Höhepunkt der Straßenfasnacht (mit Fotostrecke)

Beim Fasnachtszug in Schwetzingen lassen sich Stars blicken

Bestes Wetter und eine feierfreudige Meute: Der 68. Kurpfälzer Fasnachtszug in Schwetzingen war wieder einmal ein absoluter Höhepunkt bei der Straßenfasnacht. Und sogar Stars aus dem Showbusiness schauten vorbei ...

Von 
Katja Bauroth
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Immer wieder ein Hingucker: die Tanzpaare der Schwetzinger Carneval-Gesellschaft. © Andreas Gieser

Schwetzingen. Die jungen Gutseljäger hatten ihre wahre Freude: Beim 68. Kurpfälzer Fasnachtszug in Schwetzingen flogen am Dienstagnachmittag ordentlich Bonbons, Popcorntüten, zwischendurch Flummis und die Schwetzinger Carneval-Gesellschaft verteilte sogar Armbänder. Selbst Schoko-Weihnachtsmänner gab’s (von der Polarcrew) und Taschentücher. Letztere vermutlich, um am heutigen Aschermittwoch das Ende der fünften Jahreszeit zu betrauern.

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Kurpfälzer Fasnachtszug in Schwetzingen - so lässig war's

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Doch zuvor wurde erst noch einmal ordentlich gefeiert. „Es ist einfach toll hier. Wir sind gern in Schwetzingen dabei“, schmetterte Niklas Geschwill, der Präsident der Brühler Kollerkrotten, vom Elferratswagen der Ehrentribüne und dem Fasnachtszugkomitee entgegen. Zugmarschallin Sibylle Karle, die die Spitze des närrischen Lindwurms bildete, und das Team um Vorsitzenden Thomas Kreichgauer hatten fantastische Arbeit geleistet, die zu Recht gewürdigt gehört.

Freddie Mercury feiert sein Comeback in Schwetzingen ... oder besser gesagt: seine Wiederauferstehung. Danke, Markus Bürger, für diesen Hingucker! © Katja Bauroth

Fasnachtszug in Schwetzingen: Wenn der Moderator und Bürgermeister Seidel singen

Unser Redakteur und Herzblutfasnachter Andreas Lin moderierte in gewohnt launiger Manier und stimmte mit Oftersheims Bürgermeister Pascal Seidel (im pinkfarbenen 1980er-Jahre-Trainingsanzug) ein Lied an, als der CC Grün-Weiß Oftersheim mit Prinzessin Sarah III. samt der Ofdascha Buzzel Hexen vorbeizog. Da hätte eigentlich Freddie Mercury mit einstimmen können. Sein Mikro hatte der wiederauferstandene Frontmann der Band „Queen“ dabei und im Arm einen Blanc de Noir – in den sehr lässigen Verkleidungen steckten CDU-Gemeinderat Markus Bürger und seine Frau Steffi.

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Überhaupt waren viele tolle Kostüme auszumachen – nicht nur unter den Tausenden Gästen (die Polizei schätzt 20.000), die die Strecke säumten. Das von Bodo Erken zum Beispiel. Er ist frisch nach Schwetzingen gezogen und „ritt“ auf seinem aufblasbaren Pferd als Cousin von John Wayne und Lucky Luke vor.

Bodo Erken und Oliver Engert vom Stadtmarketing sind gerüstet für die Fasnacht in Schwetzingen. Die Kostüme jedenfalls sind klasse! © Katja Bauroth

Als Kölner weiß er wohl, wie Karneval gefeiert wird, und war ganz angetan, was in Schwetzingen auf die Beine gestellt wird. Er erlebte seinen ersten Umzug in der Kurpfalz und der dürfte Eindruck hinterlassen haben. Ein weiterer Favorit bei den Kostümierungen: ein „Durchfeier-Rezept“ für einen Kasten Bier. Na dann: Gute Besserung!

