Literaturvortrag

Andreas Sturm im Schwetzinger TaP: Immer wieder faszinierend

Andreas Sturm stellt bei der Benefizveranstaltung der Lions Clubs Schwetzingen und Churpfalz den Schriftsteller Oscar Wilde vor. Dabei setzt sich der Landtagsabgeordnete für einen guten Zweck ein, indem er Spenden sammelt.

Von 
Maria Herlo
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Volles Haus im Theater am Puls in Schwetzingen: Andreas Sturm liest Oscar Wilde. © Lenhardt

Schwetzingen. Mit seinen literarischen Vorträgen mag Andreas Sturm, CDU-Landtagsabgeordneter und Autor („Das Shakespeare-Prinzip“), immer wieder neu zu faszinieren. Dass er sich nun des irischen Schriftstellers Oscar Wilde (1854 – 1900) unter dem Motto „Born to be Wild(e)“ angenommen hat, ist äußerst erfreulich. Denn dieser ist durch seinen scharfsinnigen Witz, seine spitze Satire und seine unvergleichliche Fähigkeit, gesellschaftliche Normen herauszufordern, aktueller denn je.

Allein durch seine Vortragsweise kam Andreas Sturm in Schwetzingen der sinnigen Prosa Oskar Wildes enorm entgegen. Er verstand es, charmant und originell jeden Text spannend zu inszenieren – und dies so unterhaltsam, dass die Zuhörer im Saal des Theaters am Puls, wo kein Platz leer blieb, in den Genuss bester Unterhaltung auf höchstem Niveau kamen. Darüber hinaus stellte Sturm seine Lesung in den Dienst eines guten Zwecks. Organisiert vom Lions Club Churpfalz in Zusammenarbeit mit den Lions Schwetzingen, kommt der Erlös dieser Benefizveranstaltung einem Suchtpräventionsprojekt der „Wilden Bühne“ allen 8. Klassen der Schwetzinger Schulen zugute.

Großzügige Spende in Theater am Puls in Schwetzingen übergeben

„Diese Bühne“, so Sabine Stechl, Präsidentin der Lions Churpfalz, „erarbeitet gemeinsam mit den Spielenden Theaterstücke zum Thema Suchtprävention.“ Grundlage hierfür sind persönliche Erfahrungen von Menschen, so dass authentische und realistische Stücke entstehen. Am Ende der Veranstaltung konnten Sabine Stechl und Siegfried Beichter, Präsident des Lions Clubs Schwetzingen, dem Sachgebietsleiter Jugend, Vereine und Sport der Stadt, Markus Liu-Wallenwein, einen Scheck über 2440 Euro überreichen. „Möglich wurde dies auch dank des großzügigen Beitrags eines anonymen Einzelspenders“, wie die beiden informierten.

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Anschließend nahm Andreas Sturm das Publikum mit auf eine Entdeckungsreise durch Oscar Wildes Leben und Werk. Dabei ging es nicht um eine Aufzählung biografischer Daten, sondern um den Versuch, „den Geist von Oscar Wildes Schaffen nachzuempfinden und seine Lebensphilosophie abzuleiten“. Dies gelang ihm interaktiv, indem er immer wieder die Zuhörerschaft mit einbezog. Sie war gefordert, Zitate von Wilde und Lennon richtig zuzuordnen oder sich dem Genuss eines Stamperl irischen Whiskeys hinzugeben, der den Schriftsteller Wilde inspiriert haben soll.

Gleich zu Beginn der Lesung war das Publikum hingerissen von den Sentenzen und Bonmots des 1854 in Dublin geborenen Schriftstellers, genial und schillernd, Dandy und Lebemann, Familienvater und gleichzeitig der bekannteste homosexuelle Mann seines Jahrhunderts, wie ihn Sturm eingangs charakterisierte: „Ein kultivierter Mensch wird einen Genuss niemals bereuen; ein unkultivierter Mensch weiß nicht, was Genuss ist“, „Ich kann allem widerstehen, außer der Versuchung“, um nur einige zu nennen.

Andreas Sturm berichtet in Schwetzingen von Höhenflug und tiefem Fall von Wilde

In Sachen Versuchungen zu erliegen, war Oscar Wilde ein wahrer Experte, meinte Sturm. Das mag erklären, weshalb der Höhenflug und der tiefe Fall des Künstlers so nahe beieinanderlagen. Noch im Februar 1895 löste seine gesellschaftskritische Komödie „Ein idealer Gatte“, insbesondere aber „Ernst sein ist alles“ Begeisterungsstürme aus.

Zwei Monate später wurde er wegen „Unzucht“ verurteilt, fünf Jahre danach starb er im Exil in einem Pariser Hotelzimmer, auf die gleiche Weise, wie er gelebt hat: „… über seinen Verhältnissen, aber unter seinem Anspruch“. In elf Kapiteln wob Sturm virtuos das Bild eines Autors, der seine Zeit bis bis heute prägt, und zeigte auf, dass „Born to be Wild(e)“ ein Lebensgefühl ist. Es ruft dazu auf, „mehr Stil zu wagen, das Leben als Kunstwerk sehen, es frei, authentisch, nach eigenen Prinzipien zu genießen“.

Landtagsabgeordneter Andreas Sturm mit eigenem Buch in neuem Jahr

Oscar Wilde wurde Opfer der viktorianischen Gesellschaft, der er mit bissiger Kritik den Spiegel vorhielt. Bei der Veröffentlichung des Romans „Das Porträt des Dorian Gray“ 1891 bezichtigte sie ihn der moralischen Korruption, doch Wildes Mythos hat nichts an Aktualität eingebüßt, „manche seiner Beobachtungen sind für die heutige Zeit noch zutreffender“. In „Der viktorianische Influencer“ oder „Social Media – Ein modernes Bildnis des Dorian Gray“ hob Sturm hervor, wie Wilde zur einflussreichen Stilikone avancierte und Vorbild für viele wurde, insbesondere von John Lennon.

Was Andreas Sturm im Theater am Puls präsentierte, waren Auszüge aus seinem eigenen Buchprojekt „Born to be Wild(e)“, das er im kommenden Jahr veröffentlichen wird.

Freie Autorin

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