Schwetzingen. Am Ende des Monats übergibt Gundula Sprenger die Leitung der Volkshochschule Bezirk Schwetzingen an ihre Nachfolgerin Carolin Brunner (SZ berichtete). 20 Jahre lang stand sie dieser Bildungseinrichtung vor und hat das Haus zum Publikumsliebling gemacht. Am Samstag wurde sie mit großen Ehren im festlich dekorierten Danzi-Saal öffentlich in den Ruhestand verabschiedet. Zum illustren Kreis der geladenen Gäste gehörten Familienangehörige, Kollegen, Dozenten, Freunde und Wegbegleiter, Gemeinderäte und Bürgermeister der umliegenden Gemeinden. Sie waren gekommen, um ihre Wertschätzung für das Wirken von Gundula Sprenger zu bekunden.
In dem von Carolin Brunner moderierten Festakt – musikalisch vom Jazz-Trio Antoine Spranger, Klavier, Simon Zauels, Bass, Tobias Frohnhöfer, Drums, umrahmt – überbrachten Oberbürgermeister Dr. René Pöltl als Vorsitzender der VHS, Doris Eckel-Weingärtner für die Evangelische Erwachsenenbildung Rhein-Neckar-Süd, Dieter Burkard als zweiter Vorsitzender der Badischen Heimat und Dr. Gabriele Berrer-Wallbrecht für die Dozentenschaft Grußworte. Alle waren sich einig: Gundula Sprenger wird fehlen.
Als Rednerin hatte sie nie Mühe, einen ganzen Saal zum Lachen zu bringen, in Gesprächen ist sie immer hellwach und geht auf das Gegenüber ein, egal wer gerade vor ihr steht, ihre Begeisterungsfähigkeit, ihre Energie scheinen nie auszugehen, um nur einige ihrer Fähigkeiten zu nennen. Dr. Pöltl fasste in seiner wunderbaren Laudatio die Arbeit und das Wesen von Gundula Sprenger überaus treffend zusammen. Die Maxime von Malcolm X, dem US-amerikanischen Führer der Bürgerrechtsbewegung, „Ohne Bildung gehst du in dieser Welt nirgendwo hin“, die Pöltl zitierte, brachte genau das zum Ausdruck, was Gundula Sprenger ihr ganzes Berufsleben begleitet hat: „Dass Wissen, Bildung, die Basis unseres Lebens und unserer Erkenntnis ist. Ohne Bildung bleiben uns weite Teile des Lebens und unserer Welt verschlossen. Kaum jemand hat dies so gelebt, so glaubwürdig und emotional vertreten wie Gundula Sprenger“, sagte er.
Das Studium der Germanistik, Philosophie und Psychologie war die Basis ihrer Arbeit: „Kein Wunder, dass sie damit stets auch große Menschenkenntnis bewiesen hat.“ Als sie am 1. April 2004 ihre Funktion als Leiterin der VHS Schwetzingen antrat, hatte sie schon eine langjährige berufliche Erfahrung hinter sich, die sie in der Erwachsenenbildung, während ihrer Tätigkeit als kulturhistorische Stadtführerin, bei Ausstellungsfahrten und Kunstreisen sowie als hauptamtliche Fachbereichsleiterin der VHS Badische Bergstraße in Weinheim gesammelt hatte. Ihre 20-jährige Tätigkeit als VHS-Leiterin ist eine „große Erfolgsgeschichte“. Pöltl zählte die Gründe auf: ihre tiefe und breite fachliche Wissens- und Befähigungsbasis, ihre Neugierde, ihre Zugewandtheit, ihre extreme Vernetzung sowie ihre Fähigkeit, gut mit Geld umzugehen. Hinzu komme, so Pöltl, dass sie – laut Auffassung des antiken Universalgelehrten Aristoteles, „Bildung des Geistes ohne Bildung des Herzens ist keine Bildung“ – ihre Aufgaben zwar mit Sachverstand, aber auch mit Leidenschaft und ganzem Herzen erfüllt habe. Dafür dankte ihr Pöltl im Namen aller und überreichte einen Gutschein für das Restaurant Grenzhof: „Für schöne Momente mit Ihrem Mann und Freunden.“
Immer mit Tiefgang mit Gundula Sprenger
Doris Eckel-Weingärtner hob die gute Zusammenarbeit mit Gundula Sprenger hervor, „die von Anfang an unter einem guten Stern stand“, wie sie sagte, „unsere Gespräche waren stets kreativ, lustvoll und hatten Tiefgang, gemeinsam haben wir die Liebe zu Formaten, die schwierige Themen für die Menschen attraktiv machen.“
Ein paar persönliche Worte fand auch Dieter Burkard. In seinen Aufgabenbereich gehört die Erstellung der Jahresprogramme für die Badische Heimat. Wichtigster Kooperationspartner war von Beginn an die VHS, doch mit Sprengers Amtsübernahme als Leiterin erfuhr diese Zusammenarbeit „eine bis dato nie gekannte Intensität und Qualität“. Dafür sei er ihr und Direktionsassistentin Carmen Wachter unglaublich dankbar.
In ihrem Grußwort lüftete Gabriele Berrer-Wallbrecht auf unterhaltsame Weise das Geheimnis, warum Sprenger die hinreißende und bezaubernde Persönlichkeit ist, die sie ist: „Sprenger ist als Zwilling geboren und Zwillinge sind gastfreundlich, sagen klar ihre Meinung, sind Kunstliebhaber und haben eine positive Grundeinstellung zum Leben. Was sie ganz besonders auszeichnet, ist ihre Authentizität.“ Am Ende ihrer Würdigung fügte sie hinzu: „Herzens- und Kopfbildung müssen zusammengehen, dann ist der Mensch eine wahre Persönlichkeit.“
In Gundula Sprengers begeisternden Dankesrede fehlte weder die positive Bilanz der Einrichtung mit mehr als 11 000 Kursen, 4000 Einzelveranstaltungen und 250 000 durchgeführten Unterrichtsstunden, noch die Wertschätzung ihrer Mitstreiter, die sie fast alle namentlich erwähnte , mit deren Unterstützung sie die Aufgaben der letzten 20 Jahre meistern konnte. Und sie ließ erkennen, dass „20 Jahre VHS für mich nicht nur ein Beruf war, hier hat sich ein guter Teil meines Lebens abgespielt und Sie alle waren dabei“. Unter stehendem Applaus der Gäste nahm Sprenger den Dank der Dozenten und Mitarbeiter der VHS entgegen, die auf die Bühne stiegen und ihr Blumen überreichten. Nach dem kurzen Ausblick der zukünftigen Leiterin Carolin Brunner, der Sprenger Truffauts Überlegung, „Man kann niemanden überholen, wenn man nur in seine Fußstapfen tritt“, mit auf den Weg gab, gingen alle zum gemütlichen Teil über, wo zu Sekt und alkoholfreien Getränken auch feine Häppchen serviert wurden.
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