Ketsch. Pünktlich zum hochsommerlich angekündigten Wochenende kann in Ketsch wieder ohne Einschränkungen geschwommen werden: Wie der Rhein-Neckar-Kreis am Freitagmittag bekannt gab, ist das Badeverbot im Hohwiesensee aufgehoben worden. Die vergangene Woche gemessenen und stark erhöhten Bakterienwerte, die vermutlich wie zuvor beim Brühler Kollersee durch den Kot von Nilgänsen eingetragen worden sind, lagen bei einer neuerlichen Kontrolle wieder unter den Grenzwerten.
Das sind gute Nachrichten, denn vergangene Woche gab es für viele Ketscher Badegäste gleich zwei Hiobsbotschaften: Neben dem Badeverbot am Hohwiesensee musste bereits am Dienstagvormittag das Freibad wegen eines technischen Defekts schließen. Das letzte Ferienwochenende über war das Angebot also stark eingeschränkt, lediglich die Liegewiese am Badestrand des Sees war nutzbar. Seit diesem Dienstag konnte dann zumindest der Betrieb im Freibad wieder regulär aufgenommen werden: Der technische Schaden dort ist zwar weiterhin nicht behoben, eine zeitweise Überbrückung des Problems ist aber möglich.
„Wir hatten letztlich einen Stromausfall im gesamten Bad, nachdem der Kompensationsschrank im Elektroraum durchgeschmort ist. Das hat nichts mit der speziellen Schwimmbadtechnik zu tun, sondern ist ein reines Problem mit den Elektroinstallationen. Es hat dann allerdings ein paar Tage gedauert, bis der Betrieb wieder hochgefahren werden konnte, weil zum Beispiel die Umwälzung des Wassers längere Zeit stillgestanden hatte“, betont Bürgermeister Timo Wangler, um anderslautende Gerüchte im Ort und den sozialen Netzwerken zu entkräften.
Nach Schließung des Ketscher Freibades: Komplexe Ursachenforschung
Viele größere Gebäude oder Anlagen hätten derartige Vorrichtungen, die den sogenannten Blindstrom ausgleichen sollen. Dieser führe langfristig zu Störungen im öffentlichen Stromnetz, könne von diesem aber zeitweise verkraftet werden. „Das Thema ist allerdings recht komplex, weshalb wir gleich vier Fachfirmen eingeschaltet haben. Darunter waren auch Experten für Anlagentechnik, die die Stromversorgung erst einmal wieder hergestellt haben und jetzt nach den Ursachen für die Überlastung des Schranks suchen“, so Wangler.
Dafür sei noch für rund zwei Wochen ein spezielles, koffergroßes Gerät im Elektroraum des Bades an das System angeschlossen worden, um die einzelnen Verbraucher und die Stromstärken kontinuierlich zu messen. „Erst danach können wir sehen, was die Ursache war und was die Konsequenzen sind“, erläutert Klimaschutzmanagerin Julia Berberig, die als Teil des Bauamtes für das Thema verantwortlich ist. „Es kann sein, dass wir einen neuen Kompensationsschrank benötigen, nachdem der durchgeschmorte schon ziemlich alt war und aufgrund der vielen neuen im Bad verbauten Geräte vielleicht schlicht ans Ende seiner Leistungsfähigkeit gekommen ist.“
Ein solcher Ersatz könne mit bis zu 15.000 Euro zu Buche schlagen, so die ersten Schätzungen. Doch Bauamtsleiter Marc Schneider betont, dass es tatsächlich auch möglich sei, dass diese Art der Ausgleichstechnik im Ketscher Bad künftig gar nicht mehr notwendig sei und mit einer dauerhaften Umgehungslösung ersetzt werden könne. „Dann hätten wir so gut wie keine Ausgaben. Das wissen wir allerdings wirklich erst, wenn die umfangreiche Analyse komplett abgeschlossen ist“, so Schneider. Bis dahin könne das Freibad jedoch ohne Einschränkungen in den inzwischen auf täglich von 11 bis 20 Uhr angepassten Öffnungszeiten genutzt werden.
Beim Badestrand an der Hohwiese hat sich die Lage inzwischen ebenfalls entspannt, sodass sie täglich zwischen 8 und 20 Uhr komplett genutzt werden kann. Hier werden die Wasserproben während der Sommersaison regelmäßig im Uferbereich des öffentlichen Badestrandes genommen, so Wangler. „Das Landesgesundheitsamt will damit sichergehen, dass insbesondere der Bereich im Blick behalten wird, in dem sich Kinder und Ältere aufhalten“, erläutert Wangler. Gleichzeitig sei es natürlich denkbar, dass die Belastung durch die Bakterien an anderen Stellen des Sees niedriger oder auch höher sei. Das sei aber alles reine Spekulation, denn den gesamten See zu beproben sei schlicht nicht möglich.
Das Badeverbot galt im Übrigen nicht nur für den öffentlichen Badestrand, sondern für den gesamten See – also auch für die Anwohner, die oftmals private Einstiege oder Stege haben und von dort ins kühle Nass eintauchen können. „Wir kontrollieren dieses Verbot allerdings nicht, sondern informieren die Bevölkerung umfassend und appellieren an den gesunden Menschenverstand. Magen-Darm-Probleme oder Schlimmeres wünscht sich wohl niemand, auch wenn ein Bad bei diesen Temperaturen noch so verlockend erscheint“, erklärt Bürgermeister Timo Wangler.
Bürger könnten sich außerdem immer im Internet über den aktuellen Zustand der Hohwiese sowie sämtlicher öffentlicher Badestellen in Baden-Württemberg informieren. Ein Link zur vom Landesgesundheitsministerium zur Verfügung gestellten Bädergewässerkarte finde sich auf der Internetseite der Gemeinde im Untermenü zur Hohwiese – oder direkt unter www.badegewaesserkarte.landbw.de.
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Kommentar Worst Case eingetroffen: Hohwiese-Verbot und Freibadschließung in Ketsch