30 Jahre Städtepartnerschaft: Schwetzingen und Pápa feiern

Am 23. September vor 30 Jahren wurde die Städtepartnerschaft mit dem ungarischen Pápa offiziell unterzeichnet. Dieses Jubiläum wird am Wochenende dort gefeiert. Wir blicken zurück.

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Andreas Lin
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Bei der Unterzeichnung der Partnerschaftsurkunde am 23. September 1993 im Palais Hirsch: Dr. Zoltán Kovács (l.) und Gerhard Stratthaus. © Lenhardt

Schwetzingen. Ich kann mich noch gut an die erste Fahrt einer größeren Delegation aus Schwetzingen ins ungarische Pápa erinnern. Das war im Mai 1992. Nahezu 40 Vertreter der Stadt, vieler Vereine und der Kirchen sollten sich ein Bild machen, ob sich die Stadt nördlich des Plattensees als Partner eignen würde. Auf der Rückfahrt hatte ich mich durchweg mit allen unterhalten, was denn ihre Eindrücke von dieser Reise waren. Und alle waren beeindruckt und begeistert von der ungarischen Gastfreundschaft, von der Herzlichkeit, von dem ehrlichen Interesse, eine Beziehung mit Schwetzingen einzugehen. Die Meinungen waren durchweg positiv – mit einer Einschränkung: die große Entfernung. Da hatten die meisten ihre Zweifel, ob das bei fast 900 Kilometern Distanz Sinn machen würde.

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Schwetzingen und Pápa: 30 Jahre Städtepartnerschaft

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Doch es machte Sinn – schon wenige Monate später wurde auf dieser Verbindung der Deckel draufgemacht. „Paprika liebt Spargel“ titelte die Schwetzinger Zeitung damals – und die Liebe besteht immer noch ungebrochen, genau 30 Jahre später. Deswegen ist am frühen Donnerstagmorgen eine Delegation aus Schwetzingen nach Pápa aufgebrochen, um das Jubiläum dort zu feiern – turnusgemäß wird immer gewechselt. Es wird die erste offizielle Begegnung seit nahezu drei Jahren sein. Corona hat auch diese Beziehung eingebremst.

Erster Besuch in Pápa im Jahr 1989

Es war Ende der 80er Jahre, als bei der Schwetzinger Stadtspitze die Idee aufkam, eine zweite Städtepartnerschaft einzugehen. Nach dem französischen Lunéville im Westen (seit 1969) sollte es nun ein Ort im Osten sein – schließlich fiel damals der „Eiserne Vorhang“ nach und nach.

1992 in Pápa: Die erste größere Delegation um den Beigeordneten Bernd Kappenstein (M.) besichtigt die Fußgängerzone. © Lin

Christian Hartmann, langjähriger Schwetzinger SPD-Stadtrat war aufgrund seiner ungarischen Wurzeln ein wichtiger Wegbereiter bei der Suche nach einer möglichen Partnerstadt. Er fand einen geeigneten Ort und reiste im September 1989 zusammen mit dem Bürgermeister Gerhard Stratthaus, Stadtrat Albert Eichhorn und Stadtbaumeister Reinhard Jäntsch zum ersten Mal nach Pápa. In den nächsten drei Jahren folgten gegenseitige Besuche des Gemeinderats, sportliche und schulische Aufeinandertreffen, Fotoausstellungen und die ersten ungarischen Praktikanten kamen nach Schwetzingen.

Und dann kam eben diese Fahrt im Mai 1992: Die Eindrücke, die ich auf der langen zwölfstündigen Rückfahrt im Bus von den Teilnehmern einholte, waren durchweg positiv – wenn da nicht die Entfernung wäre. Etwa Oskar Kreichgauer, der inzwischen verstorbene damalige Vorsitzende des Turnvereins, dachte in seiner ruhigen, überlegten Art darüber nachdachte, ob das bei fast 900 Kilometern Distanz Sinn machen würde, Fritz Münch vom SV 98, Theo Kyrberg von Liederkranz und all den anderen ging es genauso.

Die Stadt Pápa

  • Pápa liegt im Nordwesten Ungarns etwa auf halber Strecke zwischen Györ und dem Plattensee.
  • Sie hat rund 30 000 Einwohner.
  • Sehenswürdigkeiten sind unter anderem das Esterházy-Schloss, die St.-Stephans-Kirche, das Blaufärbermuseum und das Thermalbad.

