Bakterielle Belastung

Badeverbot an der Ketscher Hohwiese ist aufgehoben

Pünktlich zum sonnigen Wochenende dürfen Badegäste in Ketsch wieder in den Hohwiesensee springen. Die Bakterienbelastung ist gesunken. Und was ist mit dem Freibad?

Von 
Benjamin Jungbluth
Lesedauer: 
Am Donnerstag war das Baden im Hohwiesensee noch untersagt und der öffentliche Strand entsprechend abgesperrt. Am Freitagmittag kam dann die Entwarnung vom Landratsamt: Die Wasserwerte sind wieder in Ordnung und das Schwimmen damit ab sofort wieder erlaubt. © Benjamin Jungbluth

Ketsch. Pünktlich zum hochsommerlich angekündigten Wochenende kann in Ketsch wieder ohne Einschränkungen geschwommen werden: Wie der Rhein-Neckar-Kreis am Freitagmittag bekannt gab, ist das Badeverbot im Hohwiesensee aufgehoben worden. Die vergangene Woche gemessenen und stark erhöhten Bakterienwerte, die vermutlich wie zuvor beim Brühler Kollersee durch den Kot von Nilgänsen eingetragen worden sind, lagen bei einer neuerlichen Kontrolle wieder unter den Grenzwerten.

Das sind gute Nachrichten, denn vergangene Woche gab es für viele Ketscher Badegäste gleich zwei Hiobsbotschaften: Neben dem Badeverbot am Hohwiesensee musste bereits am Dienstagvormittag das Freibad wegen eines technischen Defekts schließen. Das letzte Ferienwochenende über war das Angebot also stark eingeschränkt, lediglich die Liegewiese am Badestrand des Sees war nutzbar. Seit diesem Dienstag konnte dann zumindest der Betrieb im Freibad wieder regulär aufgenommen werden: Der technische Schaden dort ist zwar weiterhin nicht behoben, eine zeitweise Überbrückung des Problems ist aber möglich.

Julia Berberig vom Bauamt und Amtsleiter Marc Schneider können in Sachen Freibad wieder lächeln: Der technische Defekt in der Elektrik konnte inzwischen provisorisch überbrückt werden, so dass das Bad täglich von 11 bis 20 Uhr geöffnet ist. © Benjamin Jungbluth

„Wir hatten letztlich einen Stromausfall im gesamten Bad, nachdem der Kompensationsschrank im Elektroraum durchgeschmort ist. Das hat nichts mit der speziellen Schwimmbadtechnik zu tun, sondern ist ein reines Problem mit den Elektroinstallationen. Es hat dann allerdings ein paar Tage gedauert, bis der Betrieb wieder hochgefahren werden konnte, weil zum Beispiel die Umwälzung des Wassers längere Zeit stillgestanden hatte“, betont Bürgermeister Timo Wangler, um anderslautende Gerüchte im Ort und den sozialen Netzwerken zu entkräften.

Nach Schließung des Ketscher Freibades: Komplexe Ursachenforschung

Viele größere Gebäude oder Anlagen hätten derartige Vorrichtungen, die den sogenannten Blindstrom ausgleichen sollen. Dieser führe langfristig zu Störungen im öffentlichen Stromnetz, könne von diesem aber zeitweise verkraftet werden. „Das Thema ist allerdings recht komplex, weshalb wir gleich vier Fachfirmen eingeschaltet haben. Darunter waren auch Experten für Anlagentechnik, die die Stromversorgung erst einmal wieder hergestellt haben und jetzt nach den Ursachen für die Überlastung des Schranks suchen“, so Wangler.