Fasnachtszug in Schwetzingen: "The Lämm" is in "The Länd"

Auf der Ehrentribüne tummelten sich ein Minion (CDU-Bundestagsabgeordneter Olav Gutting), gleich zwei Priester (Pfarrer Uwe Lüttinger als echter und Simon Abraham von der IG Vereine in der Fasnachtskutte), Zauberer Harry Potter (SPD-Stadtrat Robin Pitsch), mit Blick auf den Baden-Württemberg-Slogan „The Länd“ wunderbar satirisch angehaucht „The Lämm“ (Grünen-Landtagsabgeordneter Dr. Andre Baumann als Schäfchen) und eine gewiefte Panzerknackerin (Mozartgesellschaftspräsidentin Rosa Grünstein). Oberbürgermeister Dr. René Pöltl hatte sein Laserschwert als „OB-Wahn“ (Obi-Wan von Star Wars lässt grüßen) und dann auch noch eine kleine lila Kuh am Gürtel, die ihm die First Lady Viktoria I. vom Mannheimer Club der Knöchelträger zuwarf. Bürgermeister Matthias Steffan blühte als Gärtner auf und sorgte als Tribünengastgeber dafür, dass alle dort versammelten „Pflänzchen“ „Dünger“ bekamen.

Die Preisträger

  • Die drei besten Wagen: 1. BKA02 „Pooh-Litiker im Einsatz: Honigpartei sucht Wähler!“, 2. Hoggema Jugend „1001 Nacht – mit unserer Wunderlampe wird Frieden in die Welt gebracht“, 3. FCC Fides-Carneval-Club Ketsch „Vorsicht Gefahr, China-Drache schluckt alles“.
  • Die drei besten Gruppen: 1. Hoggema Jugend „1001 Nacht – mit unserer Wunderlampe wird Frieden in die Welt gebracht“, 2. Die Leimbachstelzen „Ein letztes Mal werden wir nun als Leimbachstelzen bei einem Umzug mitgehen. Macht’s gut, wir sagen Euch Tschüss, Adieu, auf Wiedersehen“, 3. Sängerbund und Liederkranz „Der Schlossgarten ein Blumenmeer – wann kommt zu uns die Buga her“.
  • Die Preisrichter: Dr. René Pöltl, Pascal Seidel, Jutta Schuster, Katja Bauroth, Simon Abraham, Oliver Engert

Er hätte sich auch prima bei den mit herrlichen Blütenflügeln sowie Blütenkronen ausstaffierten Damen der Gärtnerei Stelzer oder im Kooperationstrupp von Sängerbund und Liederkranz aus Schwetzingen einreihen können. Die singenden Gärtner und Blumenladys (ganz toll der Hut von Britta Reif!) fragten nämlich zurecht: Wann kommt die Buga hierher? Genau genommen haben die Schwetzinger das ganze Jahr über eine Bundesgartenschau dank des traumhaften Schlossgartens. Na und die Seilbahn könnte auch vom Schälzig aus zum Schlossplatz gelegt werden – für den Hirschacker findet sich dann auch noch eine Lösung (die Deutsche Bahn lässt man da aber besser außen vor).

Der Sängerbund dürfte die älteste Teilnehmerin und den jüngsten Teilnehmer gestellt haben: Ilse Fackel-Kretz (91 Jahre, l.) und Joshua, 15 Monate. Er wurde von der stolzen Omi Sabine Rebmann im Wagen geschoben. © Rebmann

Fasnachtszug in Schwetzingen: Applaus für älteste Teilnehmerin

Über einen donnernden Extra-Applaus freute sich Ilse Fackel-Kretz. Mit 91 Jahren marschierte sie in ihrer Heimatstadt stolz bei den Sängerbündlern am Rollator und voller Eifer mit.

Das traf auch auf Hannelore „Hanni“ Schornick, die Gründerin der Leimbachstelzen, zu. Zum letzten Mal hatte die Fußgruppe, die sich vor mehr als 20 Jahren aus einem Gefüge von Freunden, Bekannten und deren Kindern herausbildete, ihren großen Auftritt.