Gleichzeitig aber brachten sie ihre Begeisterung über die riesengroße Gastfreundschaft zum Ausdruck – und das gab letztlich den Ausschlag. Am 23. September 1992 wurde im Palais Hirsch in Schwetzingen von den Bürgermeistern Dr. Zoltán Kovács und Gerhard Stratt-haus die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet – also vor fast genau 30 Jahren. Schwetzingens heutiger Oberbürgermeister Dr. René Pöltl betonte es schon 2012 beim 20. Geburtstag: „Ich glaube, dass niemand von uns in Schwetzingen erahnen konnte oder zu hoffen wagte, was die Städtepartnerschaft von Schwetzingen und Pápa bewirken würde.“

Die beiden Stadtoberhäupter Dr. Támasz Aldózo und Dr. René Pöltl setzen 2012 eine Gedenktafel auf dem Hauptplatz in Pápa. © Lin

Unzählige Begegnungen

Seitdem funktioniert und lebt diese Verbindung. Und dabei ist es – trotz der großen Entfernung – keineswegs so, dass sich die Kontakte und Begegnungen nur auf die Offiziellen der beiden Städte beschränkten. Mittlerweile sind es unzählige Schwetzinger aller Generationen, die Berührungspunkte mit Pápa hatten oder haben – und umgekehrt. So hatte es schon früh Austausche und gegenseitige Besuche zwischen den Schulen gegeben, wobei manche Kontakte zum Teil sogar noch bis heute bestehen. Auch die Vereine waren von Anfang an im Boot, sowohl im Bereich Sport wie Kultur: Die Jugendkicker des SV 98 waren regelmäßig beim Turnier in Pápa und luden ihre Altersgenossen nach Schwetzingen ein. Auch TV-Handballer und Tischtennisspieler, DLRG-Schwimmer, Badenia-Fußballer sowie in jüngster Zeit die DJK-Bogenschützen pflegten die partnerschaftlichen Beziehungen.

Der Männergesangverein Liederkranz gab schon 1993 ein erstes Konzert in Pápa – einige weitere folgten dort, genauso wie die Gegenbesuche des Ferenc-Erkel-Chor aus Ungarn. Wer war nicht schon alles dort: die Kultur- und Heimatstube, der Gewerbeverein, der katholische Kirchenchor, der Radsportverein Kurpfalz, der Hofstaat, das Xylon-Museum, das Schwetzinger Kammerorchester, die Feuerwehr, das Theater am Puls oder die Freien Wähler – längst ist diese Liste nicht vollständig.

Der Männergesangverein Liederkranz war fünf Wochen nach Besiegelung der Partnerschaft der erste Schwetzinger Verein, der nach Pápa reist und ein gemeinsames Konzert mit dem dortigen Ferenc-Erkel-Chor gab. © Lin

Und dann gab es noch einige Dauerbrenner: So kamen unzählige junge Ungarn zum Praktikum nach Schwetzingen, probierten ihr Schul-deutsch aus und lernten in Betrieben viel dazu. Reinhard Jäntsch hat sie übrigens nahezu alle in Pápa abgeholt und wieder nach Hause gebracht. Wie oft er dort war, weiß er selbst nicht mehr. „Mindestens 100-mal“, sagte er vor einige Jahren. Der „ständige Botschafter Schwetzingens in Pápa“ war neben Gabor Kollanyi sowie Wolfgang und Traudel Böttcher auch oft dabei, wenn sich einer der vielen Hilfsgütertransporte auf den Weg machte.

Viele Schülergruppen besuchten die Partnerstädte. Hier begrüßt OB Dr. René Pöltl (r.) 2018 eine Klasse aus Pápa vor dem Palais Hirsch. © Lenhardt

Und am meisten Berührungen hatten die Schwetzinger mit Pápa und umgekehrt, wenn es hier ans Feiern ging: So gab es in den vergangenen 30 Jahren praktisch keinen Weihnachtsmarkt, kein Stadtfest, kein Jubiläum, keine große Einweihungsfeier von Städtebauprojekten auf beiden Seiten ohne Anwesenheit einer Delegation aus der Partnerstadt. Das nächste Kapitel wird an diesem Donnerstag in Pápa aufgeschlagen, wenn das 30. Jubiläum gefeiert wird – mit Sicherheit wieder mit der großartigen ungarischen Gastfreundschaft.

Redaktion Stv. Redaktionsleiter + Lokalsportchef Schwetzinger Zeitung

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