Schwetzingen. Verkehrschaos und schwierigste Bedingungen für die Geschäftsleute waren eigentlich fest einprogrammiert mit dem Baubeginn der Umgestaltung in der Karlsruher Straße. Für ein paar Tage gab es auch Staus auf den Umleitungsstrecken, vor allem in der Heidelberger Straße, auf der Linksabbiegespur am Zähringer Hof und in der Clementine-Bassermann-Straße. Doch dann kam die Corona-Krise, Geschäfte mussten schließen, der Verkehr sank auf das Niveau der 1970er Jahre. Die Baustelle läuft weiter, nur der geplante erste Spatenstich, zu dem alle Anwohner eingeladen werden sollten, musste ausfallen. Wir haben uns mit dem städtischen Bauamtsleiter Joachim Aurisch und Diplomingenieur Adolf Eiling vom gleichnamigen Heidelberger Büro, das die Bauüberwachung macht, unterhalten, wie alles vorankommt.
Der geplante Spatenstich fiel Corona zum Opfer. Konnte die Baustelle dennoch gut beginnen?
Aurisch: Die Baustelle wurde wie geplant am 2. März begonnen. Die großräumige Ausschilderung der Sperrung der Karlsruher Straße mit den Umleitungsinformationen stand bereits drei Wochen zuvor, damit sich die Verkehrsteilnehmer entsprechend darauf einrichten konnten. Die Verkehrslenkungsmaßnahmen im direkten Umfeld der Baustelle sind eingerichtet und funktionieren.
Wie sieht der aktuelle Baufortschritt aus? Liegen Sie in der Zeit?
Eiling: Wir liegen aktuell für diesen mit 140 Metern längsten Bauabschnitt im Zeitplan. Es wurden wie vorgesehen die Straßenoberfläche abgetragen, die zur Erneuerung von zwei Schachtbauwerken erforderlichen Bodenaushub- und Grabensicherungsarbeiten ausgeführt. Zur geplanten Weiternutzung der Schlossgarage wurde eine Überfahrungshilfe zur Überquerung der Fahrbahntrennung hergestellt.
Von Verkehrsproblemen ist ja nach der ersten Woche nichts mehr zu bemerken, oder?
Aurisch: In der Tat haben sich die Verkehrsabläufe nach der ersten Woche gut eingespielt. Der jetzige Shutdown durch die Corona-Krise bringt natürlich weniger Verkehr in die Stadt. Hier ist zu vermuten, dass es nicht so bleiben wird und es zu den Hauptverkehrszeiten morgens und abends an der einen oder anderen Stelle auch mal wieder zu Beeinträchtigungen kommen kann.
Gab’s beim Verkehr Schwachstellen, wo Sie reagieren mussten?
Aurisch: Wir haben bei der innerörtlichen Wegweisung nachgebessert. So etwa bei der Umleitungsbeschilderung ab der Dreikönigstraße über den Kaufland-Kreisel, die Bruchhäuser Straße, den Odenwaldring und der Südangente. Ebenso bei der Zusatzbeschilderung mit dem Hinweis auf die Zufahrbarkeit zu den Geschäften in der Karlsruher Straße über die Bassermann-Straße.
Warum kann die Ampelphase am Zähringer Hof beim Abbiegen nicht verlängert werden?
Aurisch: Das haben wir aus folgendem Grund nicht vor: Die Marstallstraße ist weiterhin Fahrradstraße und nur für Anlieger freigegeben wie bereits vorher schon. Sie soll auch im Interesse der Anwohner nicht als Abkürzung dienen, um die ausgeschilderten Umleitungsstrecken zu umgehen. Bei einer Verlängerung der Grünphase an dieser Stelle würden wir es nur attraktiv machen, diese Strecke zu nutzen.
Wie funktionieren die Arbeiten – auch im Bezug auf die Einschränkungen durch das Coronavirus?
