linke) wollte wissen, ob es nicht sinnvoll sei, das Schadholz im Wald zu belassen, diesem eine Schonzeit zu gönnen. So gehe man im benachbarten Staatswald zumindest auf Teilflächen vor, antwortete Forstbezirksleiter Schweigler. Das Ergebnis lasse sich auf einen Punkt bringen: Es gibt keinen Unterschied. Simon Schell (Grüne) zeigte sich erschüttert über Nachrichten, nach denen der Wald seine Funktion als CO2-Speicher verloren habe. Im Land treffe dies nicht überall zu, so Schweigler, im Hardtwald auf jeden Fall – „hier sind die Schäden am größten“, merkte der Forstmann an.
Die weiteren Fragen richteten sich nach dem Brennholzverkauf, für den die Daten demnächst bekannt gegeben werden. Bürgermeister Stefan Weisbrod berichtete von einem Vorhaben, im Reilinger Eck einen Grundwasserbrunnen zu errichten, mit dem man künftig flexibler arbeiten könne.
Abschließend wurde der Betriebsplan für das Forstwirtschaftsjahr 2025 vom Rat einstimmig verabschiedet.
Neues Integrationsmanagement
Innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft arbeiten die Kommunen Neulußheim, Altlußheim, Hockenheim und Reilingen gemeinsam an dem Ziel, Flüchtlinge aus der Anschlussunterbringung möglichst schnell in den hiesigen Alltag zu integrieren. Hierzu bedienen sie sich eines Dienstleisters, dem DRK. Reilingen ist dabei mit 0,4 Stellenanteilen an der Arbeitsleistung einer Integrationsmanagerin beteiligt.
Nunmehr soll die Arbeit neu geregelt werden. Die Große Kreisstadt Hockenheim, die schon bisher federführend beim Integrationsmanagement ist, soll zum 1. Januar auch die Aufgaben des DRK übernehmen, sodass das gesamte Integrationsmanagement über die Nachbargemeinde läuft. Die bisher für Reilingen zuständige Integrationsmanagerin soll übernommen werden.
Gegen diesen Vorschlag gab es keine Einwände, er wurde vom Rat einstimmig gebilligt.
Auch bei der Entscheidung über die Annahme von Spenden und Zuweisungen gab es am Ratstisch keinen Redebedarf, der Rat stimmte geschlossen der Annahme von Spenden in der Höhe von 2150 Euro zu, die zum Teil in die Ukraine-Hilfe, zum Teil in die Flüchtlingshilfe und im Gros an die Freiwillige Feuerwehr fließen.
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