St. Wendelin - Ehrenamtliche stellen immer wieder Verschmutzung, Beschädigung und Diebstähle fest / Entwendetes Altarkreuz als Höhepunkt / Kameras als Lösung?

Vandalismus in katholischer Kirche in Reilingen häuft sich

Von 
Matthias Mühleisen
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Reilingen. Für Felix Schweikert war es ein Schock: Vor etwa einem Jahr wurde in der katholischen Kirche St. Wendelin das vergoldete Kreuz am Marienaltar gestohlen. Dass im Gotteshaus immer wieder Kerzen, Anzünder oder auch mal ein Leuchter verschwanden, waren Schweikert und die anderen Mitglieder von Pfarrgemeinderat und Gemeindeteam schon gewohnt, doch mit dem Kreuz war eine andere Dimension erreicht. Beim Patronatsfest am vergangenen Sonntag ist ein neues Kreuz geweiht worden, doch am Tag vorher haben Unbekannte den Opferstock direkt davor aufgebrochen. Das hat die Ehrenamtlichen zum Gang an die Öffentlichkeit bewogen.

Felix Schweikert erinnert sich, als er im Sommer vertretungsweise Dienst im Schließteam übernommen hat: „Ich bin erschrocken: Jeden zweiten Tag, manchmal jeden Tag war etwas anderes festzustellen: In der Kirche wurde gegessen oder geraucht, Blumen wurden herausgerissen, der Müll blieb liegen, manchmal auch Essensreste.“ Dazu fehlten kleine Kerzen oder Streichhölzer und anderes – Schweikert spricht von alltäglichem Vandalismus, Silke Assmann vom Gemeindeteam stimmt ihm zu.

Vierstellige Schadenssumme

Abgesehen vom Kreuz, dessen Wiederbeschaffung rund 500 Euro kostete (und viel Zeit für die Auswahl), handelte es sich bislang eher um kleinere Schäden, doch rechne man den Gesamtaufwand, komme jährlich eine vierstellige Summe zusammen, sei es für Reparaturen – für den beschädigten Opferstock schätzt er die Kosten auf 150 Euro – oder für erhöhte Reinigungskosten.

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Außerdem sei nicht auszuschließen, dass einmal Schlimmeres passiert: Es seien schon Kerzen auf dem Altar angezündet worden, die Mitglieder des Schließteams löschten sie. Silke Assmann kennt einen Fall, in dem es zum Brand in einer Kirche gekommen ist.

Dass es nicht so weitergehen kann, darüber sind sich alle Beteiligten einig, doch die Frage ist, wie die Gemeinde das Problem lösen kann. Eine dauerhafte Aufsicht sei personell nicht leistbar, das könne die überschaubare Anzahl von Engagierten nicht stemmen. Die Kirche außerhalb der Gottesdienstzeiten geschlossen zu halten, sei keine Option, findet Felix Schweikert: „Das ist ein Gotteshaus und sollte offen sein.“

Bliebe noch die Überwachung mit Kameras. Doch die ist mit großem Aufwand verbunden, muss auch mit Schildern deutlich gemacht werden und erfordere unter Umständen bauliche Eingriffe. Darüber müsse also noch gründlich diskutiert werden. Schweikert bedauert, dass es solcher Überlegungen bedarf: „Das ist ein Werteverfall, die Achtung ist einfach verloren gegangen – das ist das Schlimme, finde ich.“

Kaplan Tobias Springer unterstreicht, wie sinnlos die Tat vom Samstag war: „Die Opferstöcke werden täglich geleert und das Geld direkt auf der Bank eingezahlt. Zurück bleibt also nur ein zerstörter Opferstock.“ Er fügt hinzu: „Wer wirklich finanzielle Hilfe braucht, kann sich bei der Caritas melden. Und eine kleine Unterstützung in Form eines Lebensmittelgutscheins gibt es übrigens auch im Pfarramt.“

Silvia Kief vom Pfarrgemeinderat ergänzt: „Es macht uns traurig, seit einiger Zeit in der Wendelinskirche Vandalismus und Diebstahl zu erleben. Die Hinterlassenschaften mancher Besucher zeugen von Respekt- und Würdelosigkeit. Wir möchten alle Gläubigen dazu einladen, viel Zeit in der Kirche zu verbringen, denn allein durch ihre Anwesenheit werden Menschen abgeschreckt, die Unfug treiben möchten. Auch diejenigen, die nicht religiös sind, möchten wir ermutigen, Kirche als ,unsere’ Kirche wahrzunehmen, die zu unserer Kultur, zu unserem Erbe und zu unserer Gemeinde gehört und schützenswert ist. Es ist uns als Gemeindeteam ein wichtiges Anliegen, unsere Kirche als Ort des Gebetes und der Einkehr offen zu halten.“

Dem pflichtet auch die stellvertretende Leiterin des Gemeindeteams Anne Assmann bei: „Der Schaden ist höher als das Diebesgut. Das ist schon ein Ausdruck von Respektlosigkeit. Leider finden wir hier in unserer Kirche auch immer wieder Essensrückstände, leere Joghurtbecher, Verpackungen – schade, dass fehlende Achtung und Ehrfurcht vor Gotteshäusern nicht halt macht. Ich fände es schade, wenn aufgrund solcher Vorfälle die Kirche nur noch zu Gottesdiensten geöffnet würde. Denn es ist erstaunlich, wie viele Menschen täglich hier Kerzen entzünden und beten und auch für die Jakobspilger wäre es schade, wenn sie nicht in unsere Kirche könnten und dort einen Stempel abholen.“

Redaktion Redakteur im Bereich Hockenheim und Umland sowie Speyer

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