Schwetzingen. Als „Bilder mit Wohlfühlcharakter“, bezeichnete Johannes Schwald, Geschäftsführer bei Hermann Müller GmbH & Co. KG, mit ein wenig Wehmut bei der Finissage der Schwetzinger Ausstellung „Farbenrausch“ die Bilder der Oftersheimer Künstlerin Stephanie Kolb.
Insgesamt eineinhalb Jahre schmückten die kunterbunten Gute-Laune-Bilder die Wände im Ausstellungs- und Verkaufsraum des Badausstatters, der in den Räumen den Industrielook der alten Keksfabrik in die neue Nutzung integrierte. Eine trendige Baderaumwelt, in die sich perfekt ausgeleuchtet Kunst integrieren lässt. Mit den in der „Negative Painting“-Technik entstehenden Bildern von Stephanie Kolb haben Künstlerin und Aussteller einen Hingucker-Akzent in der eher grauen Zeit der Pandemie gesetzt, deren Einschränkungen es verhinderten, eine Vernissage zu veranstalten.
Die Finissage mit gutem Besuch setzte jetzt einen gebührenden Schlussstrich. „Immer wieder einmal wechselten die Bilder, bei Verkauf oder wie aktuell, zu einer parallel laufenden Ausstellung“, schilderte Schwald und dankte der Künstlerin, ihrem Mann Martin für die Idee, den Geschäftseingang als Lichtprojektionsfläche zu nutzen, und nicht zuletzt bereits vorab Pia Kolb, die bei der Finissage ihr Debüt als Sängerin vor Publikum feierte.
Manfred Kern, als Kunstkenner, Musiker und ehemaliger Landtagsabgeordneter bekannt, freute sich zumindest am Ende der Ausstellung einige Worte beisteuern zu können, war er doch schon für die Vernissage geladen, die wegen des Lockdowns ausfiel. Man habe hier als Künstlerin und als Aussteller den Mut bewiesen, „Kunst in einer schwierigen Zeit Raum zu geben“, unterstrich Kern. Die Maltechnik beschrieb er vom Entstehen des ornamentalen Hintergrunds, der nach dem Aufsetzen von gegenständlichen Abbildungen an diversen Stellen durchscheint, und dem final gemalten Bild Tiefe und Charakter verleiht. „Stephanie Kolb hat viele Tiere gemalt, die uns regelrecht anschauen“, forderte Kern auf, im Nachgang des offiziellen Teils sich in die Betrachtung zu vertiefen.
Den besonderen Touch gab der gemeinsame Auftritt von Kern mit der Tochter der Künstlerin, Pia, die von Udo Lindenberg „Wozu sind Kriege da?“ (aus dem Jahr 1981) sang – als Premiere mit Bauchkribbeln, wie sie verriet. Aber auch bedeutungsvoll in der aktuellen Situation, die an den Kindern nicht spurlos vorübergeht. Dass sie bereits einen intensiven Blick auf die Natur, also die Umwelt um sich herum nimmt, manifestierte die Schülerin mit dem „Earth Song“ (1995) von Michael Jackson, der die Ausbeutung und Zerstörung von Natur und Umwelt zum Inhalt hat. Der Beifall für den Mut und die Darbietung zeugte von großer Begeisterung.
Stephanie Kolb selbst dankte den Gästen und für die Möglichkeit, die Räumlichkeiten zu nutzen. Auch für sie ende nun eine lange Zeit der Ausstellung, die sie sehr gerne bestückt und betreut habe. Bei Sekt, Wein und Häppchen verweilten die Gäste gerne, ließen die Bilder auf sich wirken und setzten die Kaufoption auf das eine oder andere.
Lange bleiben die Wände bei Müller am Odenwaldring 8 nicht leer, ab 25. Juni schmückt die Fotokunst von Udo Thiedecke unter dem Titel „serie sanitär“ den Raum. Vernissage ist am 25. Juni, 19 Uhr.
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