Vernissage

Anna Lena Straubes Werke im Palais Hirsch Schwetzingen ausgestellt

Die Ausstellung der Berliner Künstlerin Anna Lena Straube „Renaissance 8“ im Palais Hirsch in Schwetzingen verbindet surrealistische Malerei mit barocken Motiven.

Von 
Rita Weis
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Künstlerin Anna Lena Straube sowie Dietmar Schuth und Patricia Hempel vom Kunstverein vor dem Gemälde „M 2“ aus dem Bilderzyklus Renaissance 8. © Rita Weis

Schwetzingen. Eine Frau in einem sommerlich weißen Kleid tanzt auf einer Blumenwiese, die sich überraschenderweise in einem überdachten Innenhof mit umgebendem Säulengang und Wänden mit angedeuteten Fresken befindet. Knapp hinter der Tänzerin hängt ein prachtvoller Kronleuchter von der stuckverzierten Decke. Das großformatige Gemälde von Anna Lena Straube hat den Titel „Renaissance 8“, und so heißt auch die aktuelle Ausstellung der Berliner Malerin im Palais Hirsch. Es ist wie alle anderen gezeigten Bilder eine Malerei Acryl auf Leinwand.

Die gut besuchte, vom Kunstverein Schwetzingen initiierte Ausstellungseröffnung fand am Freitagabend statt. Die Begrüßungsworte sprach Patricia Hempel vom Kunstverein, die Laudatio hielt Dietmar Schuth.

Die Bilderwelt der Reihe „Renaissance 8“ von Anna Lena Straube wirkt zunächst surrealistisch, fantastisch, traumhaft, vielleicht auch wie hyperrealistische Collagen aus Fotografien und anderen Abbildungen, auf denen schöne, ruhig agierende Menschen in kunstvoller Umgebung abgebildet sind.

Künstlerin Anna Lena Straube wird Teil ihres Gemäldes „E“ aus dem Zyklus „Renaissance 8“ © Rita Weis

Man mag an Gemälde alter Meister des 15. Jahrhunderts denken, an Bilder des Florentiners Sandro Botticelli, dessen „Geburt der Venus“ sich unsterblich in das Gedächtnis der Kunstwelt eingebettet hat, oder – wie Schuth andeutete, an das „Fest der Götter“ des Venezianers Giovanni Bellini, der seine Götter in diesem Bild recht bodenständig darstellte. Aber sogleich erkennt man für die Zeit der Renaissance oder des Barock völlig ungewöhnliche Details: der dynamische Bildaufbau, die moderne, fantasievolle Kleidung oder die unbekümmerte Nacktheit sowohl von Männern als auch Frauen.

Die Künstlerin hat die Meister dieser Zeit nicht nachgeahmt, sondern sich inspirieren lassen. Renaissance heißt hier im wahrsten Sinne des Wortes „Wiedergeburt“, die alte Malerei wird neu geboren, neu erlebt, heute, in Berlin, in Schwetzingen, in Los Angeles und anderswo, wo auch immer sie ausstellt. Aber dass diese „Wiedergeburt“ nicht einmalig ist, sondern ein fortwährender Prozess, dafür steht die Zahl 8, „die eine Unendlichkeit andeutet“, wie Schuth im Vorwort des Ausstellungskatalogs schrieb.

Gemälde von Anna Lena Straube basieren auf wahren Begebenheiten

Im Gegensatz zum Surrealismus und der Malerei der Renaissance basieren die Gemälde von Anna Lena Straube auf tatsächlich erlebten Situationen. Ausgangspunkt war eine mehrstündige Performance mit darstellenden Kunstschaffenden im Garten des Charlottenburger Schlosses in Berlin. Anna Lena Straube erzählte, dass sie sich frühmorgens getroffen hatten und schweigend und langsam miteinander und der Umgebung interagierten. Es war die Zeit der Corona-Lockdowns, als Kontakte ohnehin sehr eingeschränkt waren. „Jeder hat seine Bedeutung im Bild“, sagte die Malerin, zu deren Vorlieben die figurative, die Portraitmalerei gehören.

Die Protagonisten „sind kreative Menschen, Tänzer, Schauspieler, die das Hier und Jetzt erleben und dabei miteinander achtsam umgehen.“ Entsprechend entstanden mehrere „Szenen“ mit Bäumen und Natur, mit sich öffnenden Ausblicken in weitere Umgebungen, Schlösser, bemalte Wände mit angedeuteten barocken Ornamenten. Es sind eingefrorene Augenblicke, die zunächst über Fotografien als Ausgangspositionen festgehalten und durch weitere Abbildungen angereichert wurden, ehe sich die bildende Künstlerin dem Malprozess hingab, den sie mit leicht hingeworfenen Farbspritzer abschloss. Stehen sie für die Eröffnung einer weiteren Ebenen, vielleicht eines weiteren Gedankens? Speziell bei diesem Bildzyklus spielten Stille, Hingabe und Langsamkeit bis zur Zeitlupe eine besondere Rolle.

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„Ich habe die Stille genossen“, sagte Straube. Der Rückzug ins Atelier mit Musik von Johann Sebastian Bach gab ihr die Muse, die großformatigen, detailreichen Gemälden zu erstellen. Sie mag die Komplexität des Komponisten, bei dem es immer wieder Neues zu entdecken gibt, erklärte die Künstlerin, die selbst Klavier spielt und sich in die „Inventionen“ vertieft, und diese spiegelt sich auch in den feingearbeiteten Bildern der Künstlerin wider.

Schön, fand Schuth die Aufnahme der barocken Motive aus Berlin. Vielleicht könne sie mal wiederkommen, um barocke Motive aus dem Schwetzinger Schlossgarten zu verarbeiten, fügte er schmunzelnd hinzu. Anhand der regen Diskussionen der Gäste mit der Künstlerin und auch untereinander kann man sich vorstellen, dass auch die Schwetzinger dies begrüßen würden. Aber Achtung! Die Möglichkeit, dass man als Betrachtenden in diese große, „geheimnisvolle, gesunde, besinnliche Kunst“ (Schuth) eingesogen wird, ist durchaus gegeben. Die Frage einer Besucherin, ob sie gerne Landschaften male, verneinte die Künstlerin; sie male figurativ, zumeist Portraits und setze sich mit der Rolle der Frau im patriarchalen Kontext auseinander.

Bereits zum zweiten Mal stellt Anna Lena Straube in Schwetzingen aus. Während der großen Carl-Theodor-Ausstellung im vergangenen Jahr war sie in der Orangerie vertreten; diesmal sind ihre Bilder seit dem 22. August bis 14. September im Palais Hirsch zu sehen. Veranstalter ist der Kunstverein Schwetzingen. Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit der Galerie Bengelsträter Düsseldorf.

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