Schwetzingen. Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen – jederzeit und überall. „Ohne sofortige Hilfe sinkt die Überlebenschance mit jeder Minute drastisch: Pro Minute Kreislaufstillstand steigt die Sterblichkeitsrate um zehn Prozent“, erläutert die GRN-Klinik in einer Mitteilung. Nach spätestens zehn Minuten ohne lebensrettende Maßnahmen sei das Leben des Betroffenen meist nicht mehr zu retten.
Deshalb zähle im akuten Notfall jede Minute. „Leben retten ist einfacher, als viele denken“, so der Appell der GNR-Ärzte – und jeder könne dazu beitragen. Den Medizinern geht darum, Hemmschwellen abzubauen. Genau diese Botschaft wollten die Mediziner während der jährlichen Aktionswoche zur Wiederbelebung vermitteln.
Felix Heiser und Philipp Klauer, Anästhesisten an der GRN-Klinik Schwetzingen, besuchten das Privatgymnasium Schwetzingen, um den Schülern der neunten Jahrgangstufe Grundlagen der Reanimation näherzubringen. Anschließend trainierten sie die Herzdruckmassage – eine Fähigkeit, die in Ländern wie Norwegen längst fester Bestandteil des Unterrichts ist.
An Reanimationspuppen konnten Passenten in Schwetzingen lebensrettende Maßnahmen üben
Am Freitag hieß es dann auf den Kleinen Planken in Schwetzingen „Prüfen – Rufen - Drücken.“ An speziellen Reanimationspuppen (Dummys) konnten Passanten die lebensrettenden Handgriffe selbst ausprobieren und erfahren, wie im Notfall Leben gerettet werden kann – unter Anleitung von Dr. Julian Sänger, Leitender Oberarzt der Anästhesie, Intensivmedizin und Notfallmedizin und seinem Kollegen Philipp Klauer. Auch zwei Studentinnen der Initiative First Aid for All (FAFA) aus Mannheim, Vivian und Lisa-Louise, waren vor Ort und unterstützten die Ärzte.
Plötzlich bricht jemand zusammen – ein Herzstillstand. Was tun? Viele Menschen fühlen sich in diesem Moment hilflos. Dabei gilt: Mit wenigen Handgriffen kann jeder ein Leben retten. „Die Hemmschwelle, überhaupt etwas zu tun, ist oft das größte Problem“, erklärte Dr. Julian Sänger. Dabei könn man im Ernstfall mit einer sofortigen Herzdruckmassage die Überlebenschancen verdoppeln oder sogar verdreifachen. „Je früher begonnen wird, desto besser“, so die Ärztin. Bereits nach drei Minuten ohne Sauerstoff drohten bleibende Schäden. „Deshalb zählt jede Sekunde. Das Einzige, was man falsch machen kann, ist nichts zu tun.“
Die Botschaft der Ärzte ist klar: Auch Laien können Leben retten. Wiederbelebung ist einfacher, als viele denken. Entscheidend seien drei Schritte, die jeder kennen sollte: Prüfen – Reaktion und Atmung kontrollieren, rufen – Notruf 112 absetzen, drücken – Herzdruckmassage beginnen: Mit beiden Händen und gestreckten Armen in der Mitte des Brustkorbs fest und schnell drücken – etwa 100 Mal pro Minute, am besten zum Rhythmus des Liedes Stayin‘ Alive – bis Hilfe eintrifft. Neben der Herzdruckmassage können auch die an zentralen Orten installierten Defibrillatoren Leben retten – sie geben klare Anweisungen und führen Schritt für Schritt durch die Maßnahmen.
Dr. Julian Sänger möchte alle ermutigen: „Werden Sie zum Lebensretter und trauen Sie sich im Notfall zu handeln – es kann überall passieren: zu Hause, in der Schule oder am Arbeitsplatz. Scheuen Sie sich dann nicht vor Herz-Druck-Massage. Ein ‚Erste-Hilfe-Kurs` hilft, sich sicherer zu fühlen.“
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