Mit ihren azurblauen Roben, pinkfarbenen Perücken und gelben Boas waren sie von Weitem erkennbar. Sie genossen noch einmal sichtlich das Bad in der Menge. „Wir werden älter und finden keinen Nachwuchs. Deshalb haben wir beschlossen, aufzuhören“, erzählte „Hanni“ Schornick am Rande.

Fasnachtszug in Schwetzingen: Leimbachstelzen sagen Adieu

Die Leimbachstelzen waren eine Fasnachtsgruppe aus Leidenschaft. Deshalb fällt der Abschied nicht leicht. „Es tut weh zu gehen, der Gang heute ist schwer“, meinte „Hanni“ Schornick und blickte auf einen großen Motivwagen – ein Beispiel dafür, wie sich die Straßenfasnacht verändert hat.

Macht’s gut, liebe Leimbachstelzen! Schön war’s all die Jahre mit euch. Wir hoffen auf ein Wiedersehen – irgendwann, irgendwie, irgendwo. Ahoi! © Andreas Gieser

Doch das ist das Schöne an Schwetzingen: Noch gibt es solche kleinen Gruppen mit Lokalkolorit.

Fasnachtszug in Schwetzingen: Barbie und Ken schieben keine ruhige Kugel

Zu ihnen zählten auch das Bowlingcenter Schwetzingen, das „Barbie & Ken – die Glamour-Bowler in pink“ mitgebracht hatte, passend zum Kino-Hit des vergangenen Jahres. Richtig klasse: der kunterbunte Hexenhaufen, eine Gruppe von St. Thomas aus Schwetzingen. Die wurde auch vom rasenden Fasnachtszugmoderator Tobias Kreichgauer interviewt und freute sich sichtlich darüber.

Der KC Phoenix Schwetzingen reihte sich samt Stadtprinzessin Jessica I. beim PCC Plankstadt mit ein. Plankstadt Bürgermeister Nils Drescher radelte dort mit ihrer Hoheit Jürgen I. mit und bekam scheinbar vom Ketscher Kollegen Timo Wangler sportliche Geheimtipps. Letzterer feuerte natürlich seine Leute an: Der Fides-Carneval-Club Ketsch gehörte mit zu den tollsten Wagen und kritisierte die Wirtschaftspolitik: „Der China-Drache schluckt alles“.

Mit einfallsreichen Kostümen ausgestattet warten die Zuschauer auf den Beginn des Umzugs. © Bauroth

Die Ketscher reihten sich nach der Jurywertung hinter der Hoggema Jugend ein, deren Wunderlampe hoffentlich schnell den Frieden in der Welt bringt, und den gelben Winnie-Pooh-Bären des BKA 02, die als „Pooh-Litiker“ mit ihrer Honigpartei Wähler suchten.

Tolle Gruppe, die Livemusik auf ihrem Wagen spielt und einen Elvis-Nachahmer singen lässt: „de Knackies“ von Jailhouse Rock. © Andreas Gieser

Richtig abgefahren: Jailhouse Rock. „De Knackies“ hätten eigentlich einen Sonderpreis verdient gehabt, spielten sie doch Livemusik und ein Elvis sang dazu.

Fasnachtszug in Schwetzingen: DRK hat alle Hände voll zu tun

Die Sonne begleitete zwei Stunden lang die Gruppen und Wagen, 95 wies das Programm offiziell aus. Dann zogen dunklere Wolken an diesem warmen Februartag auf. Vom Himmel her blieb es zwar trocken, doch feucht-fröhlich ging’s schon lange im Stadtkern zu. Die Lokale füllten sich schnell nach Zugende und auch die Lore-Eichhorn-Halle, in der die Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes alle Hände voll zu tun hatten. 55 DRK-Helfer kümmerten sich am laufenden Band um junge Erwachsene, die stark alkoholisiert waren. Alle Pritschen waren zeitweise belegt, konnte bis Redaktionsschluss in Erfahrung gebracht werden. Manchmal wäre es eben besser, wenn es nur bei Gutseln bleiben würde.

(mit Jakob Roth)

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

Thema : Fasnacht rund um Schwetzingen und Hockenheim

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