Eiling: Die Arbeiten müssen aktuell auf Grund der Corona-Pandemie nicht eingeschränkt oder unterbrochen werden. Auf der Baustelle wurden zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, um die Hygieneempfehlungen umzusetzen. Die ausführende Firma Wolf + Müller hat selbst eigene klare Hygienemaßnahmen ergriffen, die wir über den Sicherheits- und Gesundheitskoordinator begleiten. Wir haben mit dem Unternehmen vereinbart, dass der für die Bauleitung der Stadt Schwetzingen vorgesehene Besprechungsraum auch für Mitarbeiter der Firma Wolf + Müller für Pausen genutzt werden kann. Dadurch kann der Mindestabstand in den Pausen eingehalten werden. Der Baustellenfortschritt ist von den Baustoffherstellern und Lieferanten abhängig. Sobald in diesen Bereichen durch die Corona-Pandemie Ausfälle entstehen, wird sich das auf den Baustellenablauf und somit auf den Ausführungszeitraum auswirken. Eine Prognose dazu ist zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht möglich.
Hat jeder Bürger, der ihn braucht, nun einen Ersatzparkplatz?
Aurisch: Allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich im Bauamt gemeldet haben, konnte ein Ersatzparkplatz für den ersten Bauabschnitt zur Verfügung gestellt werden. Wir hoffen, dass die Leute, die einen Ersatzparkplatz nach Abschluss des ersten Bauabschnitts nicht mehr benötigen, diesen auch wieder zurückgeben, damit für den zweiten Bauabschnitt wieder genügend zur Verfügung stehen. Wir haben einen Rückgabeerinnerungsservice eingerichtet.
Gab’s beim Aufreißen der Straße schon Überraschungen?
Eiling: Die Maßnahme findet im Bestand statt. Jeder, der schon einmal etwas Bestehendes erweitert oder umgebaut hat, musste schon erfahren, das nicht immer alle baulichen Begebenheiten in Plänen und Unterlagen enthalten sind. Nach dem Öffnen der Straße und Freilegen der vorhandenen Kanalrohre musste festgestellt werden, dass die in den Plänen und Unterlagen enthaltenen Kanalgrößen von den verbauten Kanalrohren abweichen. Es konnte durch entsprechende Übergangsstücke für die vorgefundenen größeren Kanalrohre aber doch eine fachgerechte Lösung zum Anschließen von den neuen Schachtbauwerken und Kanalrohren gefunden werden.
Sind die Kosten bis jetzt wie in der Planung vorgesehen?
Aurisch: Ausgehend vom bisherigen Ergebnis des ersten Bauabschnitts sehen wir die Kosten innerhalb der Planung. Wir können allerdings nicht abschätzen, ob und wenn ja, in welcher Höhe die Corona-Pandemie noch Kosten verursachen wird.
Wann wird voraussichtlich mit dem zweiten Abschnitt begonnen?
Eiling: Wir gehen davon aus, dass wir – sofern die Corona-Pandemie keine Verzögerungen auslöst – mit dem zweiten Bauabschnitt wie geplant ab Mitte Juni 2020 beginnen und mit dem geplanten Ausführungszeitraum von drei Monaten auskommen werden.
Plant die Stadt nach Ende der Corona-Krise eine Zusammenkunft mit Anwohnern – vielleicht ein Art Bergfest?
Aurisch: Es war vorgesehen, nach dem vierten Bauabschnitt ein Bergfest zu veranstalten. Inwieweit das durch die Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen möglich sein wird, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall ist es wichtig, dass wir eine Gelegenheit finden, um den betroffenen Anwohnern für ihre Geduld zu danken. Das darf nicht untergehen.
Welche Maßnahmen könnten nach der Corona-Krise den Geschäftsleuten helfen?
Aurisch: Die jetzige Krise überlagert natürlich alles. Direkte Hilfen in Geld scheiden hier in der Regel aus, da die beihilfe- und wettbewerbsrechtlichen Hürden sehr hoch sind. Wo wir Vermieter sind, können wir Mieten stunden oder in besonderen Einzelfällen auch erlassen. Das ist in der Karlsruher Straße aber nicht der Fall. Werblich können wir aber sicher unterstützen. Wir hoffen, dass nach dem Ende der Corona-Beschränkungen auch in der Karlsruhe Straße die Dinge weitgehend normal hochgefahren werden können.
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