Neuerscheinung - Bedeutung und Geschichte erstmals vereint

Buch über die Achse durch die Kurpfalz

Von 
Katja Bauroth
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© lenhardt

Schwetzingen. „Die Kurpfalzachse. Königstuhl – Schwetzingen – Kalmit“ heißt das neueste Buch von Herausgeber Wolfgang Schröck-Schmidt. Der Historiker erzählt mit weiteren Autoren darin die Geschichte dieser bekannten Achse. Wir sprachen mit ihm darüber.

Herr Schröck-Schmidt, Sie haben mit einigen weiteren Protagonisten ein neues Buch veröffentlicht: Um was geht es darin?

Wolfgang Schröck-Schmidt: Es geht um die Achse Königstuhl – Kalmit, auf der bekanntlich das Schwetzinger Schloss liegt. Über die Jahrhunderte wurde die Achse gesehen und über die verschieden Epochen genutzt. Einmal als Landmarke für die Heidelberger Kurfürsten, die von Heidelberg aus über das Schwetzinger Schloss hinweg ihr Gebiet die „Pfalz bei Rhein“ eindrucksvoll in Szene setzten. Wir erzählen die Geschichte der Achse über 600 Jahre Pfälzer Geschichte. Von der Ersterwähnung des Schlosses von 1350, zum Renaissance-Neubau um 1530, wo man zum ersten Mal die Landschaft und den die Schönheit des Ausblicks auf die Bergstraße und Heidelberg wahrnahm. Nach dem 30-jährigen Krieg wurde eine Schnellstraße auf der Achse errichtet, damit der Kurfürst Carl Ludwig schneller von Heidelberg nach Schwetzingen kam, um seinen Geliebte Luise Degenfeld zu besuchen. Im 18. Jahrhundert entsteht dann die Maulbeerbaumallee entlang der Achse und die gesamte Kurpfalz wird an der Ideallinie vermessen. Im 19. Jahrhundert legt man auf die Achse die Eisenbahnlinie Heidelberg – Schwetzingen – Speyer. Im 21. Jahrhundert kommt dann der Radschnellweg, der die geschichtsträchtige Achse in Zukunft neu beleben wird.

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Warum ist die Achse so bedeutungsvoll?

Schröck-Schmidt: Als Landmarke hat die Achse eine lange für die Region bedeutungsvolle Geschichte. Sie verbindet nicht nur traditionell die alte Residenz in Heidelberg mit der Sommerresidenz in Schwetzingen, vielmehr ist sie eine als über 650 Jahre gesehene Ideallinie, die identitätsstiftend für die gesamte Region steht. Die Nutzung einer solchen Achse kennt man seit der Renaissance bisher nur in Italien und ist ein Beleg für unglaubliche Modernität unserer Region seit den letzten 500 Jahren.

Gibt es Erkenntnisse, die Ihnen bei der Erarbeitung des Buches gekommen sind und die Sie überrascht haben?

Schröck-Schmidt: Wir haben das Buch gemacht, weil es bisher kaum Literatur zu der Achse gegeben hat. Zudem möchten wir auf die Bedeutung der Landmarke hinweisen und für ihren Erhalt werben. Überrascht hat mich die Bedeutung der Achse in der Zeit der Renaissance und ich denke, dass hier noch im Vergleich mit anderen Achsen viel entdeckt werden kann. Auch die vielen historischen Kleinigkeiten, dass das Straßenbebauen der Achse auf die Zeit um 1670er Jahre zurückgeht oder auch die genaue Datierung der Anlage der Maulbeerallee. Ebenso die Entdeckung, dass die Geschichte um die Abholzung des Ketscher Waldes wegen der Achse im frühen 18. Jahrhundert nicht stattgefunden hat, freut mich natürlich als Heimatforscher. Doch die wichtigste Erkenntnis ist, dass sich über Jahrhunderte unsere Vorfahren um die Pflege und den Erhalt der Achse für die regionale Identität bemüht haben und dass wir heute das Erbe fortsetzen sollten.

Die Kurpfalzachse. Königstuhl – Schwetzingen – Kalmit: von Thomas Bührke, Katharina Ungerer-Heuck, Lars Maurer, Matthias Steffan, Elisabeth Kröger. Herausgeber Wolfgang Schröck-Schmidt, 16,40 Euro. kaba

Autor Katja Bauroth liebt Begegnungen und Storys - im Lokalen und auf Reisen.

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