Dafür sei noch für rund zwei Wochen ein spezielles, koffergroßes Gerät im Elektroraum des Bades an das System angeschlossen worden, um die einzelnen Verbraucher und die Stromstärken kontinuierlich zu messen. „Erst danach können wir sehen, was die Ursache war und was die Konsequenzen sind“, erläutert Klimaschutzmanagerin Julia Berberig, die als Teil des Bauamtes für das Thema verantwortlich ist. „Es kann sein, dass wir einen neuen Kompensationsschrank benötigen, nachdem der durchgeschmorte schon ziemlich alt war und aufgrund der vielen neuen im Bad verbauten Geräte vielleicht schlicht ans Ende seiner Leistungsfähigkeit gekommen ist.“

Mehr zum Thema

Freizeit

Übeltäter Nilgans: Hohwiese bleibt geschlossen, Ketscher Freibad öffnet aber wieder

Veröffentlicht
Von
Henrik Feth
Mehr erfahren

Kommentar Worst Case eingetroffen: Hohwiese-Verbot und Freibadschließung in Ketsch

Veröffentlicht
Kommentar von
Henrik Feth
Mehr erfahren
Freibad Ketsch

Freibad in Ketsch öffnet wieder, Hohwiese bleibt vorerst geschlossen

Veröffentlicht
Von
Lara Sauer
Mehr erfahren

Ein solcher Ersatz könne mit bis zu 15.000 Euro zu Buche schlagen, so die ersten Schätzungen. Doch Bauamtsleiter Marc Schneider betont, dass es tatsächlich auch möglich sei, dass diese Art der Ausgleichstechnik im Ketscher Bad künftig gar nicht mehr notwendig sei und mit einer dauerhaften Umgehungslösung ersetzt werden könne. „Dann hätten wir so gut wie keine Ausgaben. Das wissen wir allerdings wirklich erst, wenn die umfangreiche Analyse komplett abgeschlossen ist“, so Schneider. Bis dahin könne das Freibad jedoch ohne Einschränkungen in den inzwischen auf täglich von 11 bis 20 Uhr angepassten Öffnungszeiten genutzt werden.

Hier kam es letzte Woche zum Schmorbrand: Der defekte Kompensationsschrank verursachte einen Stromausfall im gesamten Bad, konnte inzwischen aber vom System getrennt und umgangen werden. © Benjamin Jungbluth

Beim Badestrand an der Hohwiese hat sich die Lage inzwischen ebenfalls entspannt, sodass sie täglich zwischen 8 und 20 Uhr komplett genutzt werden kann. Hier werden die Wasserproben während der Sommersaison regelmäßig im Uferbereich des öffentlichen Badestrandes genommen, so Wangler. „Das Landesgesundheitsamt will damit sichergehen, dass insbesondere der Bereich im Blick behalten wird, in dem sich Kinder und Ältere aufhalten“, erläutert Wangler. Gleichzeitig sei es natürlich denkbar, dass die Belastung durch die Bakterien an anderen Stellen des Sees niedriger oder auch höher sei. Das sei aber alles reine Spekulation, denn den gesamten See zu beproben sei schlicht nicht möglich.

Das Badeverbot galt im Übrigen nicht nur für den öffentlichen Badestrand, sondern für den gesamten See – also auch für die Anwohner, die oftmals private Einstiege oder Stege haben und von dort ins kühle Nass eintauchen können. „Wir kontrollieren dieses Verbot allerdings nicht, sondern informieren die Bevölkerung umfassend und appellieren an den gesunden Menschenverstand. Magen-Darm-Probleme oder Schlimmeres wünscht sich wohl niemand, auch wenn ein Bad bei diesen Temperaturen noch so verlockend erscheint“, erklärt Bürgermeister Timo Wangler.

Bürger könnten sich außerdem immer im Internet über den aktuellen Zustand der Hohwiese sowie sämtlicher öffentlicher Badestellen in Baden-Württemberg informieren. Ein Link zur vom Landesgesundheitsministerium zur Verfügung gestellten Bädergewässerkarte finde sich auf der Internetseite der Gemeinde im Untermenü zur Hohwiese – oder direkt unter www.badegewaesserkarte.landbw.de.

Freier Autor Freier Journalist für die Region Heidelberg, Mannheim und Rhein-Neckar. Zuvor Redakteur bei der Schwetzinger Zeitung, davor Volontariat beim Mannheimer Morgen. Neben dem Studium freie Mitarbeit und Praktika u.a. beim Mannheimer Morgen, der Süddeutschen Zeitung, dem SWR und der Heidelberger Studentenzeitung ruprecht.

Copyright © 2025 Schwetzinger Zeitung

VG WORT Zählmarke