Aus und vorbei! Beim traditionellen Heringsessen in der Narrenstube im Bassermann-Haus nahm die Schwetzinger Carneval-Gesellschaft (SCG) am Aschermittwoch tränenreich Abschied von der Fasnacht. Ein kleines Programm sorgte für Heiterkeit und Schwung. Nach der letzten Bütt wurde es allerdings noch einmal wehmütig, als Präsident Peter Lemke den närrischen Gästen mitteilte, dass er sich nach acht Jahren aus dem SCG-Amt zurückzieht.
Vor dem gemeinsamen Essen begrüßte Lemke den Ehrenvorsitzenden Klaus-Peter Münch, den Vorsitzenden Petros Maloussidis, Edle vom Hofe, Ehrensenatoren, Ehrenaktive und Churfürst Stefan Rinklef, Oberbürgermeister Dr. René Pöltl und Bürgermeister Matthias Steffan sowie die neue Ordnungsamtsleiterin Yvonn Rogowski, Stadträtinnen und Stadträte. Begrüßt wurden auch Thomas, Christine und Tobias Kreichgauer sowie Andreas Lin vom Fasnachtszugkomitee. In den vergangenen zwei Jahren sei man durch die Pandemie gezwungen gewesen, „uns auf neue Wege des Zusammenkommens und Feierns zu konzentrieren. Und trotzdem haben wir es geschafft, unsere Ziele zu erreichen. Das ist ein eindrucksvolles Zeugnis unserer Stärke und unserer Fähigkeit, uns an neue Herausforderungen anzupassen“.
Er dankte den Mitgliedern für Ideen und Engagement, den Sponsoren, den Garden für fulminante Leistungen, dem Leitungsteam mit Gardeministerin Annemie Ramm, die weiterhin von Manfred Butz unterstützt wird, Cheftrainerin Lisa-Maria Ramm und den Betreuerinnen, Erika Butz für ihr Engagement in der Narrenstube und Hannelore Geelhaar, die immer dabei sei, wenn es was zu helfen gibt. Ein Dankeschön richtete der Präsident an Raffaele Flaccavento und sein Aufbauteam, an Schriftführerin Stefanie Flaccavento sowie an Schatzmeisterin Christa Hoffmann. „Es war eine Zeit voller Spaß, Freude und auch Anstrengung, aber wir können stolz darauf sein, was wir erreicht haben“, blickte Lemke auf die zu Ende gehende Kampagne zurück.
Nun trage man in alter Tradition die Fasnacht zu Grabe: „Der OB bekommt die Schlüsselgewalt zurück und somit ist sein fast viermonatiger Urlaub rum, er ist jetzt wieder alleiniger Herrscher im Rathaus.“
Pöltl hielt keine Rede, sondern antwortete mit Gesang und Gitarre. Im Januar hatte er vom Club der Knöchelträger Mannheim die Adelung zum „Ritter des Blauen Zechers“ erfahren, die Narrenstube hörte davon in einer musikalischen Dankesrede nach der Melodie von „Die alten Rittersleut“ von Karl Valentin mit neuem Text: „Ja ich bin, ja ich bin, ja ich bin ein Blauer Zecher heut’, ja ich bin, ja ich bin, ein Blauer Zecher, Ihr lieben Leut’.“ Der Rathauschef hatte auch seinen Song „Aschermittwoch“ als andere Version von „Ein Bett im Kornfeld“ im Gepäck. Das trieb die Stimmung nach oben. „Mittwochabend, jetzt ist Schluss, zu Ende – ein letzter Narrenkuss, der Abschied fällt nicht leicht – erreicht!“, tönte er laut. Es wurde kräftig mitgesungen: „Aschermittwoch ist alles vorbei, die Kampagne ist jetzt einerlei, Aschermittwoch, gebt den Schlüssel her – sofort!“. Er erhielt das begehrte Werkzeug zurück und kam um eine Zugabe nicht herum.
Brigitte Schardt über die Männer
Franz Barth, der Präsident des Clubs der Knöchelträger, brachte sein fasnachtliches Heringsprotokoll zu Gehör. Die große Politik bekam ihr Fett weg. Dann kam der bittere Moment des Abschiednehmens. Die leeren Geldbeutel wurden gewaschen und zum Trocknen aufgehängt. „Pfarrer“ Petros Maloussidis hielt die Trauerrede. Aus und vorbei die Narretei! Die Trauergemeinde wehklagte. Die Elferräte heulten Rotz und Wasser. Der „Pfarrer“ spendete aber auch Trost. Denn im November beginnt der Spaß von Neuem. Nach der Kampagne ist schließlich vor der Kampagne.
Die letzte Bütt war wie immer Brigitte Schardt vorbehalten. Das SCG-Ehrenmitglied meinte, in letzter Zeit seien auffallend viele Männer für Grippe anfällig gewesen. Sie ging mit den wehleidigen Herren der Schöpfung ins Gericht. Die hätten für nichts mehr Interesse, wollten nichts mehr essen: „Riskiert nemme die große Lipp, hot der liebe Freund doch die Gripp.“ Die Fasnacht ruht nun – bis zum nächsten Elften im Elften.
Die vergangene Kampagne, in der man durchaus einige Höhepunkte habe verzeichnen können, habe allerdings auch gezeigt, „dass sich in der SCG einiges ändern muss“, meinte Peter Lemke in seinem Schlusswort. Erfolgreiche Veranstaltungen könnten nicht darüber hinwegtäuschen, „dass unsere Prunksitzung noch verbesserungswürdig war“. Als Präsidenten und Verantwortlichen für das Programm sei es ihm dieses Mal nicht gelungen, zugkräftige Beiträge heranzuziehen. Eigentlich habe es nur Claudio Glässer als Einziger geschafft, Stimmung in den Saal zu bringen: „Über den Rest möchte ich schweigen.“
Er dankte den Akteuren hinter den Kulissen, die wieder einmal gezeigt hätten, „dass es unter uns doch einen großen Zusammenhalt gibt“. Bei der nächsten Hauptversammlung werde er nicht mehr als Präsident kandidieren. Acht Jahre lang habe er das SCG-Schiff durch Wind und Wetter geleitet, „was teilweise nicht einfach war“. Jetzt werde es Zeit, sich in die zweite Reihe zurückzuziehen. Er werde aber immer mit Rat und Tat bereitstehen, wünschte Lemke seinem Nachfolger viel Erfolg. Petros Maloussidis überreichte einen Abschiedspräsentkorb und eine von allen unterschriebene Urkunde: „Danke für die schöne Zeit.“
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