Reilingen. Klar sei schönes Wetter für ein Feuerwehrfest super, sagt Feuerwehrkommandant Markus Piperno, doch dieses Mal war es fast zu schön: Zumindest tagsüber litt die Feststimmung etwas unter der Hitze. Nur die Kleinsten ließen sich nicht abhalten: Im von der Jugendfeuerwehr organisierten Kinderbereich war einiges los und die schwierigste Aufgabe für die Eltern bestand darin, ihre Kinder nicht zu lange der prallen Sonne auszusetzen.
Angesichts der feuerwehrtechnischen Verlockungen von Bobbycars im Feuerwehrlook, Hüpfburg, Bastelstation und Wasserzielschieß-Station wahrlich kein ganz leichtes Unterfangen. Für Kinder, daran ließen sie selbst keinen Zweifel aufkommen, ist die Feuerwehr das Größte.
Reilinger Feuerwehr wünscht sich mehr Frauen
Eigentlich feiert die Reilinger Wehr genau deshalb dieses Fest. Gegenüber unserer Zeitung erklärte Piperno, dass in Sachen Mitglieder schon etwas passieren müsse. Es gebe da eine Schere aus Personalstärke und Anforderungen, die zunehmend aufgehe. Aktuell habe die Freiwillige Feuerwehr 120 Mitglieder, davon 50 im aktiven Dienst. Und diese 50 hätten viel zu tun. Es gehe dabei nicht nur um die Einsätze, sondern auch den ganzen Hintergrund. Obendrauf kämen noch die Übungen und Trainingseinheiten, die Instandhaltung und die Bürokratie.
Bei der Instandhaltung gebe es zum Glück bald Entlastung in Person eines hauptamtlichen Gerätewarts. Aber dafür sei die Bürokratie mittlerweile in Dimensionen gelangt, die noch vor wenigen Jahren unvorstellbar erschien. Ein paar neue Mitglieder, die helfen, das gemeinsam zu stemmen, wären aus Pipernos Sicht also mehr als begrüßenswert. Vor allem ein paar mehr Frauen wären schön. Aktuell verzeichne die Reilinger Feuerwehr hier eine Quote von zehn Prozent.
Freiwillige Feuerwehr Reilingen zeigt dem Publikum ihre wichtige Arbeit
Dass es sich lohne, stand für ihn außer Frage. Bei der Feuerwehr ist Piperno seit 1984, genau 39 Jahre, und Kommandant ist er seit 2016. Das Wissen, wie vielen Menschen er und seine Kollegen in diesen Jahrzehnten geholfen hat, manchmal sogar das Leben gerettet hat, erfüllt im wahrsten Sinne des Wortes. Das Helfen, für andere da sein, sei die Essenz der Feuerwehrarbeit und das gehöre im Gefühlsrepertoire des Menschen ganz ohne Frage zu den schöneren Empfindungen.
Und das scheinen die Kinder hier instinktiv zu wissen. Von der fünf-jährigen Emma und der zweijährigen Ava bis zum einjährigen Milan galt: „Die Feuerwehr ist toll“. Wenn es nach den Kindern ginge, hätte die Freiwillige Feuerwehr wahrscheinlich keine Rekrutierungsprobleme. Die Anziehungskraft der großen roten Autos ist dafür einfach zu groß.
Neben dem Programm für die Kinder hat die Feuerwehr die Erwachsenen natürlich nicht vergessen. Neben Kaffee, Kuchen und Leckereien vom Grill gab es von Wasser, Limo und Bier über Weinschorle bis zu Cocktails mit und ohne Alkohol alles, was das Herz in dieser Hitze begehrt. Für den musikalischen Rahmen sorgten die beiden Spielmannszüge aus Brühl und Reilingen sowie der Musikverein Harmonie Reillingen.
Charly Weibel, „Jaycee“ und „Get Laid“ machen Stimmung
Für den Abend ihres Tags der offenen Tür hat die Feuerwehr Reilingen eine abwechslungsreiche musikalische Besetzung engagiert. Auf der vor dem alten Lutherhaus aufgestellten Bühne traten zunächst Charly Weibel und „Jaycee“ auf, bevor die Band „Get Laid“ als Hauptact des Abends das Fest rockte.
Kein Platz war an den zahlreichen Biertischgarnituren zwischen der Bühne und dem Feuerwehrhaus mehr frei, als Charly Weibel und „Jaycee“ ihren Auftritt starteten. Die beiden Vollblutmusiker boten Klassiker der Rock- und Popgeschichte, die dem aus sämtlichen Generationen zusammengesetzten Publikum mehr als nur einen Vorgeschmack auf die Party in den kommenden Stunden geben sollten.
Mit „Sweet Home Alabama“ oder „The Night they drove old Dixie down“ – dessen Melodie als Vorlage für Juliane Werdings „Am Tag, als Conny Kramer starb“ diente – traf das Duo exakt die Stimmung seiner Zuhörer mit zeitlosen Hits.
Mit „Get Laid“ wurde der Ton dann etwas rauer: Die Punkrocker schmetterten nach einem furiosen Einmarsch zunächst einige genretypische Songs, die zwar nicht dem Mainstream entsprachen, jedoch die zahlreich erschienen Fans der Band bereits früh in Ektase versetzten. Wie talentiert die junge Formation ist, bewiesen die erstklassigen Soli an Gitarre und Drums und die nahezu perfekten Griffe von Bassistin Alice.
Spätestens mit der Performance von „Blondies“ Hit „Maria“ hatten die Punkrocker auch das sitzende Publikum in ihren Bann gezogen. Vor allem die junge Sängerin Kim sorgte mit ihrer Stimmgewalt für einen verdienten Vergleich mit „Blondie“-Frontfrau Debby Harry.
Während sich die Zuschauer an der Feuerwehrbar mit frischen Cocktails versorgten oder beim durch die Reihen fahrenden „Schnapswagen“ einen Kurzen gönnten, wurde vor der Bühne getanzt und „abgerockt“. Und so bestätigte sich abermals, dass bei der Reilinger Feuerwehr ausgelassen gefeiert werden kann. hef
Kleiner Höhepunkt waren die beiden Demonstrationen rund um das Feuerwehrkönnen. Gezeigt wurde, wie ein Pkw nach einem Unfall geöffnet wird, um den Insassen helfen zu können. Es machte schon Eindruck, wie sich die Männer und Frauen mit schwerem Gerät und trotzdem sehr umsichtig Zugang verschafften. Ausrüstung und Know how machen im Notfall den Unterschied – manchmal zwischen Leben und Tod. Wie drückte es eine Mutter beim Zuschauen aus: „Zum Glück gibt es die Freiwillige Feuerwehr.“
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